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Zwei Leichen in einem Grab

Ein alter Bekannter Veras – Ex-Cop John Brace, der für Mord im Gefängnis sitzt – bietet ihr einen Deal an. Wenn sie bei seiner alleinerziehenden Tochter nach dem Rechten sieht, verrät er ihr, wo die Leiche des seit über zwanzig Jahren vermissten Robbie Marshall versteckt liegt. Sowohl Brace als auch Marshall gehörten mit Veras inzwischen verstorbenem Vater Hector und dem geheimnisvollen «Professor» zur «Gang of Four», die einen mehr als zweifelhaften Ruf genoss. Vera und ihr Team von der Northumbria Police folgen dem Hinweis und finden tatsächlich menschliche Knochen – allerdings zu viele, um zu einem einzigen Skelett zu gehören. Wer ist die Tote, die sich ihr geheimes Grab mit Robbie Marshall teilt? Bei ihren Ermittlungen stößt Vera auf den unter mysteriösen Umständen abgebrannten Nachtclub The Seagull an der Whitley Bay und wittert eine Spur …

 

Die andere Tote 

Originaltitel: The Seagull
Autor: Ann Cleeves
Übersetzer: Stefanie Kremer
Verlag: rowohlt
Erschienen: 04/2019
ISBN: 978-3499275982
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Vera Stanhope hat einen neuen Chef und der drückt ihr eine unliebsame Aufgabe auf: Sie soll im Gefängnis einen Vortrag halten. Vera fügt sich und trifft dort auf einen früheren Kollegen, der ihr ein Angebot macht. Kümmert sie sich um seine Tochter, verrät er ihr ein Leichenversteck. Doch in dem alten Abwasserrohr liegt nicht nur eine Leiche, sondern zwei. Vera und ihr Team müssen alles geben, um hinter das Geheimnis zu kommen, denn von den noch lebenden Beteiligten können sie keine Hilfe erwarten.

Ann Cleeves hat nach längerer Zeit einen neuen Fall für ihre ganz besondere Ermittlerin erdacht, komplex wie gewohnt, mit ein bisschen Anlaufzeit, bevor es richtig spannend wird und mit einer Lösung, die zumindest teilweise sehr überraschend daherkommt.


Stil und Sprache
Obwohl Vera Stanhope eindeutiger Mittelpunkt der Reihe ist, erzählt sie die Geschichte nicht etwa allein, sondern die Perspektiven wechseln zwischen allen möglichen Beteiligten hin und her. Das betrifft auch nicht nur Veras Teammitglieder und Kollegen, sondern auch den inhaftierten John Brace, dessen Tochter Patty und andere. So erhält man als Leser eine Fülle von Informationen, die man praktisch zusammen mit Vera Stück für Stück zusammensetzen muss, um den Fall zu lösen.

Das klingt jetzt etwas mühsam, und das ist es leider auch: Lange passt nichts wirklich zusammen, alle möglichen Spuren führen ins Nichts und das Team ist irgendwann leicht frustriert. Gerade im mittleren Drittel geht es nur schleppend voran und da geht leider ziemlich viel Spannung verloren. Für einen guten Whodunit-Klassiker reicht es dennoch, auch wenn das große Finale nicht ganz so groß ist wie erwartet.


Figuren
Die große Stärke Ann Cleeves‘ ist ihre Figurenzeichnung und die spielt sie in diesem Band auch wieder gut aus. Besonders Vera Stanhope als unangefochtene Protagonistin bekommt ein bisschen mehr Profil, ihr Privatleben wird zwar nicht gerade ausgewalzt, aber einige private Aspekte kommen doch zum Tragen. Vera muss sich gezwungenermaßen mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, ist doch nicht ganz klar, inwieweit ihr mittlerweile verstorbener Vater etwas mit dem zu lösenden Fall zu tun hatte. Das fällt ihr naturgemäß schwer, hält sie aber nicht davon ab, ihr Team wie gewohnt zu fordern. Joe Ashworth bleibt in diesem Band etwas im Hintergrund; schade eigentlich, denn er hat sich wirklich weiterentwickelt und ist ein interessanter Charakter. Das gilt auch für Holly, die zwar auch ihre Auftritte hat, aber Vera niemals die Show stehlen könnte.

Gut getroffen sind vor allem auch Patty, die total überforderte Tochter von John Brace mit ihren Kindern sowie John Brace selbst, der trotz seiner körperlichen Einschränkungen und seines abgeschiedenen Lebens im Gefängnis noch eine Menge Einfluss hat und den auch zu nutzen weiß. So wie er sind auch die weiteren Nebenfiguren gut ausgestattet und lebensecht dargestellt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover eine nächtliche Szene an einem stürmischen Kai, offenbar in einem Seebad wie das, in dem die Geschichte zu großen Teilen spielt. Innen gibt es 49 oft recht kurze Kapitel und sonst keine Besonderheiten.


Fazit
Vera muss nicht nur einen komplizierten Fall lösen, sondern sich auch ein Stück weit mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Das ist spannend zu lesen und lohnt den Wiedereinstieg in die Serie.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 2: Opferschuld
Band 3: Seelentod
Band 4: Das letzte Wort
Band 5: Ein dunkler Fleck
Band 6: Die Nacht der schwarzen Falter

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