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Der Thron der Imperatox wackelt: Die großen Handelshäuser wollen Grayland II lieber früher als später beseitigt sehen und auch die Kirche steht nicht mehr fraglos hinter ihrem Oberhaupt.

Gleichzeitig schreitet der Zerfall des Imperiums weiter voran. Der erste Planet ist bereits von den interstellaren Strömen abgeschnitten und bald droht auch allen anderen menschlichen Zivilisationen die Isolation – und damit ihr Untergang.

Grayland versucht mit allen Mittel, das Imperium auf die bevorstehende Katastrophe vorzubereiten, doch die Zahl ihrer Verbündeten schrumpft ...

 

Verrat 

Originaltitel: The Consuming Fire
Autor: John Scalzi
Übersetzer: Bernhard Kempen
Verlag: FISCHER Tor Verlag
Erschienen: 28. August 2019
ISBN: 978-3-596-29980-5
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die neue Imperatox Grayland II steht vor einer schweren Aufgabe. Die großen Handelshäuser sind mit ihrer neuen Herrscherin nicht glücklich, denn sie handelt so gar nicht, wie alle Herrscher zuvor und agiert nicht ganz so, wie es von ihr erwartet wird. Unzufriedenheit regt sich unter den mächtigen Adeligen, Machtansprüche werden gestellt, geheime Absprachen getroffen und neue Verbündete gesucht, um die ungeliebte Patriarchin möglichst schnell aus dem Verkehr zu ziehen und zu ersetzen. Gleichzeitig bewahrheiten sich die Befürchtungen von Grayland und Lord Marce, als sich der nächste Transportstrom schließt, da niemand konkret vorhersagen kann, ob und wann sie sich wieder öffnen. Die Herrscherin steht vor ihrer größten Aufgabe, denn sie muss handeln und zwar sehr überlegt, unerwartet und entschlossen - gegen alle Widerstände. Eine riesige Last für die junge, unerfahrene Herrscherin, die zu allererst herausfinden muss, wer sie unterstützt und auf wen sie sich verlassen kann und wer darauf aus ist, sie vom Thron zu stürzen. Als ob die innenpolitischen Scharmützel nicht kompliziert genug wären, öffnet sich plötzlich ein ehemaliger Transportstrom in ein jahrhundertlange abgeschnittene Kolonie wieder. Für Lord Marce besteht die einmalige Chance hinzureisen und herauszufinden, wie es den Menschen dort ergangen ist. Er entdeckt Erstaunliches und entdeckt ein uraltes, fremdes Raumschiff, doch dann überschlagen sich die Ereignisse ...

Die Möglichkeiten und Gefahren einer Besiedelung des Weltraumes wurde sehr gut in eine kurzweilige und interessante Story verpackt. Fiese Machtkämpfe und hinterhältige Intrigen rund um eine frisch ernannte junge Herrscherin in einer meist lebensfeindlichen Umgebung, spannende  Scharmützel und als „tickende Zeitbombe“ das vorausgesagte Zusammenbrechen der Transportströme. Was will man mehr?


Stil und Sprache
Die Geschichte ist wie schon im Vorgängerband in der 3. Person geschrieben und die Handlung, Schreibstil und Sprache schließen nahtlos an den Vorgängerband an. Es wird schnell deutlich, dass viele der reichen Vertreter der Handelshäuser keinesfalls tolerieren wollen, dass eine „dahergelaufene“ Imperatox, mit der sie nicht gerechnet und die sie nicht unter Kontrolle haben, nun schalten und walten kann, wie sie will. In der Story wird gut sichtbar gemacht, wie einige Führer der Handelshäuser nicht nur Jahre sondern ganze Generationen vorausplanen, wie sie ihre Macht vergrößern können, wer für sie am Nützlichsten ist, um Pakte zu schließen und wer wen zu heiraten hat. Durch die geheimen Vereinbarungen und Aktionen der Figuren lässt sich meist gut erkennen, wie wichtige Vertreter von Handelshäusern und der Kirche taktieren. Sie schließen Bündnisse, lügen, betrügen oder töten, um für sich und ihre Häuser möglichst viel Macht zu erhaschen und wechseln blitzschnell die Seiten, wenn es sich für sie lohnt.

