Smaller Default Larger

Eine abgründige und urkomische Geschichte über die schönste Zeit des Jahres: die Ferien!

Die Einladung klingt perfekt: Eine Woche Ferien in einem idyllischen Haus in Frankreich. Einfach mal wieder die Seele baumeln lassen. Süßes Dolcefarniente genießen. Und natürlich: Essen wie Gott in Frankreich! Doch leider kommt es dann so, wie es oft kommt: Ganz, ganz anders.

 

Fremde Freunde 

Autor: Max Küng
Verlag: Kein & Aber
Erschienen: 05/2021
ISBN: 978-3036958385
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Drei Schweizer Paare treffen sich in einem Haus in Frankreich, um gemeinsam eine Woche Ferien zu machen. Über ihre miteinander befreundeten Kinder haben sie sich kennengelernt und die Einladung der Hausbesitzer Jean und Jacqueline an die anderen hat einen nicht ganz uneigennützigen Hintergrund: Die Kosten für das riesige alte Haus wachsen ihnen über den Kopf und sie wollen die beiden anderen Paare davon überzeugen, sich an dem Haus finanziell zu beteiligen. Dumm ist nur, dass es nicht ganz so läuft, wie Jean und Jacqueline sich das vorgestellt hatten und dass jede Menge Unvorhersehbares geschieht, was ihre Pläne zu durchkreuzen droht…

Max Küng muss selbst ein Ferienhaus in Frankreich besitzen, anders ist es nicht zu erklären, wie genau er die Dinge auf den Punkt bringt. Von Anfang an zieht er seine Leser tief hinein in die Abgründe des Ferienhauslebens und erzählt eine wahrhaft böse Geschichte mit einer Leichtigkeit, die auch zu Hause sofort für Urlaubsstimmung sorgt.


Stil und Sprache
Max Küng beginnt mit einem kurzen Kapitel über das Haus in Saint-Jacques-aux-Bois, bevor er in vielen kurzen Kapiteln immer abwechselnd die sechs Protagonisten erzählen lässt. Dabei lässt er keine Peinlichkeit aus und seine Charaktere immer wieder aufeinander prallen, ohne dass sie selbst es aussprechen können oder wollen, schließlich ist man zu Gast oder eben Gastgeber. Da hält man sich lieber zurück und es ergeben sich wahrhaft skurrile Szenen, etwa wenn Filipp eine Tour auf dem Rennrad in Jogginghose antritt und sich einen Wolf fährt, das aber nie im Leben zugeben würde. Seine Verrenkungen vor dem Spiegel, um den Schaden zu betrachten, sind purer Slapstick und haben trotzdem etwas Ernsthaftes und irgendwie Trauriges an sich.

Und auch wenn die Geschichte an der Oberfläche etwas vor sich hin zu trödeln scheint, so baut sich unterschwellig eine subtile Spannung auf, denn es passieren immer wieder Dinge, die sich nicht erklären lassen. Man verdächtigt sich gegenseitig, zum Beispiel die Haustür nicht richtig geschlossen zu haben, offene Worte findet aber niemand. So kommt es irgendwann zum großen Knall, aber was genau passiert, muss natürlich jeder selbst lesen.


Figuren
Jean und Jacqueline sind im Prinzip glücklich miteinander, aber ihre Selbständigkeit läuft nicht gut und das Geld ist knapp. Um die beiden anderen Paare für eine Beteiligung am teuren Ferienhaus zu gewinnen, ziehen sie alle Register, sei es, dass Jean jeden Abend für alle kocht und ihm dabei nur das Beste gut genug ist, sei es, dass Jacqueline alles versucht, sich mit Salome und Veronika anzufreunden, was aber nur mäßig funktioniert, denn die drei Frauen sind sehr verschieden.

Bernhardt und Veronika haben die Einladung nach Frankreich nur widerwillig angenommen, denn eigentlich planen sie akribisch ihre Trennung. Gedanklich gehen sie schon längst ihre eigenen Wege und als die anderen vier das mitbekommen, ist der Schock groß. Salome und Filipp haben auch so ihre Probleme und passen eigentlich überhaupt nicht zusammen, was ab und zu für absurde Situationen sorgt.

Sie alle werden in kurzen, knappen Sätzen perfekt charakterisiert, ohne sie lächerlich zu machen, aber eben auf den Punkt. So besteht Salome zu Beginn darauf, noch einmal umzukehren, weil sie den Ausweis ihres Sohnes vergessen hat und Filipp hänselt sie deswegen, wird aber eines Besseren belehrt, als sie an der Grenze abgewiesen werden und doch noch umdrehen müssen. Hier beweist Max Küng ein feines Gespür für die Abgründe des menschlichen Wesens und zerlegt bestimmte Charakterzüge fein säuberlich in ihre Einzelteile. Wunderbar gemacht!


Aufmachung des Buches
Das fest gebundene Buch hat einen gestreiften Leinenstoff als Cover und verfügt über ein dunkelblaues Lesebändchen. Die Geschichte ist in die sechs Ferientage unterteilt und diese wiederum in kurze, nur wenige Seiten lange Kapitel mit französisch-deutschen Titeln. Eine wunderschöne Aufmachung, die einen das Buch kaum aus der Hand legen lässt.


Fazit
Ein Buch über einen Urlaub, in dem man nicht selbst sein möchte. 400 Seiten perfekte Ferienlektüre!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo