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Schweighofen in der Pfalz, 1877. Das ehemalige Dienstmädchen Irene und ihr Mann, der Weinguterbe Franz Gerban, führen eine glückliche Ehe. Dennoch fühlt Irene sich fremd in seiner Welt der besseren Kreise. Als Franz häufig auf Reisen ist, leidet sie zunehmend unter der Einsamkeit und sucht sich eine Aufgabe. Sie beginnt, sich für die Rechte der Arbeiterfrauen einzusetzen – und trifft dabei ihren ehemaligen Geliebten, den Arbeiterführer Josef, wieder. Franz reagiert mit glühender Eifersucht, ihre Beziehung droht zu zerbrechen. Und dann erfährt Franz ein Geheimnis, das ihrer beider Leben vor eine große Herausforderung stellt …

 

Das Weingut Tag des Schicksals 

 
Autor:  Marie Lacrosse
Verlag: Goldmann Verlag 
Erschienen: 30. September 2019 
Format: epub - eBook
ISBN: 978-3-641-24596-2 
Seitenzahl: 736 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mit diesem Roman beendet Marie Lacrosse ihre Trilogie über das Weingut der Familie Gerban und deren Schicksal. Franz und Irene haben sich kennen gelernt, verliebt, wurden durch widrige Umstände getrennt und haben sich glücklich wieder gefunden. Nun kehrt in ihrer Ehe langsam der Alltag ein, dem sich beide stellen müssen und der vor allem Irene oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit führt. Ob es ihnen gelingt, gemeinsam diese Schwierigkeiten zu meistern und sich ihr Glück zu erhalten, schildert die Autorin spannend und mit großem Einfühlungsvermögen.


Stil und Sprache
Das Buch beginnt mit dem Prolog im Jahr 1874, knapp 4 Monate nach dem Ende von Band 2. Um der Geschichte wirklich folgen zu können, ist es wichtig, die beiden ersten Teile gelesen zu haben, da man nur so die Motive und Handlungen der verschiedenen Personen nachvollziehen kann. Marie Lacrosse hat weitgehend darauf verzichtet, in allzuvielen Rückblenden auf frühere Ereignisse einzugehen. Nur wo es unerlässlich ist, um das Verhalten einiger Figuren besser zu verstehen, finden sie Erwähnung, aber mehr in Nebensätzen oder Dialogen, aus der Situation heraus, ohne dass der Lesefluss gestört wird.
Die Perspektive wechselt ständig zwischen Irene und Franz, sodass der Leser sich ein gutes Bild von ihren unterschiedlichen Aufgaben und Aktivitäten machen kann. Dabei fällt besonders ins Gewicht, dass dieser Roman den Zeitraum von 18 Jahren umfasst – bei Band 1 + 2 waren es jeweils 2 Jahre – sodass hier des Öfteren ein paar Jahre übersprungen werden, was man aber an der Datierung der einzelnen Kapitel leicht feststellen kann.
Wie gewohnt, hat die Autorin wieder unglaublich gut recherchiert und sehr intereressante Einzelheiten zu den verschiedenen Themen, die im Buch eine Rolle spielen, zusammen getragen. So erfährt man viel Wissenswertes über die Weinproduktion und alles, was damit zusammen hängt: die Lese, die Verarbeitung der Trauben, den Verkauf und sogar die diversen Schädlinge - wie die Reblaus - die ganze Ernten vernichten konnten. Und – wie schon in Band 2 – ist es Marie Lacrosse wieder ein besonderes Anliegen, das elende Leben der Arbeiterfrauen und -kinder zu beschreiben, wie es Ende des 19. Jahrhunderts bittere Realität war. Die Ehe von Irene und Franz - mit den geschilderten Konflikten - ist hier das Bindeglied, um diese tatsächlichen historischen Zusammenhänge auf spannende Art und Weise erzählen zu können, was der Autorin auch diesmal wieder hervorragend gelungen ist.