Es zeigt sich gut, wie die Gegenspieler versuchen, die Imperatorin in eine Situation zu manövrieren, in der es sich auch für ihre Untertanen logisch und notwendig darstellt, sie zu stürzen, um die Stabilität der Führung zu erhalten. Grayland II rechnet natürlich mit Widerstand und ist bestrebt, ihre Handlungsfähigkeit zu behalten und ihre Gegenspieler möglichst überraschend und elegant auszuhebeln. Dieses spannende Kräftemessen zieht sich – begleitet von den politischen Intrigen und Wirren – durch das ganze Buch. Obgleich so viel politisches „Gehack“ manchmal etwas verwirrend sein kann, ist die Geschichte jedoch durchgängig spannend und – auch durch die vielen Szenenwechsel zwischen der Imperatox, ihren Gegenspielern und Lord Marce – recht kurzweilig.

Die Gespräche der jungen Herrscherin mit ihren Vorgängern in der "Gedächtnisraum" versorgt die Leser auf sehr interessante Art mit wichtigen Infos, ohne langweilig-erklärend zu wirken. Auch die Entdeckung, dass sich Transportströme nicht für immer schließen, sondern verloren geglaubte Wege wieder durchgängig werden und auch neue Ströme in unbekannte Gefilde entstehen, bietet spannende Möglichkeiten.

SciFi-Leser, die gerne Geschichten mit etwas „mehr“ als nur reiner Action lesen, werden sich mit dem Buch mit Sicherheit gut unterhalten. Alle Leser, die schon den ersten Band verschlungen haben, werden mit Sicherheit nicht enttäuscht sein und bestimmt schon gespannt auf den Schlussband der Trilogie warten.


Figuren
Cardenia Wu-Patrick, die Imperatox Grayland II wächst in ihre Rolle als Oberhaupt hinein und tut ihr Bestes um ihr Rolle auszufüllen. Es verlagt ihr viel ab, die Intrigen und heimtückischen Attentate gegen sie zu durchschauen, damit sie diese rechtzeitig unterbinden kann. Lord Marce Claremont ist eine unverzichtbare Hilfe, ein standhafter Freund und damit eine wichtige „Rückendeckung“ für die junge Imperatox. Lady Kiva Lagos weiß, was sie will und erweist sich im Laufe der Geschichte als wichtige Verbündete. Erzbischöfin Korbijn muss wichtige Entscheidungen treffen und sich festlegen, in welche Richtung die Kirche unter ihrer Führung in Zukunft einschlagen soll. Deran Wu ist eine sehr undurchsichtige Figur, der zwar eine Seite wählt, aber dessen Interessen auch am Ende des zweiten Bandes noch nicht ganz klar sind. Thomas Reynault Chenevert ist ein nicht ganz greifbarer Charakter, der erst spät zur Story stößt, wichtige Informationen beisteuert, aber trotzdem noch nicht so richtig einzuschätzen ist. Gräfin Nohamapetan geht im wahrsten Sinne über Leichen, wenn es ihren Zwecken nützt. Auch ihre Tochter Lady Nadashe hat sich ihren Befehlen und Plänen unterzuordnen, ob sie will oder nicht. Beide sind sehr machtbesessen und nicht bereit zurückzustecken, sondern wollen ihren Einfluss um jeden Preis vergrößern.

Alle Figuren sind je nach ihrer Funktion mehr oder weniger gut ausgearbeitet. Ihre Gründe sind teils emotional, andererseits logisch begründet und ihre Handlungen nicht selten der jeweiligen Situation, in die sie geraten, geschuldet. Das macht sie bunt, dreidimensional und manchmal etwas schwer einzuschätzen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Klappenbroschurbuches passt sehr gut zum Inhalt und der Rückseitentext gibt einen aussagekräftigen Einblick in die Handlung. Auf der vorderen Innenklappe gibt‘s noch einen etwas genaueren Einblick ins Thema zu lesen, auf der rückwärtigen Innenklappe findet man die bebilderte Kurzvita des Autors. Die 379 Seiten lange Geschichte besteht aus drei unterschiedlich dicken Teilen, die sich wiederum in einen Prolog, 22 durchnummerierte Kapitel und einen Epilog aufsplittet. Eine Danksagung des Autors beschließt das Buch.


Fazit
Ein – trotz oder gerade wegen der vielen Intrigen und politischen Spielchen – spannender und kurzweiliger zweiter Teil mit genug Action, um das Interesse hochzuhalten und sehr neugierig auf den Ausgang der Geschichte macht. Für SciFi-Liebhaber absolut lesenswert und für John Scalzi Fans ohnehin ein „Muss“! Für ein wirklich befriedigendes Leseerlebnis sollte man allerdings unbedingt auch den ersten Teil gelesen haben.


4 5 Sterne


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Backlist:
Band 1: Kollaps

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