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Ein teuflisches Spiel, ein rätselhafter Selbstmord und ein quälendes Geheimnis: Als Joachim Vernau an einer Privatschule die Jura AG übernimmt, begegnen ihm die Schüler voller Feindseligkeit. Sie leben in ihrer eigenen Welt und sind fasziniert von dunklen Ritualen. Rollenspiele sind doch harmlos, denkt Vernau. Doch als er herausfindet, was hinter dem Schweigen der Schüler steckt, ist es schon fast zu spät.

 

  Autor: Elisabeth Herrmann
Verlag: List
Erschienen: 01/2009
ISBN: 978-3548608549
Seitenzahl: 416 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Joachim Vernau und seine Kanzleipartnerin sind pleite. So pleite, dass der Jurist als Lehrer an einer Privatschule einspringt: er soll die Jura AG, den so genannten Teen Court, übernehmen. Aber von Anfang an stehen ihm die Schüler der Abiturklasse feindselig gegenüber. Als Joachim Vernau herausfindet, dass eine ihrer Mitschülerinnen im vergangenen Schuljahr Selbstmord begangen hat und die übrigen offenbar an einer Art Rollenspiel teilnehmen, wird er neugierig. Dann wird eine weitere Schülerin vergiftet und Vernau findet sich zwischen blutrünstigen Vampiren, Ghulen, trauernden Eltern und Teenagern in Todesangst wieder. Offenbar versucht jemand, die gesamte Klasse auszulöschen. Joachim Vernau muss, um Motiv und Mörder zu finden, selbst zum Rollenspieler werden und weiß so manches Mal nicht mehr, was Spiel und was Wirklichkeit ist.


Stil und Sprache

Elisabeth Herrmann gibt gleich von Anfang an ein flottes Tempo vor, das sie auch bis zum Ende durchhält. Ihr Roman spielt in Berlin und die Lebendigkeit dieser Stadt kommt immer wieder durch, sei es in Prenzlauer Berg, in Wilmersdorf oder in einem der vielen anderen Stadtteile, durch die uns die Handlung führt. Dabei hat sie eine sehr bildhafte Sprache voller origineller Wendungen und Vergleiche, die das Buch trotz der bösen Geschichte zu einem echten Lesevergnügen machen („Der schwarze Heiligenschein um den Lichtschalter hätte versierten Gegenwartsarchäologen auf den Monat genau verraten, wie lange der letzte Anstrich zurücklag.“). Dabei versteht sie es perfekt, auch mit kurzen, lakonischen Sätzen immer auf den Punkt zu kommen.

Die Geschichte selbst wird ausschließlich aus Sicht von Joachim Vernau erzählt, was aber keineswegs langweilig wird, da dieser in seinen Beobachtungen und Gedankengängen herrlich selbstironisch ist. Auch die Handlung hat es in sich, das Thema Live-Rollenspiele ist äußerst spannend und mir bisher noch in keinem Krimi untergekommen. Als Leser tappt man zusammen mit Joachim Vernau lange im Dunkeln, bis dann kurz vor Schluss endlich klar wird, worauf die Geschichte hinausläuft. Sehr spannend und wirklich gut erzählt sind dabei besonders die Rollenspielszenen bei den Berliner Vampiren, die es im Übrigen wirklich gibt!


Figuren

Joachim Vernau hat es nach seinem Jurastudium irgendwann verpasst, sich die richtigen Mandanten zu angeln, so ist er mit seiner leicht chaotischen Kollegin Marie-Luise in einer leicht abgewrackten Kanzlei gestrandet, wo die beiden sich eher schlecht als recht über Wasser halten. Trotzdem ist er ein durch und durch positiv eingestellter Mensch, dabei hartnäckig und experimentierfreudig. Er kommt ebenso gut mit polnischen Automechanikern wie mit weltfremd-optimistischen Hauptschullehrerinnen und den oben schon erwähnten Freizeitvampiren zurecht. Ein cooler Typ, aber nicht abgedreht, wenn auch vom Leben etwas gebeutelt.
Er wird ebenso wie seine Mitstreiterin Marie-Luise und die sonstigen Beteiligten eher knapp charakterisiert, was aber für diese Art von Krimi völlig in Ordnung ist, kann man sich doch als Leser im Laufe des Buches ein genaueres Bild von ihnen machen. Auch hier hilft die bildhafte Sprache der Autorin, sich die handelnden Personen gut vorzustellen und sie (bei der Fülle der auftretenden Charaktere) auch gut auseinander zu halten.

Am Rande der Geschichte tauchen dann quasi als zusätzliches Schmankerl noch einige skurrile Randfiguren auf, die eigentlich mit der Handlung nicht viel zu tun haben, aber dem Ganzen die letzte Würze geben. Da sind zum Beispiel Joachim Vernaus Mutter, die auf ihre alten Tage noch einmal richtig was erleben will, ein ehemaliger Musiker, der nun Konzerte mit Hilfe von Badewannen gibt, der oben schon erwähnte polnische Automechaniker und natürlich der Regierungs-Sondereditions-Volvo aus der ehemaligen DDR.


Aufmachung des Buches
Das vorliegende Taschenbuch zeigt auf dem Einband ein hohes (Schul-?)Gebäude, welches extrem steil von unten nach oben fotografiert wurde. Eingeteilt ist das Buch in Prolog, drei Teile und Epilog, innerhalb dieser Einteilung gibt es keine weiteren Kapitel, was eine Leseunterbrechung zumindest unbequem macht.


Fazit

Eine originell ausgedachte, durchweg spannende Geschichte mit nicht allzu viel psychologischem Tiefgang, dafür mit sympathischen Charakteren und einer Menge Lokalkolorit. Echter Lesespaß für Freunde flotter Handlung und schlagfertiger Dialoge!


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Kindermädchen

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