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Kategorie: Sozialwissenschaft, Recht und Wirtschaft

Unsere Welt ist von Männern für Männer gemacht und tendiert dazu, die Hälfte der Bevölkerung zu ignorieren. Caroline Criado-Perez erklärt, wie dieses System funktioniert. Sie legt die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Erhebung wissenschaftlicher Daten offen. Die so entstandene Wissenslücke liegt der kontinuierlichen und systematischen Diskriminierung von Frauen zugrunde und erzeugt eine unsichtbare Verzerrung, die sich stark auf das Leben von Frauen auswirkt. Kraftvoll und provokant plädiert Criado-Perez für einen Wandel dieses Systems und lässt uns die Welt mit neuen Augen sehen.

 

Unsichtbare Frauen 

Originaltitel: Invisible Women: Exposing Data Bias in a World Designed for Men
Autor: Caroline Criado-Perez
Übersetzer: Stephanie Singh
Verlag: btb
Erschienen: Februar 2020
ISBN: 978-3442718870
Seitenzahl: 496 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Caroline Criado-Perez setzt sich seit Jahren für die Rechte von Frauen ein und konnte dabei schon den einen oder anderen auch international bekannten Erfolg verbuchen. Einer davon ist zum Beispiel, dass Jane Austen die 10-Pfund-Note Großbritanniens ziert und somit nicht – wie zwischenzeitlich geplant – ausschließlich Männer auf den Geldscheinen abgebildet sind. Mit ihrem Buch „Unsichtbare Frauen“ nimmt sie sich nun eines Themas an, das die meisten Menschen im Alltag betrifft, aber kaum wahrgenommen wird: die Missachtung von Frauen bei der Datenerhebung und die sich daraus ergebende Diskriminierung. Ihr Buch ist dabei eine Sammlung von Beweisen für diese Datenlücke ebenso wie ein eindringlicher Appell, zukünftig gegenzusteuern. Immer wieder macht sie deutlich, dass die daraus entstehende Diskriminierung nicht nur für Frauen negative, teils tödliche Konsequenzen hat, sondern auch welcher finanzielle Schaden der gesamten Gesellschaft dadurch entsteht.

Der Hauptteil des Buches ist in sechs Abschnitte untergliedert, die Erkenntnisse passend nach Themen – zum Beispiel Alltagsleben und Gesundheit – gruppieren. Ergänzt werden diese durch Vorwort und Einleitung sowie Nachwort, Danksagung und einen Anhang mit den Quellenangaben zu den vielen im Text verstreuten Fußnoten. In den einzelnen Abschnitten findet man eine Vielzahl von Informationen, die jeweils durch praktische Beispiele ergänzt wurden. Trotz der hohen Informationsdichte gelingt es der Autorin erfreulicherweise, dass das Buch sich angenehm liest. Störend ist lediglich, dass sich die eine oder andere Formulierung recht häufig wiederholt und man teilweise ganze Sätze mehrfach in verschiedenen Kapiteln liest. Was sicherlich zur Unterstreichung des jeweiligen Punktes gedacht war, hat mich beim Lesen ein wenig genervt.

Als Sachbuch hat „Unsichtbare Frauen“ keinen signifikanten Spannungsbogen, aber die vielen anschaulichen Beispiele sorgen dafür, dass man sich nicht langweilt und von den Details „erschlagen“ fühlt. Trotzdem ist es für mich kein Buch gewesen, was ich am Stück hätte lesen können, zumal viele Informationen vorkommen, die ich erstmal verarbeiten musste. Die Leserinnen werden wohl viele Beispiele aus dem Alltag bestätigen können und zumindest bei mir hat das Buch das dringende Gefühl hinterlassen, dass sich etwas ändern muss. Damit komme ich dann auch zu einem weiteren Kritikpunkt: es fehlen im Buch leider Informationen, was man ohne Politikerin oder Firmenchefin zu sein tun kann, um die Lage zu verbessern. Da hätte ich mir – eventuell auch nur im Anhang – hilfreiche Links oder weiterführende Informationen gewünscht. Das ist jedoch Kritik auf hohem Niveau, denn als reine Datensammlung ist das Buch sehr gut.


Aufmachung des Buches
Mit der recht grellen, orangenen Farbe fällt die Taschenbuch-Ausgabe von „Unsichtbare Frauen“ im Buchladen schnell ins Auge. Das Cover ist an das englische Original angelehnt und veranschaulicht mit dem „weiblichen“ Schatten hinter den abgebildeten Männerfiguren gut, von welchem Problem das Buch handelt. Das Buchinnere ist schlicht und gut lesbar gehalten. Die Quellenangaben der zahlreichen zitierten Studien und Berichte werden über Fußnoten untergebracht und finden sich gesammelt zum Ende des Buches.


Fazit
Ich habe selten ein Sachbuch gelesen, was mich so schockiert und aufgewühlt hat wie „Unsichtbare Frauen“. Auch wenn viele der geschilderten Themen bekannt sind, ist es doch erschütternd, sie in dem Detailgrad und gesammelt vor Augen geführt zu bekommen. Ein wichtiges Buch!


4 5 Sterne


Hinweise
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