In einer kalten Novembernacht wird im Rahmen einer Umbettung auf dem Passauer Innenstadtfriedhof ein Goldschatz gefunden. Kaum hat der Totengräber seine Entdeckung an sich genommen, ist er sie auch schon wieder los. Plötzlich will eine ganze Reihe von Beteiligten den jahrelang verschollenen Schatz für sich. Doch es scheint ein Fluch daran zu haften. So mancher bezahlt die Gier auf das Gold mit dem Leben.
Autor: Dagmar Isabell Schmidbauer |
Die Grundidee der Handlung
Unvermittelt hält Totengräber Arnie plötzlich einen Goldschatz in Händen, findet sich aber ebenso schnell und mit pochendem Schädel in feuchter Erde wieder. Hat er den Fund etwa nur geträumt? Nach und nach setzt seine Erinnerung ein und ein ausgeklügelter Plan nimmt immer mehr Gestalt an. Derweil ist aber auch die Passauer Mordkommission nicht ganz untätig und entdeckt Zusammenhänge, die einer genaueren Überprüfung bedürfen und lange gehütete Geheimnisse offenbaren.
Vor allem die Verbindung zwischen gegenwärtigen wie vergangenen Ereignissen verdient die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers. Denn auch wenn es der Autorin generell gelingt Neugierde zu schüren, so sticht dieser Aspekt nochmal besonders heraus.
Stil und Sprache
Der beobachtenden Perspektive bleibt die Autorin auch in ihrem fünften Passau-Krimi treu, da es unerlässlich ist den Leser in verschiedene Handlungsstränge einzubeziehen und an diversen Ereignissen teilhaben zu lassen. Dennoch erschließen sich manche Zusammenhänge natürlich erst im weiteren Verlauf des Geschehens, denn nicht nur einige der Protagonisten sind versiert darin ihr wahres Gesicht zu verbergen. Somit ist ausreichend Raum für eigene Theorien vorhanden, denen man allerdings nicht zu euphorisch begegnen und sie lieber einmal mehr einer genaueren Betrachtung unterziehen sollte. Schnell ist man daher tief in den Geschehnissen verwurzelt und nimmt ebenso schnell feine atmosphärische Schwingungen wahr. Natürlich birgt dies die Gefahr, der Lösung auf emotionaler denn auf rationaler Ebene begegnen zu wollen, entsprechend sollte immer wieder ein gesundes Maß an Abstand gewonnen werden.
Wie eingangs erwähnt ist vor allem die Verbindung zwischen dem aktuellen Fall und einem 20 Jahre zurückliegenden Verbrechen absolut gelungen. Je mehr Überschneidungen ans Tageslicht kommen, desto höher ist der Anstieg der Spannungskurve. Sicherlich darf auf die gegenwärtige Tat nicht in Vergessenheit geraten, nichtsdestotrotz fesselt die Vergangenheit den Leser eine Nuance mehr. Die ein oder andere Wendung erlaubt die Autorin sich, im Großen und Ganzen aber ist „Goldgier“ auch ohne explizite Überraschungsmomente lebendig und authentisch, nicht zuletzt auf Grund des diskret verwobenen Lokalkolorits.
Figuren
Die Kommissare haben inzwischen beide eine deutliche Entwicklung, privat wie beruflich, durchgemacht, so dass der Leser sich immer mehr zutraut zwischen den Zeilen zu lesen und manches Agieren womöglich sogar vorauszuahnen. Identifikationen oder eine tiefe Verbundenheit spürt man zwar nicht, empfindet die Abwesenheit dessen aber auch nicht als störend. Sie und ihr Leben noch ein Stück weiter zu verfolgen könnte sich als spannend erweisen.
Gewohnt wortkarg geht es bei der Darstellung der Nebenfiguren zu. Der Notwendigkeit dessen ist sich der Leser allerdings spätestens nach dem Rückblick auf die Lektüre bewusst. Nicht nur die eigenen Theorien wären einem anderen Vorgehen zum Opfer gefallen. Daher sollte man sich auf sämtliche Personen unvoreingenommen einlassen und sich ein Bild von ihrem Denken und Handeln machen, wodurch eine ausdrucksstärkere Wahrnehmung zustande kommt als es durch reine Beschreibungen möglich wäre.
Aufmachung des Buches
Die geschwungenen Bögen des Covers, die direkt auf den Reihencharakter aufmerksam machen, sind in einem kräftigen Lila gehalten. Ansonsten erhält der Leser einen Blick auf einen Torbogen, der vermeintlich Ein- wie Ausgang des Friedhofs bildet. Eine düster-dämmrige Stimmung geht von dem Bild aus und führt unvermittelt zum Gänsehauteffekt. Trotzdem lässt der Betrachter sich nicht abschrecken, den Inhalt zu ergründen.
Fazit
Dagmar Isabell Schmidbauer legt erneut einen gelungenen Passau-Krimi vor, der sich vor seinen Vorgängern absolut nicht verstecken muss. Gerne noch weitere Fälle für das Team Steinbacher/Hollermann auf hohem Niveau.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Marionette des Teufels
Band 2: Der Tote vom Oberhaus
Band 3: Und dann kam das Wasser
Band 4: Todesfalle Campus