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So eine luxuriöse Seniorenresidenz, möchte man meinen, sei ein friedlicher Ort. Das dachte auch die fast achtzigjährige Joyce, als sie in Coopers Chase einzog. Bis sie Elizabeth, Ron und Ibrahim kennenlernt, sie früher einmal Geheimagentin, die beiden anderen Gewerkschaftsführer und Psychiater. Sie wird Teil ihres Clubs, der sich immer donnerstags trifft, um ungelöste Kriminalfälle aufzuklären. Ein Mord vor ihrer Haustür ist für die vier Senioren da natürlich ein gefundenes Fressen. Sie mögen nicht mehr die Jüngsten sein, aber an Scharfsinn und Witz leiden sie nun wahrlich keinen Mangel. Da staunt selbst die Polizei.

 

Der Donnerstagsmordclub 

Originaltitel: The Thursday Murder Club
Autor: Richard Osman
Übersetzer: Sabine Roth
Verlag: List
Erschienen: 05/2021
ISBN: 978-3471360149
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als die Witwe Joyce nach Coopers Chase zieht, befürchtet ihre Tochter zunächst, dass sie sich in der Seniorenresidenz zu Tode langweilen wird. Doch weit gefehlt: Joyce schließt sich dem Donnerstagsmordclub an und ermittelt gemeinsam mit Elizabeth, Ron und Ibrahim in ungelösten Kriminalfällen. Doch dann ereignet sich ein Mord direkt vor der Haustür und die alten Fälle müssen zurückstehen und Platz machen für aktuelle Ermittlungen. Dass die vier Senioren nebenbei auch die junge Polizistin Donna um den Finger wickeln, ist ein angenehmer Nebeneffekt, denn so haben sie exklusiven Zugriff zu wichtigen Informationen.

Richard Osman hat sich ein höchst lebendiges Szenario für seinen ersten Krimi ausgedacht, denn die vier Senioren sind überaus unternehmenslustig und scheuen auch nicht davor zurück, sich mit modernen Ermittlungsmethoden wie der Nutzung von Navigationssystemen und Skype-Konferenzen zu beschäftigen – wenn auch auf ihre ganz eigene Art und Weise. Das ist nicht nur durchaus spannend, sondern an vielen Stellen ausgesprochen witzig, wenn zum Beispiel Joyce und Elizabeth den ermittelnden Kommissar unter Zuhilfenahme von Tee, Sherry und Zitronenkuchen so geschickt einwickeln, dass er gar nicht mehr anders kann als ihnen alles zu sagen, was er weiß.


Stil und Sprache
Richard Osman bedient sich verschiedener Perspektiven, um die Geschichte rund um die vier Senioren zu erzählen. Dabei nutzt Joyce hauptsächlich eine Art Tagebuch, die anderen erzählen jeweils in der dritten Person. Neben den Senioren kommen auch die beiden Polizisten zu Wort, aber auch andere Beteiligte sind ab und zu „dran“. So ergibt sich für den Leser ein buntes Bild und man hat immer wieder eine Idee, wer der Täter sein könnte. Allerdings ist am Ende dann doch alles anders…

Stilistisch gefällt Richard Osman vor allem durch seine leichtfüßige Art, mit den Tücken des Alters souverän umzugehen. Die vier Senioren sind allesamt geschwätzig und nutzen ihre vermeintliche Harmlosigkeit schamlos aus, vor allem wenn es darum geht, die Polizei zur Kooperation zu bewegen. Ganz wunderbar beschrieben und fast legendär ist auch der Ausflug mit dem Auto und die Frage, wer aus welchem Grund fahren darf oder eben nicht. Das macht unglaublichen Spaß und zeitweise gerät der Mordfall fast zur Nebensache. Was aber nicht heißt, dass nicht auch Platz für ernste Töne ist. Auf der Rückseite des Buches findet sich ein Zitat aus dem „Daily Mirror“, das diese Lektüre perfekt beschreibt: „Witzig, warmherzig und weise – einer der vergnüglichsten Romane des Jahres“ Damit ist alles gesagt und ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit dem Donnerstagsmordclub.


Figuren
Es gibt gar nicht die Art von einzelnem Protagonisten, wie man ihn vielleicht aus anderen Krimis kennt. Stattdessen ermitteln die vier Senioren gleichberechtigt mit der Polizei und bekommen auf ähnlichem Niveau die Aufmerksamkeit, die sie jeweils brauchen. Elizabeth ist die Geheimnisumwobene, als frühere Agentin hat sie ihre mehr oder weniger legalen Kontakte und nutzt diese auch aus. Ihr größtes Geheimnis ist aber ihr Mann Stephen und sein Gesundheitszustand, darüber spricht sie nicht gern. Joyce ist etwas einsam, sie trauert noch um ihren Mann Gerry und ist außerdem oberflächlich betrachtet etwas naiv. Mit ihrer unauffälligen Erscheinung bekommt sie allerdings oft mehr mit, als alle vermuten und ist so immer im Bilde über alle Entwicklungen in Coopers Chase. Ron und Ibrahim halten sich auch etwas im Hintergrund, haben aber ganz klar ihre Stärken, die sie bei Bedarf skrupellos ausspielen.

Gut gefällt mir auch das ungleiche Polizistenduo Chris und Donna. Die beiden müssen sich erst aneinander gewöhnen, gehört doch Donna eigentlich zur uniformierten Polizei und darf nur durch einen Trick der vier Senioren überhaupt an dem Mordfall mit ermitteln. Es gibt außerdem noch etliche Nebenfiguren, die alle ihre Eigenheiten haben und so für ein insgesamt sehr vielfältiges Figurenensemble sorgen. Bei allem Witz wird jedoch niemand lächerlich gemacht, alle Figuren – und mögen sie noch so schräg sein – dürfen ihre Würde behalten. Klasse gemacht!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf dem Cover einen Teil von Coopers Chase und einen Fuchs im Vordergrund. Innen gibt es insgesamt 115 recht kurze Kapitel und ansonsten keine Besonderheiten.


Fazit
Wundervoll geschrieben, mit tollen Figuren und einer lesenswerten Krimigeschichte. Eine echte Entdeckung für alle Fans von Cosy Crime!


5 Sterne


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