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Kategorie: Krimis

Die wohlhabende Witwe Emily Inglethorp stirbt auf ihrem Landgut Styles Court an mysteriösen Krämpfen. Wurde sie vergiftet? Alles deutet darauf hin, dass ihr neuer Ehemann Alfred es auf das reiche Erbe abgesehen hat. Aber auch ihre Stiefsöhne und die launische Haushälterin haben ein Motiv. Um dem Mörder auf die Schliche zu kommen, nimmt Hercule Poirot alle Bewohner von Styles unter die Lupe, bis er das fehlende Glied in der Kette gefunden hat.

 

Poirot 1 

Originaltitel: The Mysterious Affair at Styles
Autor: Agatha Christie
Übersetzer: Nina Schindler
Verlag: Atlantik
Erschienen: 07/2020
ISBN: 978-3455008838
Seitenzahl: 224 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Hercule Poirots allererster Fall ist eigentlich recht unspektakulär: Mitten in der Nacht stirbt die reiche Witwe Emily Inglethorp an Krämpfen, sie ist in ihrem Zimmer eingeschlossen und daher kann es doch kein Mord sein. Doch dann stellt sich heraus, dass ihr Strychnin verabreicht wurde und Hercule Poirot wird zu Hilfe gerufen. Seine inzwischen allseits bekannten Methoden muten zunächst etwas seltsam an, vor allem sein alter Bekannter Hastings, der ihn nach Styles geholt hat, ist immer wieder vollkommen verwirrt, wenn Poirot seine „kleinen Ideen“ verfolgt. Am Ende lösen sich dann aber natürlich alle Zweifel in Luft auf und Poirot löst den Fall souverän.

Agatha Christie hat vor genau 100 Jahren ihren ersten Kriminalroman geschrieben und der Legende nach liegt diesem eine Wette zugrunde: Sie wollte beweisen, dass sie einen Fall konstruieren kann, den der Leser nicht zu lösen vermag, obwohl ihm die gleichen Hinweise vorliegen wie dem Detektiv. Nun ja, es ist ihr gelungen – auch ich konnte die Lösung des Falles nicht vorausahnen. Das spricht für die Autorin, oder nicht?


Stil und Sprache
Bereits in ihrem ersten Krimi legte sich Agatha Christie fest auf einen Erzähler, der etliche der Poirot-Fälle begleitet: Arthur Hastings, der sich nach einer Kriegsverletzung auf Styles erholt und angeblich gebeten worden ist, die Ereignisse rund um Emily Inglethorps Tod für die Nachwelt festzuhalten. Hastings ist zwar ein genauer Beobachter und fügt seine eigenen Gedanken gut mit den Tatsachen zusammen, dennoch vermag er Poirot oftmals nicht zu folgen und so bleibt der Fall spannend bis zum Schluss.

Zwar gibt es keine wilden Verfolgungsjagden oder ähnliches, dennoch ist der Fall spannend aufgebaut und mit vielen überraschenden Wendungen ausgestattet. Auch nach 100 Jahren ist er dadurch absolut lesenswert, vor allem weil er zu einer Zeit spielt, die uns heute nur noch sehr vage präsent ist und in die man unerwartete Einblicke erhält.


Figuren
Zu Hercule Poirot muss ich glaube ich nichts mehr schreiben, den kleinen belgischen Detektiv kennt jeder Krimifreund zu Genüge. Sehr von sich selbst eingenommen, ja, fast arrogant, sorgt er dennoch am Ende für Sympathie bei fast allen außer dem Täter. Sein Freund Hastings hingegen ist ein bisschen begriffsstutzig – zumindest aus Poirots Perspektive. Dennoch werden die beiden Freunde fürs Leben, was vor allem an Hastings‘ unerschütterlichen Bewunderung für Poirot und seine kleinen Schrullen liegt. Dass Poirot bei den Mitgliedern der britischen Oberschicht nicht allzu sehr aneckt, liegt vermutlich zum einen an seiner Außenseiterrolle als belgischer Kriegsflüchtling, für den die Regeln der Briten nicht gelten, zum anderen aber bestimmt auch an seinem oft exzentrischen Verhalten, für das ja wiederum die Briten berühmt sind.

Die übrigen Beteiligten werden von der Autorin nur sehr rudimentär charakterisiert, diese haben aber auch alle – also wirklich alle – ihre Geheimnisse, auch wenn diese nicht unbedingt etwas mit dem zu lösenden Fall zu tun haben. Insgesamt also eine passende Darstellung, die nichts vermissen lässt.


Aufmachung des Buches
Die Schmuckausgabe des Buches ist passend zum Jubiläum aufgemacht. Das fest gebundene Buch zeigt auf dem Cover eine Ansicht von Styles Court, sowohl das Licht in den Fenstern als auch Titel und Autorenname sind in Gold gehalten, sehr passend. Innen gibt es insgesamt 13 nummerierte und mit Überschriften versehene Kapitel.


Fazit
Ein absoluter Klassiker in neuem Gewand – spannend wie vor 100 Jahren und immer noch sehr lesenswert!


5 Sterne


Hinweise
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