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Kategorie: 1250 – 1450 Spätmittelalter

Atmosphärisch und spannend: Astrid Fritz lässt das mittelalterliche Freiburg wiederauferstehen.

Mai 1417: In der düsteren Henkersgasse liegt nachts eine junge Frau mit eingeschlagenem Schädel, das Gesicht seltsam geschminkt: die Wangen gerötet, ein falsches Muttermal auf dem Kinn. Die reiche Kaufmannsgattin ist eines gewaltsamen Todes gestorben. Serafina, Frau des Freiburger Arztes Achaz, findet in der missgünstigen Hausmagd eines Witwers eine erste Verdächtige, eine weiter Spur folgt. Damit nicht genug, führt Serafinas Bruder nichts Gutes im Schilde, und Stadtapotheker Jonas will ihre Armenapotheke schließen. Die wagemutige junge Frau hat alle Hände voll zu tun.

Zum fünften Fall für die Armenapothekerin Serafina wurde Astrid Fritz von einer historisch belegten Tat inspiriert.

 

Die Toten in der Henkersgasse 

Autorin: Astrid Fritz
Verlag: Rororo - Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: September 2019
ISBN: 978-3-499-27654-5
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Serafina ist glücklich verheiratet und darf sich endlich ihrer Armenapotheke widmen. Ihr Mann, der Stadtarzt Adalbert Achatz, unterstützt sie dabei sehr, hofft er doch Serafina damit so zu beschäftigen, dass sie keine Zeit mehr für ihre kriminalistischen Neigungen hat. Doch der gute Doktor hat sich zu früh gefreut, denn das nächste ungeklärte Verbrechen wartet schon und unweigerlich erfährt Serafina ebenfalls davon.
Als in der Henkersgasse eine junge Frau tot aufgefunden wird, ist es aus mit dem entspannten Eheleben. Serafinas Spürsinn ist geweckt und weder das unverhoffte Auftauchen ihres Bruders Peter, noch der Zwist mit dem Stadtapotheker Jonas, der alle Hebel in Bewegung setzt damit sie ihre Armenapotheke schließen muss, können sie davon abhalten zu ermitteln.

Spannend erzählt, werden Leser historischer Romane mit diesen weiteren Band der Serafina-Reihe bestimmt viel Spaß haben.


Stil und Sprache
Das Buch ist in der dritten Person geschrieben und spielt in Freiburg im Jahre 1417. Wie schon bei den anderen historischen Romanen der Autorin wurden die historischen Ausdrücke in den realistisch anmutenden Gesprächen so angepasst, dass die Dialoge auch für „Neulinge“ des Genres gut nachvollziehbar und flüssig zu lesen sind.

Begriffe wie „Büttel“, „Haberkasten“, „Junker“ oder „Wundarzt“ entführen den Leser in eine längst vergangene Zeit und die Beschreibung des Lebens in der historischen Stadt Freiburg schafft zudem gleich das richtige Ambiente für den optimalen Lesegenuss. Alle Lesebegeisterten, denen nicht alle Ausdrücke aus der Vergangenheit geläufig sind, können die Erklärung bzw. die "moderne Übersetzung" zu den verwendeten „speziellen“ historischen Bezeichnungen im Glossar am Ende des Buches nachlesen.

Die Autorin schafft es mit einigen ganz kurzen Rückblenden sehr gut, eine Verbindung zu vergangenen Ereignissen zu schaffen, die sich auch auf die aktuelle Situation auswirken. So ist es kein Problem Serafinas momentane Situation nachzuvollziehen und der Geschichte zu folgen - auch wenn man die Vorgängerbände vielleicht noch nicht (alle) kennt.

Die altertümlichen Dialoge und die gut beschriebenen Szenerien schaffen eine dichte historische Atmosphäre und man „rutscht“ förmlich in die Geschichte hinein. Zu Beginn kann man einen Blick auf eine friedliche „Ist-Situation“ werfen, die aber sehr bald an Fahrt und Spannung aufnimmt. Vor allem auch deshalb, weil nicht nur die Tote in der Henkergasse Serafinas Spürsinn weckt, sondern die Arztgattin zusätzlich noch mit ganz anderen Problemen und Sorgen zu kämpfen hat, die sich nicht einfach wegstecken lassen.

