Eine Zeit voller Verführungen. Eine Familie, die ihren Traum retten muss.
Stuttgart, 1926: Die junge, abenteuerlustige Serafina zieht zu ihrem Halbbruder Victor in dessen prächtiges Familienanwesen, das alle nur »Die Schokoladenvilla« nennen – denn die Rothmanns sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt für ihre feinen Schokoladenkreationen. Serafinas Sehnsucht nach ihrer Heimatstadt Berlin ist schnell vergessen, als sie dem charmanten Karl Rothmann begegnet. Gemeinsam stürzen sie sich in die Vergnügungen der aufregenden neuen Zeit – bis Serafina Karls feinsinnigeren, aber nicht weniger attraktiven Zwillingsbruder Anton kennenlernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Derweil wird das Schokoladenimperium der Rothmanns durch heimtückische Sabotageakte bedroht – und Serafina von einem dunklen Kapitel ihrer Vergangenheit eingeholt ...
Autor: Maria Nikolai |
Die Grundidee der Handlung
Victor Rheinberger und Judith Rothmann sind seit mehr als 20 Jahren glücklich verheiratet und leiten die Schokoladenfabrik in Stuttgart gemeinsam mit Judiths Bruder Karl. Dessen Zwilling Anton hat sich zwar in einer anderen Branche – nämlich als Klavierbauer – selbstständig gemacht, doch sind die Familienbande untereinander sehr eng. Davon profitiert auch Victors sehr viel jüngere Halbschwester Serafina, die nach dem Tod ihres Vaters nicht allein in Berlin bleiben will und in der „Schokoladenvilla“ freundlich aufgenommen wird. Dass sie damit auch versucht, vor den Folgen einer peinlichen Episode zu fliehen, stellt sich erst nach und nach heraus. Auch Judith und Victor werden von den Schatten der Vergangenheit bedroht und müssen um ihre Existenz bangen. Maria Nikolai bringt somit in ihre Familiengeschichte auch Elemente eines Krimis ein, die den Spannungsbogen hochhalten und das Interesse des Lesers noch einmal besonders wecken.
Stil und Sprache
Zwischen Band eins und zwei der „Schokoladenvilla“ liegen 22 Jahre. Von daher ist es auch möglich, „Goldene Jahre“ nur für sich zu lesen. Wichtige Ereignisse aus den Jahren 1903/4 werden zwischendurch kurz erwähnt, aber nur aus der Situation heraus und ohne den Lesefluss zu behindern.Es gibt sehr viele verschiedene Handlungsstränge. Ständig wechselnde Perspektiven und eine Fülle von Personen lassen keine Langeweile aufkommen. Die datierten Ortsangaben über den Kapiteln sorgen aber dafür, dass man den Überblick nicht verliert. Der erste Weltkrieg ist beendet, die Menschen wollen sich davon erholen und daraus resultieren die „Goldenen 20er Jahre“. Es geht dabei nicht um ein besonderes geschichtliches Ereignis, sondern um das Lebensgefühl dieser Zeit, in der man sich endlich wieder frei fühlte und offen für Neues war.
Kunst, Architektur und Musik spielen in diesem Roman eine große Rolle. Maria Nikolai hat sich mit diesen Themen sehr intensiv auseinander gesetzt und das merkt man jeder Zeile an. Selbst Leser wie ich – die sich dafür bisher nicht so sehr interessiert haben – können sich dieser Faszination nicht entziehen. „Josephine Baker“ - „Bauhaus“ -“Jazz“, das sind Begriffe die damals, wie heute, mit dieser Epoche in Verbindung gebracht werden. Womit die Frage, ob es sich bei diesem Buch wirklich um einen HISTORISCHEN Roman oder um eine bloße Familiengeschichte handelt, eigentlich schon beantwortet ist.
Figuren
Judith und Victor knüpfen in ihrer Beziehung dort an, wo sie 1904 aufgehört haben. Schon als sie sich kennen lernten, hat er Judith als gleichberechtigt akzeptiert und ernst genommen – ganz im Gegensatz zu ihrem Vater. Von daher war ihre Ehe von Anfang an auf einer partnerschaftlichen Basis aufgebaut und gediehen. Auch ihre Kinder haben sie in diesem Sinn erzogen.
Töchterchen Victoria sorgt dafür, dass das Thema „SCHOKOLADE“ nicht zu kurz kommt. Sie hat das Interesse am Experimentieren und Zubereiten der süßen Leckereien von ihrer Mutter geerbt und hält sich – wie diese früher – am liebsten in der Firma auf. Ihre Eltern sehen das mit Freude und unterstützen sie, sodass Victoria ganz selbstverständlich in das Metier hinein wachsen kann und nicht darum kämpfen muss, wie Judith vor ihrer Heirat.
Die Zwillinge Karl und Anton sind erwachsen geworden und – bei aller äußerlichen Ähnlichkeit – doch sehr unterschiedliche Charaktere. Aber auch sie entwickeln sich im Laufe der Handlung, jeder auf seine Art, glaubwürdig und nachvollziehbar weiter.
Serafina ist – beinahe mehr als Judith und Victor – die Hauptfigur dieses Buches. Sie hat es nicht leicht, denn da sie aus einer späten – nicht ehelichen Verbindung – des gemeinsamen Vaters stammt, kennt sie ihren, sehr viel älteren, Halbbruder kaum. Daher ist es für sie auch nicht einfach, gleich Vertrauen zu ihm zu fassen. Ihre Bekanntschaft mit Lilou – der Assistentin von Josephine Baker – ist ein Glücksfall für sie, denn sie findet in ihr eine wirkliche Freundin, die ihr selbstlos zur Seite steht.
Aufmachung des Buches
Die Titelseite des eBooks zeigt im Vordergrund eine junge, im Stil der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts gekleidete Frau, die auf einer Mauer sitzt. Hinter ihr führen mehrere Stufen zum Eingang einer herrschaftlichen Villa. Das Laub der Bäume und die Blätter, die auf der Treppe liegen, deuten auf den nahenden Herbst hin. Der Name der Autorin steht in weißen Buchstaben am oberen Rand, darunter in großen Goldlettern der Buchtitel.
Die Handlung verteilt sich auf 63 datierte und mit Ortsangaben versehene Kapitel, die den Zeitraum von April 1926 bis Oktober 1926 umfassen. Der Epilog gibt einen Ausblick darauf, wie es mit den Hauptfiguren weiter geht.
Der Anhang enthält ein Nachwort von Maria Nikolai zur Recherche und dem geschichtlichen Hintergrund, sowie ein Glossar und eine Danksagung.
Fazit
„Die Schokoladenvilla - Goldene Jahre“ ist eine gelungene Mischung aus Familiengeschichte, spannenden kriminellen Komponenten und dem Flair der „Goldenen Zwanziger“, die mich gut unterhalten und überzeugt hat und die ich daher sehr gern weiterempfehle.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Schokoladenvilla