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Kategorie: Thriller

Als Jonah das Blut roch, war ihm klar, dass er in Schwierigkeiten steckte.

Jonah Colley ist Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei. Seit sein Sohn Theo vor zehn Jahren spurlos verschwand, liegt sein Leben in Scherben. Damals brach auch der Kontakt zu seinem besten Freund Gavin ab. Nun meldet Gavin sich überraschend und bittet um ein Treffen. Doch in dem verlassenen Lagerhaus findet Jonah nur seine Leiche, daneben drei weitere Tote. Fest in Plastikplane eingewickelt, sehen sie aus wie Kokons. Eines der Opfer ist noch am Leben. Und für Jonah beginnt ein Albtraum…

 

Die Verlorenen 

Originaltitel: The Lost
Autor: Simon Beckett
Übersetzer: Karen Witthuhn und Sabine Längsfeld
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 07/2021
ISBN: 978-3805200523
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Jonah Colley ist zwar Polizist, aber der Zusammenhang, in dem sein Kollege Gavin ihn um ein Treffen bittet, ist eindeutig privat, denn Gavin und Jonah verbindet viel. Doch vor Ort ist alles anders und Jonah gerät in etwas hinein, das er weder überblicken noch beherrschen kann.

Simon Beckett hat mit Jonah Colley eine ganz andere Art von Ermittler geschaffen, als es sein bisheriger Hauptcharakter David Hunter war. Jonah ist kein Wissenschaftler, sondern ein Mann der Tat und geht folglich völlig anders an diesen Fall heran, als David Hunter es tun würde. Damit ergibt sich eine ganz andere Art von Thriller, was man allerdings mögen muss, wenn man die etwas weniger actiongeladene Art der David-Hunter-Thriller gewohnt ist.


Stil und Sprache
Alles beginnt mit dem entscheidenden Satz: „Als Jonah das Blut roch, war ihm klar, dass er in Schwierigkeiten steckte.“ Und genauso geht es auch weiter – alles passiert Schlag auf Schlag und weder Jonah Colley, noch seine Leser kommen dazu, zwischendurch Luft zu holen. Simon Beckett spart außerdem auch nicht an Details, sowohl die Verletzungen der Mordopfer, als auch Jonahs jeweiliger Zustand werden eingehend dargestellt, so dass es mir an manchen Stellen schon etwas zu viel wurde. Erzählt wird die komplette Handlung aus Jonahs Sicht, so dass man als Leser immer ungefähr auf dem gleichen Stand ist wie er.

Wie gesagt, ist Jonah Colley komplett gegensätzlich zu David Hunter und so hinterlässt „Die Verlorenen“ einen etwas zwiespältigen Eindruck bei mir. Einerseits ist die Geschichte durchgängig spannend und vor allem im letzten Viertel kann man das Buch kaum aus der Hand legen, andererseits ist die Geschichte auch ziemlich brutal und schreckt zumindest mich immer mal ein bisschen ab. Was mir auch noch nicht klar ist, wie es mit Jonah Colley weitergehen soll, denn eigentlich ist die Geschichte doch ziemlich abgeschlossen und deutet nicht unbedingt auf eine Fortsetzung hin. Wir werden sehen…


Figuren
Ist mir Jonah Colley sympathisch? Ich weiß es nicht so genau. Einerseits hat er durchaus sympathische Züge an sich und scheint auch jemand zu sein, der die Dinge nicht auf die leichte Schulter nimmt und sich in andere hineinversetzen kann. Andererseits agiert er zumindest oft sehr unüberlegt und teilweise sogar naiv, das scheint mir für ein Mitglied einer Spezialeinheit nicht angemessen zu sein. Wie er und seine Frau zudem mit ihrer Ehe umgegangen sind, das passt nicht so ganz in mein Weltbild, also bleibe ich ihm gegenüber zumindest skeptisch.

Die weiteren Figuren bekommen – da Jonah die meiste Zeit als buchstäblicher Einzelkämpfer unterwegs ist – zwangsläufig weniger Aufmerksamkeit, dank des Könnens von Simon Beckett wirken sie aber dennoch nicht hölzern, sondern vielfältig und an manchen Stellen durchaus neu und unverbraucht.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Cover das Lagerhaus, in dem für Jonah Colley alles beginnt, die düstere Schwarzweißaufnahme spiegelt die Atmosphäre des Buches perfekt wider. Innen gibt es 36 nummerierte Kapitel und sonst keine Besonderheiten. Ein Lesebändchen komplettiert die hochwertige Ausstattung.


Fazit
Spannend und überraschend brutal ist der Auftakt der neuen Thrillerserie von Simon Beckett – nichts für zarte Seelen. Von mir gibt es zwar keine uneingeschränkte Empfehlung, aber reinlesen lohnt sich dennoch.


4 Sterne


Hinweise
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