Auf der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale wird zum Entsetzen aller ein Snuff-Film gezeigt. Das Opfer: die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller. Tom Babylon vom LKA und die Psychologin Sita Johanns ermitteln unter Hochdruck. Doch eine Gruppe von Prominenten um Keller mauert. Was hat der Bürgermeister zu verbergen? Und wer ist die Zeugin, die aussieht wie Tom Babylons vor Jahren verschwundene Schwester? Die Ereignisse überschlagen sich, als ein weiterer Mord passiert. Plötzlich stellt Sita Johanns fest, es gibt eine Verbindung zwischen ihr und den Opfern: Ein furchtbares Ereignis in ihrer Jugend – und die Zahl Neunzehn.
Autor: Marc Raabe |
Die Grundidee der Handlung
Es sollte ein fröhlicher Abend werden, doch die Besucher der Auftaktveranstaltung der Berlinale stehen unter Schock, als anstatt des angekündigten Films ein gleichsam grausames wie brutales Video eingespielt wird. Für Tom Babylon wird dieser Fall zur Belastungsprobe. Nicht nur, dass ihm die Zeit wegrennt, die junge Frau möglicherweise noch lebend zu finden, zugleich stößt er immer wieder auf Barrieren und wird noch immer von seiner Vergangenheit verfolgt.
Wieder einmal schafft es der Autor, nicht nur die Protagonisten, sondern auch den Leser zu schockieren, aber auch ein Stück weit zu manipulieren. Daher gilt: Niemals das Ziel aus dem Blick verlieren.
Stil und Sprache
Warum nicht ein Stilmittel, das bereits einmal sehr gut funktioniert hat, erneut einsetzen? Das dachte sich wohl auch Marc Raabe und spielt wieder gekonnt mit zeitlichen Wechseln, so dass der Leser immer wieder kurz in die Vergangenheit eintaucht, um die dort gewonnenen Erkenntnisse mit der gegenwärtigen Haupthandlung zu verknüpfen. Allerdings steht dieses Mal nicht Tom Babylon, sondern die ebenfalls hinzugezogene Psychologin Sita Johanns im Mittelpunkt der Rückblicke. Schnell zeichnet sich ein erschreckendes wie klares Bild ab, in welche Richtung die Geschichte sich entwickeln wird.
Mit Spannungselementen kennt der Autor sich aus und hält somit nicht nur das Geschehen lebendig, sondern auch den Leser in Atem. Schnell kann es passieren, dass man einen Hinweis übersieht, sobald man sich ablenken lässt – sei es auch noch so kurz. Entsprechend ist vollste Konzentration geboten, wobei es tatsächlich überhaupt nicht schwer fällt, diese über die gesamte Distanz beizubehalten. Obwohl die ein oder andere Passage undurchsichtig und nah am Rande der Legalität erscheint, bleibt der Bann nahezu ungebrochen. Wendepunkte benötigt „Zimmer 19“ nicht, dafür gibt es ausreichend Überraschungsmomente, die sich selbst aus beobachtender Perspektive erst kurz vor knapp offenbaren. Einzig der Abschluss erscheint, wie schon im ersten Band, etwas unbefriedigend.
Figuren
Trotz dessen, dass innerhalb der Rückblenden Sita Johanns in den Fokus rückt, steht Tom Babylon und seine Geschichte keinesfalls im Hintergrund. Vielmehr bewegen die beiden Figuren sich dieses Mal etwa auf derselben Ebene und füttern nicht nur den Leser mit neuen Erkenntnissen, sondern auch den jeweils anderen. Da sowohl Sita als auch Tom nicht gerade mitteilsam sind, bleibt nach wie vor eine gewisse Distanz zwischen Protagonisten und Leser vorhanden. Dennoch möchte man sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht von der Hoffnung verabschieden, dass sich dies möglicherweise in einem weiteren Band noch ändern kann.
Das Gros der weiteren Personen bleibt gewollt im Dunkeln und wird daher zunächst auch nur oberflächlich betrachtet. Erst im weiteren Verlauf werden die unterschiedlichsten Stimmen laut, wodurch sich eine gewisse Eigendynamik entwickelt, die einerseits weitere Zusammenhänge offenbart, andererseits aber auch weitere Fragen aufwirft.
Aufmachung des Buches
Silberne Schrift und eine schwarze Feder vor rotem Hintergrund zieren das Cover der Klappenbroschur aus dem Ullstein-Verlag. Trotz subtiler Komponenten wird der Reihencharakter sofort deutlich und auch wenn man sich auf den ersten Blick der Aussage nicht sicher ist, so weckt das Buch dennoch sofort Interesse.
Fazit
Ein gelungenes Zusammenspiel der Handlungsstränge, mit hohem Spannungsgehalt und rasantem Tempo. Im direkten Vergleich allerdings minimal schwächer als der erste Band.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Schlüssel 17