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Straßen sind Bänder durch Landschaften, deren Durchquerung ohne sie strapaziös und nur mit viel Zeit möglich wäre. Auf ihnen jedoch werden die Augen zu einem Flaneur, um Fremdes und Beeindruckendes aufzunehmen, bis schließlich die Füße unruhig werden und danach verlangen, das Unbekannte selbst zu betreten, um die neue Welt ganz begreifen zu können.

Die schönste Straße hoch im rauen Norden hat kürzlich einen Namen bekommen; und um Nordschottland zu ergründen und zu erleben, begaben sich Michael O.R. Kröher und Christian Seeling in einem wunderschönen Jaguar auf die Rundtour..

So entstand ein beeindruckender Bericht mit spektakulären Fotografien voller Leben, ein Traum von Schottland.

 

500 Meilen Schottland 

Autor: Michael O.R. Kröher, Christian Seeling 
Verlag: Corso ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Erschienen: Januar 2019
ISBN: 978-3737407496
Seitenzahl: 208 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Was auf der Rückseite des Buches so blumig beschrieben ist, entspringt der Sehnsucht nach dem magischen Schottland. Dem Land des Whiskeys, der Burgen, Loch Ness und nicht zuletzt ist Schottland auch Drehort zahlreicher Hollywoodfilme.

Der Journalist Michael O.R. Kröher und der Fotograf Christian Seeling brechen mit einem 40 Jahre alten Jaguar mit britischem Kennzeichen auf zu einem Roadtrip durch die nördlichen Highlands, der North Coast 500. Die beliebte Route rund um Nordschottland, von vielen liebevoll Route 66 Schottlands genannt, ist ein einziges Highlight. Jede Meile würden die beiden am liebsten aussteigen und die Landschaft, die Menschen, die Burgen oder nur einfach das Wetter genießen, das zu dieser Jahreszeit, September 2018, ungewöhnlich mild ist.

Acht Tage nehmen sie sich für die 516 Meilen, gut 800 Kilometer, Zeit. Das mag langsam erscheinen, aber angesichts der vielen Sehenswürdigkeiten scheint es eine angemessene Zeit zu sein. Die beiden haben sich bewusst für Slow-Travelling entschieden, im Gegensatz zu Reisenden, die in vier Tagen sechs Länder bereisen und dabei nichts außer den üblichen touristischen Monumenten sehen. Ein Trend, der sich immer weiter durchsetzt und auch die Autoren begeistert.

Kröher und Seeling starten die Tour entgegen dem Uhrzeigersinn. Vorsichtig tasten sie sich an das Schottland heran, von dem sie vor ihrer Abreise geträumt haben. Sie besuchen Sehenswürdigkeiten und wandeln auf alten Pfaden, die Kröher nutzt, um dem Leser die Historie Schottlands näherzubringen. Aber auch kuriose Geschichten, wie die "kürzeste Straße der Welt", die zeigt, dass Bürokratie auch in Schottland im Jahre 1883 vorherrschte. Ihre erstes Etappenziel ist das bekannte und geschichtsträchtige Städtchen Inverness.

Weiter geht es Richtung Norden mit kleinen Abstechern zur Black Isle, Sandwood Bay und zur größten Hebrideninsel Skye als Zugabe. Unterwegs schildert Kröher manchmal in einem etwas nüchternen Ton über die vielen Begebenheiten mit den Naturschönheiten, den wundervollen und hilfreichen Erlebnissen mit Einheimischen und Zugezogenen, die ihnen mitten in der Nacht halfen, den liegengebliebenen Jaguar wieder startklar zu machen, den vielen Begegnungen mit dem Nationalgetränk, aber auch über das soziale Leben und die Einsamkeit fern der großen Städte.

Er verschließt seine Augen auch nicht vor den Wunden Schottlands, wie den Atomanlagen von Dournreay, die Mitte der 1990er Jahre stillgelegt wurden. Dann wieder gerät er ins Schwärmen über das Schottland, welches er in seinen sorgfältigen Recherchen sich vorgestellt und vor Ort tatsächlich auch gefunden hat. Wenn die Sonne den Regen vertreibt, die zuvorkommenden Menschen, die trotz aller Widrigkeiten immer freundlich sind und jedes Touristenherz erobern, das Grün, das mit seinen vielen Nuancen besticht und nicht zuletzt die Zeitzeugen der Geschichte, wie das Dunrobin Castle in der Grafschaft Sutherland.

Christian Seeling liefert die Fotos, die sich dem Ton des Buches anpassen, manchmal nüchtern, manchmal schwärmerisch, aber immer von hoher Qualität. Der dritte Reisegefährte, der Jaguar XJ Coupé, ist ihnen, bis auf eine Schwäche der Batterie, ein treuer Begleiter und so werden sie zum Schluss der Rundreise ein wenig wehmütig und sammeln im Kapitel "Rück- und Ausblick" weitere Erlebnisse. Natürlich lässt Kröher es sich nicht nehmen, zum Schluss der Sage um das Ungeheuer Loch Ness neue Nahrung zu geben.

Aufmachung des Buches
Das Buch liegt als Hardcover mit Schutzcover vor, auf dem der Protagonist der Reise, der Oldtimer, prominent abgebildet ist, umgeben von den Highlands. Das Buch ist in acht Kapitel der jeweiligen Etappenziele gegliedert, angereichtert mit Fotos, von denen man sich mehr wünscht. Es ist kein Reiseführer, aber ein wahrlich bildhafter Band über die Geschichte der NC 500, den Geschichten der Menschen, die an der Route leben und auch der Historie in Schottlands Norden.

Am Anfang findet sich ein Inhaltsverzeichnis, leider wurde auf ein Stichwortregister verzichtet. So findet der Leser selten die Sehenwürdigkeiten oder andere Begebenheiten wieder, von denen er nur noch Stichpunkte weiß, aber nicht mehr, an welchen Ort oder Tag der Reiseeroute er dies gelesen hat.


Fazit
Ein bereicherndes Buch mit persönlichen und geschichtlichen Einsichten zu einem Schottland der besonderen Art.


5 Sterne


Hinweise
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