Während Serafinas Ermittlungen bekommt der Leser gleichzeitig unauffällig eine Führung in das Leben der Menschen zu dieser Zeit, egal ob es sich um Schauplätze oder Lebensverhältnisse der Figuren handelt. Ebenfalls sind die Beschränkungen gut zu sehen, denen die Frauen in der damaligen Zeit unterworfen waren. Mit vielen interessanten Details zu den unterschiedlichen Orten, Lebensumständen, Kleidungen usw. ausgestattet liest sich der Roman interessant und gleichzeitig sehr unterhaltsam. 

Leser, die gerne historische Kriminalromane lesen, werden mit dieser gut durchdachten Geschichte über ein abscheuliches Geheimnis, das in einem Verbrechen gipfelt, bestimmt nicht enttäuscht werden.


Figuren
Serafina ist inzwischen mit dem Stadtarzt Adalbert Achaz glücklich verheiratet und hat auch die Lizenz für eine Armenapotheke erhalten. Die wird allerdings von dem Stadtapotheker Jonas angefochten, der sich da recht wichtig macht.
Peter, Serafinas Bruder, taucht plötzlich auf und ist mit Vorsicht zu genießen.
Die Hure Theresia spielt eine kleine aber wichtige Rolle und muss am Ende eine weitreichende Entscheidung treffen.
Agnes Zinkenhauer hat zwar nur einen kurzen Auftritt als Leiche, sie hat aber ein unfassbares Geheimnis, dem Serafina bei ihren Nachforschungen auf die Spur kommt.
Ignaz Zinkenhauer, ein reicher Kaufherr, scheint durch den Tod seiner Frau völlig niedergeschlagen zu sein, allerdings scheint bei ihm auch nicht alles ganz so, wie es auf den ersten Blick aussieht und die Hausmagd Käthe hat es ebenfalls faustdick hinter den Ohren.

Die Figuren im Buch haben Wünsche, Bedürfnisse und ihre Eigenheiten, dadurch wirken sie aktiv, glaubwürdig und dreidimensional. Sie entwickeln sich aufgrund ihrer Lebenssituation und den Situationen, vor die sie gestellt werden, glaubhaft weiter und handeln gut nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Taschenbuches ist eine Frau mit einem Kapuzenumhang vor einer reich verzierten Kirche, einem Dom zu sehen. Der Rückseitentext gibt einen kurzen, aber aufschlussreichen Einblick in den Inhalt der Geschichte und macht neugierig.

Noch vor dem Titel entdeckt man die Kurzvita der Autorin auf der linken Seite. Es folgen der Buchtitel und die „Dramatis Personae“, wo die wichtigsten mitspielenden Personen gezeigt werden. Sie sind in Gruppen wie z.B. „Hauptpersonen“, „Wer noch zum Freundeskreis gehört“ oder auch „Mitspieler, bei denen Vorsicht geboten ist“ usw. zusammengefasst.

Die Geschichte selbst umfasst 43 Kapitel und schließt mit einer Nachbemerkung der Autorin. Abgerundet wird der Roman durch ein Glossar, in dem von A – wie Achtundvierzig bis zu Z – wie Zunft diverse historische Begriffe erklärt werden, die im Buch vorkommen. Danach folgt eine Auflistung der weiteren Werke der Autorin.


Fazit
Der kurzweilige historische Kriminalroman „Die Tote in der Henkersgasse“ bietet viel Lokalkolorit, interessante Figuren und eine gut recherchierte Szenerie. Die mittelalterlichen Begriffe in der Erzählung und den Dialogen nehmen die Leser mühelos in den Alltag der Bewohner im historischen Freiburg mit und sorgen für ein ungetrübtes, kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Aschenkreuz
Band 2: Hostienfrevel
Band 3: Das Siechhaus
Band 4: Tod im Höllental