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Kommissar Marcel Bleibier zweifelt an seinem Verstand, als urplötzlich ein buntes Vogelwesen neben seiner Badewanne steht. Ein Schoppen zu viel? Eine Halluzination? Mitnichten - es ist eine Elwetritsch aus dem tiefen Pfälzerwald, die anfängt, seine Weinvorräte zu plündern und die Wurstdosen zu dezimieren. Zuerst geht ihm die Tritsch gehörig auf die Nerven, doch bald schon braucht Bleibier die Hilfe des Sagenwesens. Denn das Verbrechen hält Einzug in das beschauliche Örtchen Grumberg an der Weinstraße. Wonn´s des Bichel ned schunn gewwe deed, misst ma´s glatt schreiwe! 

 

Moerderjagd mit Elwetritsch 

Originaltitel: Mörderjagd mit Elwetritsch. En Krimi aus de Palz
Autor: Helge Weichmann 
Verlag: Gmeiner-Verlag
Erschienen: 8. April 2020
ISBN: 978-3839225844
Seitenzahl: 224 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Der Klappentext skizziert bereits die Grundidee der Geschichte; ein ungleiches Ermittlerduo muss sich zusammenraufen, um einen Mordfall aufzuklären. Wobei es ungleicher kaum noch geht, handelt es sich doch um ein Fabelwesen und einen Menschen. Wie die beiden zusammen kommen, ist glaubwürdig dargestellt und vergnüglich zu lesen, so dass man sich wünscht, es möge eine Fortsetzung geben. Der Schluss ließe es zu.

Stil und Sprache
"Tja, das ist Pfälzisch. Wir können mit vielen Worten nichts sagen und mit wenigen Worten alles." (Seite 156) Ein Mann der vielen Worte ist auch Helge Weichmann nicht. Mit der Beschreibung der Landschaft hält er sich nicht lange auf, er setzt mehr oder weniger voraus, dass man die Haardt, die Weinstraße und ihre Dörfer und die Wingerte, die sich weit in die Ebene hinein erstrecken, kennt. Die Charakterisierung seiner Figuren fällt genauso kurz aus. Häufig genügt der Name in Verbindung mit der gesprochenen Sprache und man weiß mit wem mans zu tun hat. Beispielsweise sind die Dialoge der Einheimischen mehrheitlich in Dialekt ausgeführt. Ich hoffe, dass diese auch von Nicht-Pfälzern verstanden werden, denn Übersetzungen gibt es keine.

Die Geschichte wird locker und leichtfüßig mit viel Humor und Doppelbödigkeit aus Sicht des Kommissars erzählt. Weichmann spielt gekonnt mit Erwartungen und Klischees, egal ob es sich um die Pfälzer Lebensart handelt oder rechthaberische Vorgesetzte. Und, weil sich der Autor nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält und den Spannungsbogen gekonnt handhabt, ist man nicht nur von der ersten Zeile an drin im Roman, sondern man legt das Buch auch nach ein paar Stunden Lesegenuss mit einem leichten Bedauern zur Seite, denn Weichmann beweist hier, dass leicht nicht gleich seicht bedeutet.

Figuren
Die beiden Hauptfiguren sind so gut ausgeführt, dass das Kopfkino sofort losgeht. Die namenlose Elwetritsche war mir sofort sympathisch, ist sie doch das fabelhafte Ebenbild eines Pfälzers – trinkfest, den einfachen Genüssen zugetan und ziemlich direkt in der Sprache. Nicht jeder "Auswärtige" kommt damit sofort klar. Zugegeben auch nicht jeder Einheimische.

Kommissar Bleibier ist die Lightversion des einsamen, vom Schicksal gebeutelten eigenwilligen Kommissars, der sich nicht immer an die Regeln hält. Eigentlich will Bleibier nicht mehr als in Grumberg ganz gemütlich seinen Dienst zu versehen. Aber er kann auch anders. Als er bei den Ermittlungen zu dem Kriminalfall von seinem Vorgesetzten ausgegrenzt wird, erwacht in ihm der Spürhund und er recherchiert auf eigene Faust.

Die Nebenrollen fügen sich nahtlos ins Kopfkino ein. Mehrheitlich handelt es sich um etwas klischeehaft überzeichnete Archetypen (die Dorftratsch, der bullige Metzger, der Professor etc.), die unterschiedlich gut ausgeführt sind. Ein paar Personen bleiben etwas blass. Bleibiers Kollege Manfred Blümlein stellt dabei eine Ausnahme dar. Im Grunde der "Dr. Watson" der Geschichte ist er wie dieser ein grundguter, argloser und ehrlicher Charakter von dem man annehmen könnte, dass er in seinem Beruf fehl am Platz ist. An vielen Orten der Welt träfe das auch zu, nur in Grumberg nicht.

Aufmachung des Buches
Das ansprechende Cover des Taschenbuches schmückt die Skulptur einer Elwetritsche namens "Gustav" von Walter Rupp und darüber, rot auf weißem Grund, der Titel; beides aufgebracht mittels Spottlackierung. Das Vorsatzblatt zeigt nochmal in schwarz-weiß eben jene Figur "Gustav". Am Ende des Buches erfolgt die übliche Danksagung an alle Beteiligten und eine humorvolle in Mundart gehaltene Einladung sich bei einer der Lesungen des Autors uff ä "Schwätzel" zu treffen.

Fazit
Ich fasse mich kurz und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


5 Sterne


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