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Kategorie: Thriller

Die Polizistin Lena Adams ist die einzige Zeugin eines grausamen Mordes - und zugleich die Hauptverdächtige. Chief Jeffrey Tolliver lässt alles stehen und liegen, um seiner gefährlich labilen Kollegin zu helfen. Wieder einmal. Dabei hätte Sara Linton, seine Frau, selbst gerade jede Unterstützung bitter nötig. Als ein weiterer Mord geschieht, wird klar, dass ein skrupelloser Drogenhändlerring auf brutalste Weise lästige Zeugen beseitigt. Doch was hat Lena Adams mit all dem zu tun? Zieht etwa ihr inhaftierter Exfreund Ethan Green sie erneut in den Abgrund? Seine Verbindungen reichen weit aus dem Gefängnis heraus – und weiter in ihr eigenes Leben hinein als Sara und Jeffrey es sich in ihren schlimmsten Alpträumen vorstellen können.

 

 

Originaltitel: Beyond Reach
Autor:
Karin Slaughter
Übersetzer: Klaus Berr
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 06/2009
ISBN: 978-3-7645-02652
Seitenzahl: 511 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Sara steht mitten in einem Kunstfehlerprozess und kämpft nicht nur um ihr berufliches Überleben als Ärztin, sondern auch um ihre Selbstachtung und ihr Selbstbewusstsein. Sie ist still, magert immer mehr ab und gerät dann auch noch mitten in ein Kleinstadtfamiliendrama der besonderen Güte, als sie mit Jeffrey zusammen nach Reese fährt. Dort hat Jeffreys Detective Lena Adams gelebt, ehe sie ins Grant County gekommen ist. Lena braucht mal wieder Hilfe und Jeffrey eilt praktisch zu ihr, um ihr genau diese zu geben. Das Vertrackte ist nur: Lena versucht ihn und Sara mit allen Mitteln aus der Stadt zu treiben und je weniger das funktioniert, umso verzweifelter und kalt denkender versucht Lena dies. Doch Sara und Jeffrey gehen nicht auf das Spiel von Lena ein. Und während die Ereignisse immer dramatischer werden, entwickelt sich die Tragödie auf ihren Höhepunkt zu und Sara und Jeffrey erleben einen Alptraum von grauenvollem Ausmaß und mit tödlichen Konsequenzen.


Stil und Sprache
In diesem Thriller ist der Schreibstil diesmal sehr gedämpft. Es gibt zwar viele sehr brutale Szenen und Beschreibungen, doch im Grunde ist „Zerstört“ eher ein Thriller der leisen Töne. Nur beim Schluss lässt es die Autorin krachen. Da gibt es einen Knalleffekt, mit dem ich aber alles andere als zufrieden und schon gar nicht einverstanden war. Ich war geschockt.

Karin Slaughter hat sich in „Zerstört“ das Thema Drogen, deren Einfluss und Auswirkungen auf die Gesellschaft und die einzelnen Personen im Besonderen für den Plot und die Handlung gegriffen. Das hat sie dann mit viel Mord, Psychologie und fast genussvollen Zügen miteinander kombiniert. Herausgekommen ist eine Handlung, die ich etwas gemächlich empfand, da das Lesetempo nicht sonderlich schnell ist und es streckenweise für den Leser etwas verwirrend ist, den Geschehnissen richtig folgen zu können. Besonders deutlich wird das nach etwa zwei Dritteln des Thrillers, als es mit Lena plötzlich in die Gegenwart geht, von der ich dachte, ich befände mich laut vorhergehender Handlug bereits mitten drin. Doch ich musste feststellen, dass dem nicht so war und das brachte mich ins Stocken. Die Stelle musste ich mehrmals lesen um zu begreifen was für ein plötzlicher Wechsel sich da abspielte. Bis dahin war der Thriller wunderbar und herrlich zu lesen. Auch wenn ich den Pfiff und Pepp von Karin Slaughters vorherigen Thrillern dieser Reihe etwas vermisst habe. Trotzdem war ich mit Genuss bei der Sache. Daher war ich doch enttäuscht, als ich diesen Richtungswechsel merkte und im Lesefluss unterbrochen wurde. Das fand ich sehr schade und unnötig.


Figuren
Karin Slaughters Charaktere haben sich nur unwesentlich verändert. Sie sind noch immer überzeugend, haben ihre Kanten und Ecken und bewegen sich natürlich und realistisch durch die Handlung. Die Hauptfiguren genauso wie die Nebenfiguren.
Sara Linton ist in diesem Thriller nicht ganz so selbstbewusst und zeigt auch relativ wenig Gefühl. Meist wirkt sie fast schon apathisch, obwohl sie nur sehr ruhig und in sich gekehrt ist. Ihr macht ein Todesfall und seine direkten Folgen auf sie sehr zu schaffen.
Die Figur der Lena dagegen fand ich oftmals zu heftig. Irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie aus ihren Fehlern der Vergangenheit nicht gelernt hat. Dies zeigte sich für mich in einer Szene nur allzu deutlich, als sie ein R-Gespräch aus einem Gefängnis erhielt. Ihren Gedanken und ihrem Verhalten zu folge wollte sie dieses Gespräch eigentlich nicht annehmen und einfach aufhängen. Doch sie ist, und ich kann es nicht anders sagen, unfähig, das in die Tat umzusetzen. Anstatt einen klaren Schlussstrich zu ziehen und nicht zu reagieren, drückt sie die Verbindungstaste, hört sich den Gegenüber an und ist prompt wieder an dem Punkt, wo sie Monate vorher schon mal war und sich von Jeffrey raus helfen ließ. Da hab ich nur verständnislos mit dem Kopf geschüttelt und gedacht, wie blöd kann ein Charakter eigentlich sein? Sie ist doch ansonsten auch nicht auf den Kopf gefallen. Warum macht sie das? Mir kam es fast so vor, als ob sie sich selbst gerne bestraft und quält. Dass sie das braucht um „glücklich“ zu sein, um überhaupt leben zu können. Doch dies ist nur meine eigene Vermutung, Antwort darauf. In diesem Punkt wird vermutlich jeder Leser für sich selbst eine passable Erklärung finden müssen.


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag des dunkelblau gebundenen Buches springt einem sofort buchstäblich ins Auge. Ein toller Kontrast aus Kalt und Warm, vermittelt durch die Farben Neonorange und diverse Blautöne. Als Motiv ist eine menschliche Hand inmitten von Laub und kleinem Getier zu sehen. In der Handfläche liegt ein abgebranntes Streichholz. Obwohl mir die Gestaltung des Schutzumschlags nicht unbedingt gefällt, übt es doch eine faszinierende Wirkung aus und war mit ein Grund, warum ich das Buch lesen wollte.
Zusätzlich zu seinem auffallenden Äußeren hat das Buch noch ein neonoranges Leseband, was ich gut finde, erspart es doch das Lesezeichen.


Fazit
Ein Thriller, von dem ich mir mehr erwartet hatte, der aber dennoch ein Genuss ist. Wenn auch der leisen Töne.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Belladonna
Band 2: Vegiss mein nicht
Band 3: Dreh dich nicht um
Band 4: Schattenblume
Band 5: Gottlos