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Kategorie: Krimis

Kriminaldirektorin Liane Brennecke hätte eigentlich Angst um ihr Leben haben müssen, aber dem war nicht so. Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie war sich selbst fremd geworden. In diesem Folterkeller war etwas mit ihr geschehen. Etwas war aus dem Körpergefängnis geflohen und hatte sich in Sicherheit gebracht. Ein Seelenanteil von ihr war entkommen.
Sie sorgte sich um ihre geistige Gesundheit. War sie kurz davor, verrückt zu werden, oder hatte sie diese Schwelle bereits in dem Rattenloch überschritten, in dem er sie gefangen gehalten hatte? Um wieder ganz zu werden, musste sie ihn erledigen. Dazu brauchte sie einen Köder und ein Werkzeug. Niemand erschien ihr geeigneter als dieser Rupert alias Frederico Müller-Gonzáles.

Ostfriesische Jagd 

Autor: Klaus-Peter Wolf 
Verlag: Fischer
Erschienen: 01. Juni 2021
ISBN: 978-3-596-70007-3
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Kaum hat er den ersten Undercover-Einsatz überstanden, hat Kriminaldirektorin Liane Brennecke einen weiteren – nicht ganz uneigennützigen – Auftrag für Rupert beziehungsweise Frederico Müller-Gonzáles. Erneut schlüpft Rupert in die Rolle des Drogenbosses und trifft Vorbereitungen, um Geld der italienischen Mafia zu waschen. Allerdings lauern weiterhin überall Gefahren und nicht nur er gerät ins Visier der skrupellosen Gegner..

Klaus-Peter Wolf nutzt hauptsächlich bereits bekannte Elemente und Aspekte aus dem ersten Band, die – wie schon zuvor – mal mehr, mal weniger gut funktionieren.


Stil und Sprache
In Anlehnung an den ersten Band wird erneut auf klassische Kapitelunterteilungen verzichtet. War es zunächst noch ein Kompass, läutet diesmal im wahrsten Sinne des Wortes eine Glocke den anstehenden Orts- oder Perspektivwechsel ein. An sich ein sinnvolles Element, bringt es trotz allem eine gewisse Unruhe ins Geschehen. Dabei bietet dieses inhaltlich schon mehr als genug Aufregung, da wäre eine solide Basis was die Struktur angeht durchaus nicht verkehrt. Absurde, aber auch gefährliche Situationen geben sich die Klinke in die Hand, hier ist volle Konzentration gefragt, ein Umschwenken zwischen humorvollen und ernsten Passagen kommt unangekündigt. Und doch kann der Spannungsaufbau nicht über die gesamte Distanz beibehalten werden.

Generell sollte man sich beim Lesen an die chronologische Reihenfolge halten, nichtsdestotrotz ist die Erzählung so aufgebaut, dass möglichst wenige Fragen offen bleiben, sollte man doch mit dem hier vorliegenden Band begonnen haben. Das Aufgreifen vorangegangener Ereignisse hilft sicherlich auch Lesern, die den Auftaktband kennen, sich aber nicht mehr an alle Abläufe erinnern.

Die Darstellung aus der beobachtenden Perspektive gewährt dem Leser einen umfassenden Einblick in die Geschichte. Die unterschiedlichen Handlungsstränge lassen sich mit der Zeit immer besser verknüpfen, wodurch es sogar zu dem ein oder anderen Aha-Moment kommt. Dennoch bleibt bis zum Schluss noch einiges offen, schließlich muss auch weiterhin ausreichend Material für mindestens einen weiteren Band vorhanden sein. Von großartigen Überraschungen wird dennoch abgesehen, vielmehr steht und fällt die Erzählung mit den Charakteren und ihren Eigenheiten. Zuweilen sprachlich etwas holprig, im Großen und Ganzen aber weitestgehend flüssig zu lesen.


Figuren
Zum zweiten Mal schlüpft Rupert nun in die Rolle des Drogenbosses. Man sollte meinen, der Auftrag würde dem Leser den Charakter näherbringen oder zumindest seine Entwicklung verdeutlichen. Sicherlich werden Ansichten, Bedenken und Gedanken geschildert, nichtsdestotrotz ist die Betrachtung leider weiterhin recht oberflächlich, man vermisst die Tiefe in der Darstellung der Figur.

Dieses Gefühl zieht sich durch die komplette Belegschaft, was ziemlich schade ist, da man gerade bei dem ein oder anderen gerne hinter die Fassade geblickt hätte. Vom Umfang des Buches her wäre dies ohne weiteres möglich gewesen.


Aufmachung des Buches
Der Pilsumer Leuchtturm auf dem Cover des Taschenbuchs ist sehr dominant und zieht selbstverständlich sofort die Blicke auf sich. Gleichzeitig zieht der Himmel sich zu, wodurch wieder eine gewisse Unruhe ausgestrahlt wird, obwohl eigentlich nichts geschieht. Der Reihencharakter bleibt auf Grund des 'Stempels' erhalten, hier stellt der Betrachter sofort eine Verbindung her.


Fazit
Im direkten Vergleich lässt sich eine minimale Steigerung zum ersten Band feststellen. Einen Höhenflug legt der zweite Band allerdings leider auch nicht hin.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Rupert undercover. Ostfriesische Mission