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Kategorie: Garten, Pflanzen

Von A wie Achill bis Z wie Zyklop:
Wie die Pflanzenchemie Mythen der Antike aufklären kann

Die Abenteuer des Odysseus sind nicht nur ein Klassiker der Kulturgeschichte, sondern werfen auch für die Naturwissenschaften spannende Fragen auf. Moderne pharmakologische Erkenntnisse über die Wirkung von Pflanzenstoffen auf Körper und Geist können einen wichtigen Beitrag zur Erklärung von antiken Phänomen wie Zyklopen und Zaubertränken leisten.

Monika Niehaus und Michael Wink begeben sich in ihrem Buch auf eine vergnügliche naturwissenschaftliche Erkenntnissuche – von antiken Mythen über das Wüten der Berserker bis zu Drogenexzessen, ob unter Hexen, Hippies oder unbesiegbaren Galliern.

 

Wie man Maenner in Schweine verwandelt 

Autoren: Monika Niehaus, Michael Wink
Verlag: Hirzel Verlag
Erschienen: 9. Oktober 2020
ISBN: 978-3-7776-2842-4
Seitenzahl: 184 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
In ihrem neuen Buch begeben sich die beiden Autoren Monika Niehaus und Michael Wink auf eine höchst spannende und kurzweilige Spurensuche. Sie tauchen tief in die in alten Mythen und Sagen ein und suchen nach rationalen Erklärungen für die wundersamen Abenteuer der Helden und den seltsamen Erscheinungen und monsterhaften Wesen, denen sie dabei begegnen. Als Leser bemerkt man auch an der kurzweiligen Schreibweise sehr schnell, wie viel Spaß die Autoren bei der Sache hatten, die phantastischen Erzählungen nachvollziehbar zu erklären.

Für Bücherfreunde, die Geschichten über Götter, Monster, Hexen und Helden lieben, werden Giftpflanzen wie beispielsweise Bilsenkraut, Tollkirsche, Schierling oder Alraune nichts Neues sein. Oft genug werden in Mythen und Legenden Tränke, Elixiere, Essenzen und Gifte benutzt, um entweder zu heilen oder jemanden heimtückisch, still und leise um die Ecke zu bringen. Welche Auswirkungen und Effekte bestimmte Pflanzen auf die Gesundheit und auf die Psyche haben können, kommt natürlich immer auf die Dosis an und dabei kennen sich die Autoren nachlesbar gut aus.

Monika Niehaus und Michael Wink habe sich in einige bekannte Geschichten wie die "Odyssee" und "Ilias" eingelesen und nicht nur die Mär der schönen Loreley hinterfragt, sondern sich auf eine detektivische Spurensuche in bekannten Mythen und Sagen begeben. Zyklopen? Besenreitende Hexen? Berserker? Skylla das vielarmige Ungeheuer? Alles nur reine Phantasie oder gibt es tatsächlich einen Funken Wahrheit darin? 

Die beiden Autoren zeigen auf, dass in so manchen Geschichten ein durchaus erklärbarer „Kern“ steckt, man muss nur wissen, wonach man Ausschau halten muss. So gibt es zum Beispiel manche Gifte, die zu Missbildungen bei menschlichen und tierischen Embryos führen, bestimmte Tränke, Salben oder Pillen, die – bei richtiger Dosierung und Anwendung – die Lust anstacheln können, andere Elixiere machen krank oder töten gnadenlos. Nur wer die richtige Dosierung kennt, entscheidet bewusst über Leben, Lust und/oder Tod.

Auf sehr kurzweilige und interessante Weise geleiten die Autoren ihre Leser durch die fantastische Erzählungen und erklären die Wirkungsweise von den unterschiedlichen, damals oft verwendeten Giftpflanzen. Als Leser weiß man sehr schnell zu schätzen, wie viel Detektivarbeit in dem spannenden und dabei sehr unterhaltsamen Sachbuch steckt. Es ist zusätzlich sehr aufschlussreich bebildert und mit Textauszügen der vorgestellten Geschichten sowie mit knappen, sehr informativen und gut auf den Punkt gebrachten Pflanzenportraits versehen.

Welcher Gifte man sich in früheren Zeiten bei der Jagd und im Krieg bedient hatte, warum ein Vorkoster bei unseren Vorfahren oft überlebensnotwendig war und welchen Platz die Heilkunde zwischen Magie, Naturwissenschaft und Erfahrung eingenommen hat, wird ebenfalls im Buch verraten. Es wurden aber auch nicht jene Pflanzen vergessen, die damals als Nutz- und Nahrungspflanzen im Leben der Menschen ihren festen Platz hatten.

Ob Giftpflanze, Heilkraut oder Blumengarten - Alle Leser, die sich für Mythen und Legenden interessieren und einen Blick hinter die Kulissen der Götter und Gelehrten werfen möchten, werden mit diesem Buch viel Freude haben. Aber auch alle, die sich für die Wirkungsweise von Giften interessieren, oder Autoren, die ihre Protagonisten kreativ abmurksen möchten, können beruhigt auf das vielfach erprobte Giftwissen in den alten Geschichten zurückgreifen.


Aufmachung des Buches
Der Titel des Hardcoverbuches ist genial und das Coverbild in Orange auf schwarzem Grund zeigt eine historische Szene.Das rund 184 Seiten starke Buch hat rund 50 - überwiegend farbige – Abbildungen. Das gesamte Buch ist sehr übersichtlich und gut lesbar aufgebaut. Namen sind oft fett gedruckt, die Textauszüge kursiv geschrieben und die Pflanzen- und Tiersteckbriefe in einem orange umrandeten Kästchen mit Bild und Beschreibung über Aussehen, ggf. Inhaltsstoffen, Wirkung und Besonderheiten gut sichtbar vom Fließtext abgegrenzt.

Das Buch besteht aus einem Vorwort und dreizehn größeren Abschnitten, die jeweils mit einer zusammenfassenden Überschrift versehen sind und ihrerseits in weitere kleine Unterkapitel aufgeteilt sind. Dem „Ausklang“ folgen ein Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Bildnachweis, eine Danksagung, sowie eine bebilderte Kurzvita der Autoren und ein Registern.

Auf den letzten Seiten findet man die bebilderte Kurzvorstellung der Bücher „Der Nobelpreisträger, der im Wald einen höflichen Waschbären traf“ und „Die Frau, die ihren Mann für einen Doppelgänger hielt“ aus der Feder der Autorin Monika Niehaus, sowie „Wie Tiere bohren, hämmern und streichen“ von Peter-René Becker und „Das Gesetz der Ansteckung“ von Adam Kucharski.


Fazit
Interessant, kurzweilig und dabei sehr informativ, besser geht es nicht! Hineinlesen lohnt sich auf jeden Fall! Alle, die sich für Mythen, Pflanzen und menschliche Reaktionen interessieren, aber auch Autoren, die ihre ungeliebten Protagonisten auf mehr oder minder schöne Art und Weise ums Leben bringen möchten, werden im Buch bestimmt die eine oder andere spannende Information entdecken.


5 Sterne


Hinweise
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