Figuren
Irene und Franz hatten in den ersten beiden Teilen der Trilogie nicht sehr viel Zeit, sich wirklich kennen zu lernen. Erst im alltäglichen Zusammenleben erweist sich, wie sehr man tatsächlich miteinander harmoniert und sich versteht. Das müssen auch die beiden nach kurzer Zeit feststellen. Franz trägt die Verantwortung für das Gut und die vielen Menschen, die von dessen Gedeihen abhängen. Er stürzt sich in diese Aufgabe und ist damit ausgelastet und erfüllt. Außerdem ist es ihm immer noch ein Anliegen, dass das Elsass - das er als seine eigentliche Heimat betrachtet - unter der neuen preußischen Regierung nicht benachteiligt wird und so geht er in die Politik und enthält damit seiner Familie noch mehr von seiner Zeit vor.
Irene ist von Kind an harte Arbeit gewöhnt und fühlt sich nicht priviligiert wegen ihres neuen Standes, sondern unnütz und gelangweilt. Da Franz sie immer öfter allein lässt, besinnt sie sich auf die befriedigende Sozialarbeit für die Rechte der Arbeiterfrauen und nimmt Kontakt zu ihrem früheren Geliebten Josef auf. Sie ahnt, dass ihr Mann ihr das aus Eifersucht nicht gestatten würde, daher tut sie es heimlich und belügt ihn, um ihre häufige Abwesenheit zu erklären. Kein Wunder, dass die beiden sich dadurch immer mehr entfremden. Als Franz dann erfährt, wer sein wirklicher Vater ist, stehen sie am Scheideweg.
Marie Lacrosse gelingt es, hier beiden Figuren gerecht zu werden. Der Leser kann sich sowohl in Franz, als auch in Irene hinein versetzen, wobei allerdings Letztere manchmal wirklich die Geduld sehr strapaziert und man sich fragt, warum sie plötzlich so wenig Vertrauen zu ihrem Mann hat und damit beinahe alles zerstört.
Die weiteren Figuren – Franz Mutter Pauline, seine Schwester Mathilde und ihr Mann, sein Onkel und seine Tante und andere – sind bereits aus den ersten Bänden bekannt. Die Entwicklung von Pauline ist sehr erfreulich, sie war Irene von Anfang an sehr zugeneigt und das hat sich auch jetzt nicht geändert. Marie Lacrosse beschreibt alle diese Personen sehr einfühlsam und glaubwürdig. Es sind lebendige Menschen mit ihren Stärken und Schwächen, die den Leser berühren, manchmal auch aufregen, aber ihn niemals langweilen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Ebooks zeigt das schon von den Vorgängerbänden bekannte Gutshaus, dieses Mal etwas versteckt hinter herbstlich gefärbten Weinstöcken. Oben steht in roten Buchstaben der Name der Autorin, darunter in schwarzen Lettern der Titel. Auf eine kurze Inhaltsangabe folgen 3 Zitate, die sich auf die Rolle der Frau Ende des 19. Jahrhunderts beziehen. Die beiden Karten des deutsch-französischen Grenzgebietes sind auf dem Reader nicht sehr gut erkennbar, Interessierte können sie aber - auf der Verlagsseite und bei den diversen Anbietern - in den Leseproben der Printausgabe genauer ansehen. Im Personenverzeichnis sind die historischen Figuren mit einem * gekennzeichnet.
Zwischen dem Prolog von 1874 und dem Epilog von 1892 liegen 6 Hauptabschnitte mit 28 – noch weiter unterteilten und mit Ort und Datum versehenen– Kapiteln. Wie immer geht Marie Lacrosse in ihrem Nachwort ausführlich auf „Wahrheit und Fiktion“ ein, das Glossar und eine Liste der wichtigsten Quellen beschließen das Buch. 


Fazit
„Tage des Schicksals“ ist der krönende Abschluss einer wunderschönen Trilogie, die mich gefesselt und wirklich berührt hat.

4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Weingut - In stürmischen Zeiten
Band 2: Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben

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