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Kategorie: Thriller

Hab dich. Und jetzt spielen wir. Wir spielen: Gericht.

Die Stimme in meinem Rücken sagt: „Das ist eines deiner größten Probleme, nicht wahr, meine Liebe? Dass du dir selbst nicht trauen kannst. Kein Wunder wahrscheinlich bei deiner Geschichte.“

Ein abgelegenes Haus im Spreewald wird zum Schauplatz eines bizarren Spiels.

 

Marta schlaeft 

Autor: Romy Hausmann 
Verlag: dtv
Erschienen: 04/2020
ISBN: 978-3423262507
Seitenzahl: 400 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Zunächst einmal muss man erwähnen, dass es im Gegensatz zu dem, was der Titel suggeriert, gar nicht um Marta geht. Zumindest nicht direkt, denn aktuell geht es um Nadja, die nach einer Jugendstrafe, die sie abgesessen hat, nun ein unauffälliges Leben führt und eines Tages von einer ehemaligen Freundin im Hilfe gebeten wird. Aus lauter Einsamkeit versucht sie alles, um Laura zu helfen und gerät dabei in ein lebensgefährliches Verwirrspiel, das viel mit ihrer Vergangenheit zu tun hat.

Natürlich geht es auch um Marta, aber neben Nadja spielen auch Nelly, Lilly, Gero und Laura eine Rolle und das ist besonders zu Beginn überhaupt nicht auseinander zu sortieren. Romy Hausmann hat hier ein weit verzweigtes Netz gesponnen, ist dabei allerdings meiner Meinung nach ein bisschen zu weit gegangen, denn es dauert lange, bis sie zum eigentlichen Kern der Geschichte vordringt. Die Bezeichnung „Thriller“ hat dieser Roman über weite Strecken leider nicht verdient. Dazu wird einfach zu viel Zeit mit Nebenhandlungen und Erklärungen zur Vergangenheit der Protagonisten verbracht.


Stil und Sprache
Romy Hausmann hat zu ihrem ersten Buch „Liebes Kind“ gesagt, sie habe einen Thriller schreiben wollen, der sich ein bisschen neuer und spezieller liest. Das versucht sie offenbar auch in diesem Fall, leider übertreibt sie es mit dem Speziellen ein bisschen. Zwar hat Nadja in der Ich-Form den größten Erzählanteil, doch es gibt sowohl jede Menge anderer Beteiligte als auch mehrere Zeitebenen, auf denen quasi „in Stücke gehackt“ verschiedene Parallelhandlungen eröffnet werden. Dabei erkennt man nur teilweise an der Kapitelüberschrift, wer wann dran ist, manchmal wechselt aber auch die Handlung von einem Absatz zum anderen von der Vergangenheit zurück in die Gegenwart.

Natürlich laufen alle diese Handlungsstränge irgendwann zusammen, aber lange Zeit wird man als Leser mit einem ziemlichen Durcheinander an Figuren und Zeitebenen allein gelassen. Das geht leider auch auf Kosten der Spannung, die tatsächlich erst im letzten Drittel des Buches aufkommt. Das ist zu wenig für einen Thriller, wenn auch die Geschichte an sich gut ausgedacht ist. Trotzdem kommt sie lange nicht an „Liebes Kind“ heran.


Figuren
Nadja steht im Mittelpunkt des Geschehens und sollte eigentlich eine Sympathieträgerin sein – das ist sie aber leider nicht und so fällt es recht schwer, sich mit ihr zu identifizieren. Sie schleppt eine Menge Probleme mit sich herum, hat Panikattacken und Ängste, die sie sehr einschränken. Gleichzeitig wirkt sie auf andere kühl und unnahbar und das gilt eben auch für den Leser, der besonders am Anfang nicht wirklich etwas mit ihr anfangen kann.

Schwierig ist es auch, die große Zahl an weiteren Beteiligten zu sortieren, vor allem bei denen, die „nur“ in einer Nebenhandlung mitspielen, fehlt es meistens an näherer Charakterisierung. Hinzu kommt noch, dass sich Namen immer wieder ähneln, da gibt es Lilly und Nelly und auch die männlichen Charaktere sind sich oft sehr ähnlich.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht, das Cover wird vom Titel in Schreibschrift dominiert. Darüber hängt ein aus einem Faden geknotetes Männchen wie an einem Galgen. Innen gibt es viele kurze Kapitel und einen etwas längeren Epilog sowie eine Leseprobe aus „Liebes Kind“.


Fazit
Eine gute Idee, die leider nicht so zündet wie erhofft, eine Protagonistin, die nur bedingt dazu einlädt, mit ihr mitzufiebern – das reicht für eine Art Drama, aber leider nicht für mehr.


3 5 Sterne


Hinweise
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