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Tomatenlust – das ist die Freude an der enormen Vielfalt der Formen, Farben und unterschiedlichen Aromen der Paradiesäpfel. Wer dieser Lust verfallen ist, will auf den unvergleichlichen Geschmack echter, sonnengereifter Tomaten nicht mehr verzichten und entdeckt immer neue Sorten. Die Autorin besuchte Tomatenexpertinnen und –experten in verschiedenen Ländern Europas und studierte ihre Anbaumethoden. Dabei stieß sie auf erstaunliche Erfahrungen, exquisite Sorten und entdeckte die subtilen Tomatengeheimnisse dieser außerordentlichen Menschen. Gesunde, herrliche Tomaten können auch Sie in ihrem Garten oder Balkon anbauen – dank der zahlreichen praktischen Tipps und Tricks, die hier verraten werden. Wer dann auch noch eigene Samen erntet und mit anderen Tomatenliebhabern tauscht, trägt dazu bei, die Sortenvielfalt dieses wunderbaren Fruchtgemüses weiter zu erhalten. 

Tomatenlust 

Autor: Ute Studer
Verlag: Haupt Verlag
Erschienen: 18. Februar 2019
ISBN: 978-3258081021
Seitenzahl: 240 Seiten

 
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Im Vorwort beschreibt der Fotograf Martin Studer, wie er in der Provence ein Tomatencarpaccio gegessen hat und von nun an wusste, wie Tomaten schmecken müssen: So ganz anders als die Tomaten aus dem Supermarkt. Aus jeder Zeile spricht die pure Lust am Genuss; selten gelingt es einem Vorwort, mich derart ins Buch hineinzuziehen. Leider wird man dann ein bisschen abrupt aus dem Tomatenhimmel geholt und es folgt erst mal ein Kapitel mit vielen Informationen zur Tomate. Studer schreibt sachlich, aber wenig spannend, u.a. wie die Tomate nach Europa kam, von deren Vielfalt und den wenigen Sorten, die man heute als Industrietomate im Laden kaufen kann. Sie spricht über Patente auf Saatgut, CRISPR-Cas, Spritz- und Düngemittel, aber auch von den wichtigen gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen der Tomate, um dann schließlich die alten Sorten und deren ausgezeichneten Geschmack zur Sprache zu bringen.

Es gibt Menschen, die schon früh feststellten, dass durch die Industrietomate eben diese alten Sorten verloren zu gehen drohen und es sich zur Aufgabe gemacht haben, das zu verhindern. Diese Menschen stellt die Autorin in zahlreichen Porträts vor. Sie erzählt sehr lebendig von ihren Begegnungen mit den Tomatenpionieren, mit denen sie die Leidenschaft für die Paradeiser teilt. Ab jetzt wächst sie wieder, die Lust am Lesen, am Genuss, an der Vielfalt und als Gärtnerin möchte man gleich loslegen, um selbst zum Retter zu werden.

Die Porträts (mit zahlreichen Fotos) sind alle ähnlich aufgebaut, zunächst erzählt die Autorin, wie sie die jeweilige Person kennengelernt hat und man erfährt viel über die Beweggründe, die dazu geführt haben, dass sie zu Rettern wurden. Man darf ihnen bei der Arbeit über die Schulter schauen und erhält allerhand Tipps zum Umgang mit dem besonderen Gemüse. Jeder Porträtierte nennt abschließend noch seine 10 Lieblingstomaten. Diese werden dann auf einer Doppelseite in eigenen Kästchen mit Text und Foto vorgestellt. Sofern vorhanden sind die Internetadressen der Pioniere ebenfalls notiert.

Zwei Dinge fallen beim Lesen auf: Erstens, die Bewahrer der alten Sorten sind alles Charakterköpfe, egal ob Prinz oder Hobbygärtnerin, die mit großer Leidenschaft ans Werk gingen und noch immer gehen. Sie haben gesammelt, Anbaumethoden getestet, über die Jahre ihre jeweiligen Samenbanken aufgebaut und sorgen immer weiter für deren Erhalt. Der zweite auffällige Punkt ist, dass es zwei Lager gibt, was die Anbaumethoden betrifft. Nicht, dass sich hier um die bessere Methode gestritten würde, mitnichten. Eher ist das eine Frage der Geografie. Die Tomatenpioniere, die in trockenen, sehr warmen Gebieten leben, arbeiten anders als die Gärtner der nördlichen Breiten. Erstaunlich dabei ist u.a., dass die "Südländer" aufs Gießen verzichten, während es die "Nordländer" mehrheitlich für unverzichtbar halten.

Schließlich folgen Tipps zum Anbau der Tomaten, die die Autorin für ihren Garten ausgetüftelt hat. Außerdem gibt es noch einen ganz kurzen Ausflug hin zu den Balkongärtnern und eine ausführliche Beschreibung der Tomaten-Krankheiten. Man erfährt viel über deren Ursachen und was man zur Vorbeugung und Behandlung tun kann. Alles in allem ein inspirierendes, gut verständliches, informatives Buch, das ich sicher noch oft zur Hand nehmen werde.

Aufmachung des Buches
Der in weiß gehaltene Titel des Covers hat eine gute Fernwirkung und spricht die LeserInnen schon von weitem an. Wenn man allerdings das Buch in der Hand hält, ist er gar nicht mehr so gut zu lesen, denn er verschwindet im Tomatendickicht des Hintergrunds; da schiebt sich ein Blatt von hinten nach vorne durchs "E" und eine lila Tomate scheint am "N" zu knabbern. Genauso vielseitig geht es im Innern weiter. Die Vorsatzblätter zeigen starke Nahaufnahmen der Oberfläche von Tomaten. Wie überhaupt die großformatigen Aufnahmen der Tomatenfrüchte faszinieren, es sind meist ganze Paradeiser am Stock, die fotografiert werden oder aufgeschnittene Exemplare. Daneben gibt es aber auch sehr viele alltägliche Bilder in unterschiedlichsten Größen von Äckern, Gärten, Gewächshäusern, Eingemachtem und ähnlichem. Das sind Fotos, wie man sie für eine Dokumentation braucht, die aber die Tomatenlust weniger transportieren als die eher künstlerisch anmutenden. Dafür bieten sie viel Information und begleiten den Text hervorragend.

Wie immer beim Haupt-Verlag glänzt das Buch durch seine Ausstattung: sehr stabiler Einband, textiler Buchrücken, Fadenheftung und griffiges Papier. Sogar ein bronzefarbenes Lesebändchen hat den Weg ins Buch gefunden. Durch die hochwertige Aufmachung fühlt man sich als LeserIn wertgeschätzt und freut sich. Im Anhang findet man u.a das Literatur- und Quellenverzeichnis und ein Sortenregister.

Fazit
Allen Tomatenfreunden sei dieses Buch ans Herz gelegt.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

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