Drucken
Kategorie: Krimis

Endlich wieder eine interessante Leiche für Fiona Griffiths: eine Archäologin. Enthauptet. In der Brust drei Speere. Wen hat die angesehene Gelehrte sich zum tödlichen Feind gemacht? Ein weiterer Forscher muss sterben, im Nationalmuseum von Cardiff kommt es zu einer Geiselnahme. Alle Fälle verweisen auf eine mythische Figur: König Artus. Und auf dessen sagenhaftes Schwert Excalibur. Ein derartiger Fund wäre zig Millionen wert. Auf einmal wird das Schwert im Darknet angeboten – gleich in doppelter Ausführung. Wer treibt hier mit wem sein Spiel? Und wie viele Menschen müssen noch sterben?

 

Fiona Das tiefste Grab 

Originaltitel: The Deepest Grave
Autor: Harry Bingham
Übersetzer: Andrea O'Brian und Kristof Kurz
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Erschienen: 17. September 2019
ISBN: 978-3499275098
Seitenzahl: 544 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Fiona Griffiths langweilt sich zu Tode. 453 Tage ohne Leiche lassen sie langsam aber sicher verrückt werden. Vor lauter Langeweile zerstört sie einen aus Büroklammern gebastelten Dinosaurier und zweifelt daran, dass in Cardiff jemals wieder Morde geschehen werden. Kaum liegt der zerstörte Büro-Dino auf dem Boden, teilt ihr Chef ihr mit, es gebe einen Mord an einer Archäologin. Fiona kann kaum glauben, dass ihre Gebete erhört wurden.

Warum musste Gaynor Charteris sterben? Warum wurde die Archäologin, die niemandem etwas zuleide getan hat, mit einem antiken Schwert geköpft und warum steckten drei nicht minder antike Speerspitzen in ihrer Brust? Der Tatort selbst mutet als ein grausames Puzzle an und Fiona macht sich voller Enthusiasmus ans Werk. Der ungewöhnliche Mordfall führt sie direkt zu dem sagenumwobenen König Artus und seinem Schwert Excalibur. Niemand kann sagen, ob es ihn je gegeben hat. Aber als Waliserin wird Fiona selbst zur Forscherin, sucht nach dem legendenumwobenden Schwert und stößt, neben weiteren Toten, auf änigmatische Konspirationen.


Stil und Sprache
Durch Binghams mitreißenden Schreibstil vermittelt er eine unglaubliche Vertrautheit zur Hauptfigur und man entgeht kaum dem Gefühl, die Lebensgeschichte einer Freundin zu lesen. Sowohl Fionas Verletzlichkeit als auch ihre außergewöhnlichen Ansichten sind unmittelbar mit ihr verbunden und geben den Takt ihrer Ermittlungen vor. So manches Mal prescht sie kampfeswütig vor, ein anderes Mal zieht sie sich zurück und leckt die Wunden aus ihrer Vergangenheit.

Die Ich-Erzählerin nimmt kein Blatt vor dem Mund und stößt so manches Mal ihren Vorgesetzten und ihre Kollegen vor den Kopf. Ihre herrlich komplizierte Art unterstreicht sie äußerst humorvoll, mitleidlos, direkt und metaphorisch. Man fühlt mit ihr, wenn sie ungerecht behandelt wird und wundert sich über ihre Gedankensprünge, ihre Intelligenz und ihre Unvoreingenommenheit. Obwohl ihre Impulsivität ihr so manches Mal viel Ärger einbrachte, lässt sie sich weiterhin von ihren Impulsen und Eingebungen leiten.

Ihre Kollegen wollen den Fall schnell als Raub- oder Ritualmord ad acta legen. Aber Fionas Spürnase sagt ihr, dieser Fall ist weder ein Raub- noch ein Ritualmord und stößt schnell auf den Mythos um König Artur. Relativ spät kommt der Plot in Fahrt und ist durch das ungewöhnliche Thema und der umfangreichen Exkursionen in die Artus-Sage manchmal etwas sperrig.


Figuren
Seit Fiona Griffiths mit „Den Toten verpflichtet“ auf der Krimi-Bühne erschien, hat sie durch ihre Skurrilität und Liebenswürdigkeit jede Menge Fans gewonnen. Sie erzählt nicht nur von ihrer Vorliebe zu den Toten und dass sie gerne mit ihnen alleine Zeit verbringen möchte, sondern auch von ihrem Cotard-Syndrom. Eine seltene psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen glauben, sie seien tot oder sie hätten Teile ihres Körpers verloren. Fiona litt im Teenageralter daran und ist bis heute nicht wirklich geheilt. Die Toten sind ihr lieber als die Lebenden, zu denen sie ein kompliziertes Verhältnis hat, was sich auch daran zeigt, dass sie Leichen aus ihren Fällen als Bildschirmschoner hat. Oder deren Fotos bei sich zu Hause aufhängt. Sie schleicht sich in das Leichenschauhaus und hält der enthaupteten Leiche die Hand, um ihre Geschichte zu erspüren. Mit jedem Band offenbart Harry Bingham Eigenheiten seiner Pfefferminztee-trinkenden und Gras-rauchenden Protagonistin und mit jedem Band weiß man sie mehr zu schätzen.

Aber nicht nur Fiona bereichert mit ihrem ungewöhnlichen Lebens- und Arbeitsstil den sechsten Band der Reihe, auch einige Kollegen und Verdächtige zeichnen sich durch kantige Charaktere aus. Da ist ihr Interimschef Bleddyn „Blödmann“ Jones, der Fiona immer wieder reinpfuscht und zum Schluss anerkennen muss, dass sie mit ihren unorthodoxen Methoden den Fall gelöst hat.

Zu Katie, Doktorandin und Assistentin der ermordeten Archäologin, fühlt sich Fiona besonders hingezogen. Sie diskutieren auf Augenhöhe und Fiona lässt sich von ihr immer weiter in die Legende um König Artus und seinem Schwert Excalibur unterrichten. Im Laufe der Geschichte erfährt Fiona, dass Katie an der tödlichen Krankheit ALS leidet und fühlt sich ihr noch liebevoller zugetan. Auch Fionas Vater, ehemals „Wales' erfolgreichster Krimineller“ und heutiger Besitzer diverser Strip-Clubs, spielt in diesem Fall eine hilfreiche Rolle. Zudem erhoffte sich der Leser, dass Bingham in diesem Band das Geheimnis um Fionas wahre Eltern lüftet. Leider muss man sich bis zum nächsten Band gedulden.


Aufmachung des Buches
Das schlicht gehaltene broschierte Buch zeigt auf dem Titel die Protagonistin, die das i in „Fiona“ darstellt. Bingham hat diesem Band ein Nachwort hinzugefügt, in dem er erläutert, warum ihn die Artussage dermaßen fasziniert und sie in einem Krimi verarbeitet hat.


Fazit
Dank Rowohlt ist Fiona Griffiths nicht mehr aus der Krimiszene wegzudenken. Zuerst bei Blanvalet veröffentlicht, fristeten die Bücher um die exzentrische Kommissarin ein Schattendasein. Wer ungewöhnliche Ermittler mit ungewöhnlichen Fällen mag, kommt an Fiona Griffiths nicht vorbei.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort


Backlist:
Band 1: Fiona - Den Toten verpflichtet
Band 2: Fiona - Das Leben und das Sterben
Band 3: Fiona - Als ich tot war
Band 4: Fiona - Unten im Dunkeln
Band 5: Fiona - Wo die Toten leben