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Eine junge Frau suchte Sicherheit, doch was sie fand, war der Tod.

Hulda Hermannsdóttir, Kommissarin bei der Polizei Reykjavík, soll frühzeitig in Ruhestand gehen, um Platz für einen jüngeren Kollegen zu machen. Sie darf sich einen letzten Fall, einen cold case, aussuchen – und sie weiß sofort, für welchen sie sich entscheidet. Der Tod einer jungen Frau wirft während der Ermittlungen düstere Rätsel auf, und die Zeit, um endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen, rennt. Eine Wahrheit, für die Hulda ihr eigenes Leben riskiert…

 

Dunkel 

Originaltitel: Dimma/The Darkness
Autor: Ragnar Jónasson
Übersetzer: Kristian Lutze
Verlag: btb
Erschienen: 05/2020
ISBN: 978-3442758609
Seitenzahl: 384 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Hulda Hermannsdóttir ist Polizistin aus Leidenschaft und lebt nur für ihren Beruf. Da trifft es sie aus heiterem Himmel, als ihr Chef sie vorzeitig in den Ruhestand schickt, weil er an ihrer Stelle einen jungen Kollegen einstellen möchte. Einen letzten Fall darf sie sich noch aussuchen, dann ist Schluss. Hulda beginnt im Fall einer jungen Asylbewerberin zu ermitteln, die an einem einsamen Strand tot aufgefunden wurde, denn sie hat den Verdacht, dass der zuständige Kollege damals schlampige Arbeit gemacht hat. Aber die Spur ist kalt und Hulda läuft die Zeit davon – und sie selbst Gefahr, ins Visier des Täters zu geraten…

Ragnar Jónasson beginnt seine Trilogie um die – wie es heißt – einsamste Kommissarin Islands am Ende, um dann in den folgenden beiden Teilen frühere Fälle aufzugreifen. Seltsam ist das und vor allem am Schluss ziemlich verstörend, so dass ich mir wirklich überlegen muss, ob ich die beiden weiteren Bände überhaupt lesen möchte – jetzt wo ich weiß, wie es ausgeht.


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt ist es ziemlich seltsam, dass man mit Huldas Karriereende beginnt und auch sonst verwendet Ragnar Jónasson einige Stilmittel, die man zwar grundsätzlich kennt, die allerdings in ihrer Kombination irgendwie schräg wirken. Neben Huldas Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt, gibt es einen weiteren, der offenkundig etliche Jahrzehnte in der Vergangenheit angesiedelt ist und in dem die Figuren keine Namen haben. Sie werden nur „die Mutter“ und „das Kind“ genannt und erzeugen dadurch eine Distanz zum Leser, die man auch nicht aufgibt, nachdem irgendwann später klar ist, wer die Personen sind.

Der dritte Erzählstrang ist in kursiver Schrift gedruckt und zeitlich nicht klar einzuordnen. Auch hier werden wieder keine Namen genannt, so dass erst spät klar wird, um wen es geht. Insgesamt kommt durch den ständigen Wechsel der Handlungsstränge nur sehr schleppend Spannung auf und über weite Strecken sind einem als Leser Huldas Ermittlungen herzlich egal. Das Ende trumpft noch einmal richtig auf, allerdings geht es dann auf einmal ziemlich schnell und dann ist es vorbei und man legt das Buch ernüchtert zur Seite und fragt sich insgeheim: „Was war das denn jetzt?“


Figuren
Hulda steht im Zentrum des Geschehens und trotzdem erfährt man nur wenig über sie. Nach und nach klärt sich das ein oder andere aus ihrer Vergangenheit auf und man versteht ein Stück weit, warum sie so ist, wie sie ist. Allerdings habe ich neben den vielen nicht eben sympathischen Wesenszügen der Protagonistin noch ein großes Problem mit ihr: Sie ist einerseits eine absolut kompetente Polizistin mit einer makellosen Aufklärungsbilanz, andererseits agiert sie während ihrer letzten Ermittlung teilweise derart naiv und macht Anfängerfehler, die man selbst einem absoluten Neuling nicht zutrauen würde. Das passt für mich einfach nicht zusammen und auch nicht zu dem Bild, das sie von sich selbst hat. Dass sie, die doch so kompetent und erfahren ist, es nicht schafft, sich ihrem Chef gegenüber auch nur halbwegs zu behaupten und sich stattdessen regelmäßig von ihm beleidigen lässt, wirkt nicht gerade authentisch auf mich.

Die übrigen Charaktere machen ebenfalls keine gute Figur, wirken schablonenhaft und eher schwarzweiß gezeichnet, das mag aber auch zumindest teilweise an der eher knappen Erzählweise des ganzen Romans liegen, der im Übrigen durch die Übersetzung über „zwei Ecken“ (zunächst aus dem Isländischen ins Englische und dann von dort ins Deutsche) vermutlich nicht gewonnen hat.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist ganz in Schwarzweiß gehalten und zeigt in der oberen Hälfte eine kleine Holzkirche. In den Innenklappen gibt es die Vorschau auf die komplette Trilogie und eine Kurzvita des Autors. Innen gibt es 28 Kapitel und einen kurzen Epilog.


Fazit
Als Thriller würde ich „Dunkel“ nicht beschreiben, eher als depressiven Krimi aus dem hohen Norden mit einem absolut ungewöhnlichen Ende, das aber die Schwächen der Geschichte nicht ausgleichen kann, ganz im Gegenteil.


2 5 Sterne


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