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Kategorie: Thriller

>Kannst Du Deinen Freunden vertrauen?

Tagsüber kümmert sich die Studentin Sam um die Schwester Lilly, die an Trisomie 21 leidet. Nachts wird Sam die begnadete „Buzzkill“. Sie ist Mitglied der gegen Ausbeutung kämpfenden Hackergruppe “Uninvited”. Die Hacker kennen sich nicht, aber trotzdem sind dort Sams wahre Freunde. Der letzte Coup war ein voller Erfolg. Genießen kann Buzzkill ihren Triumph nur kurze Zeit. Ein gewisser Zodiac erpresst sie. Er kennt ihre wahre Identität und weiß, was sie getan hat. Damit kann er sie erpressen. Sam hat keine Wahl, auch wegen Lilly: Sie muss für ihn einen illegalen Auftrag erfüllen - und dazu braucht sie einen alten Verbündeten: Jack Parlabane.

 

Dunkle Freunde 

Originaltitel: Want You Gone 
Autor: Chris Brookmyre 
Übersetzer: Karl-Heinz Ebnet 
Verlag: rowohlt 
Erschienen: 11/2019 
ISBN: 978-3499274923 
Seitenzahl: 544 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Sam Morphet ist gerade mal 19 und hat mehr als nur ein Problem: Ihre Mutter ist im Gefängnis und sie muss sich allein um ihre kleine Schwester kümmern, nebenbei zur Schule gehen und in einem Nebenjob Geld für sie beide verdienen. Ein eigenes „Leben“ führt sie im Schatten: Wenn sie nachts als „Buzzkill“ im Internet aktiv ist und sich an großen Hacks beteiligt. Als sie dann plötzlich von einem anderen Hacker erpresst wird, braucht sie dringend Unterstützung und wendet sich an den einzigen Menschen, dem sie halbwegs vertrauen kann. Jack Parlabane und sie versuchen, den Auftrag des Erpressers auszuführen und gleichzeitig wollen sie dessen Identität herausfinden. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht…

Chris Brookmyre hat sich mit „Dunkle Freunde“ eine unglaublich rasante, absolut spannende und hochinteressante Geschichte ausgedacht und diese ausgesprochen gut erzählt. Ein Beiseitelegen des Buches ist so kaum möglich, bevor man nicht die letzte Seite umgeblättert hat.


Stil und Sprache
„Chris Brookmyre auf der Höhe seiner Erzählkunst.“ So steht es auf dem Buchtitel und ich bin tatsächlich geneigt, dieser Aussage zuzustimmen. Der Autor versteht es von Anfang an, seine Leser in die Geschichte hineinzuziehen und sie mitzunehmen auf die rasante Tour, die die beiden Protagonisten darin unternehmen.

Zunächst lernt man Sam kennen, die ihre beiden Identitäten sauber zu trennen weiß. Das zeigt sich auch im Schreibstil, der immer dann deutlich klarer und rauer wird, wenn Buzzkill am Zug ist und sich sofort wandelt, wenn Sam wieder ins reale Leben zurückkehrt. Beide erzählen in der Ich-Perspektive, im Gegensatz zu Jack Parlabane, der in der dritten Person seine Sicht der Dinge schildert.

Spannung gibt es beinahe von Anfang an und sie baut sich kontinuierlich weiter auf. Irgendwann hat man als Leser einfach gar keine Idee, wie diese komplizierte und scheinbar ausweglose Geschichte für die beiden „Helden“ noch gut ausgehen könnte – und wird eines besseren belehrt, denn es gibt natürlich einen Ausweg, wenn auch nicht so wie gedacht. Insgesamt eine erzählerische Glanzleistung!


Figuren
Jack Parlabane kämpft immer noch damit, dass er zwar früher großartige Stories aufgetan hat, nach ein paar Problemen aber nun kaum an Aufträge kommt. Sam hilft er nur deshalb, weil sie ihn dazu zwingt, ist aber nach und nach ausgesprochen fasziniert von der jungen Frau und ihren Hacker-Fähigkeiten. Irgendwann hilft er ihr tatsächlich um ihretwillen und die beiden werden ein echtes Team.

Sam hingegen möchte eigentlich kein Teamplayer sein, wird aber erpresst und weiß sich nicht anders zu helfen, als sich an Jack zu wenden. Sie ist mit gerade mal 19 Jahren unglaublich zurückhaltend und unsicher im „Real Life“, wird gemobbt und kann sich nirgendwo durchsetzen. Im Netz hingegen entwickelt sie ungeahnte Fähigkeiten, ist geradezu gerissen und geht ausgesprochen trickreich vor, um Menschen dazu zu bringen, ihr freiwillig wichtige Geheimnisse zu verraten.

Diese beiden Protagonisten machen richtig Spaß und sorgen dafür, dass die Geschichte nie einfach geradeaus läuft, sondern immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartet. Aber auch alle anderen Beteiligten – und das sind nicht wenige – werden von Brookmyre so dargestellt, dass sie im Gedächtnis bleiben. Tolle Leistung!


Aufmachung des Buches
Das in Klappbroschur aufgemachte Taschenbuch ist in einem knalligen Orangerot gehalten, ansonsten sieht man auf dem Cover nur eine Reihe Dächer, die offenbar zu einer Londoner Häuserzeile gehören. Schön auffällig! Innen gibt es drei große Teile und ziemlich kurze Kapitel.


Fazit
Ein Verwirrspiel allererster Güte! Chris Brookmyre ist unschlagbar darin, tolle Protagonisten und komplizierte Twists zu erfinden und seine Geschichte spannend von der ersten bis zur letzten Seite zu erzählen. Mein erstes Highlight in diesem Jahr!


5 Sterne


Hinweise
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