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Der alte Eigenbrötler Roth, tot in seinem Toilettenhäuschen! Kommissar Hansen von der Kripo Kempten traut seinen Augen nicht, als er den Leichnam sieht, durchbohrt vom Bolzen einer Armbrust. Auch Kriminalmeister Haffmeyer ist bestürzt, wenngleich er sich noch gut an Roths einstige kriminelle Machenschaften erinnert. Hat den alten Sonderling nun etwa seine Vergangenheit eingeholt? Oder war sein Tod nur ein Unfall – verursacht von ein paar Mittelalter-Fans, die mit ihren nachgebauten historischen Waffen durch die Wälder um Eisenberg streifen?

 

Volltreffer 

Autor: Jürgen Seibold
Verlag: Piper
Erschienen: 01. Februar 2019
ISBN: 978-3-492-31377-3
Seitenzahl: 304 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Mitten in den Hochzeitsvorbereitungen – genauer gesagt beim Maßnehmen für seinen Anzug – wird Hansen zu einem Tatort gerufen. Resi ist alles andere als begeistert, dass ihr Verlobter die Dreistigkeit besitzt, an einem solch wichtigen Tag zu arbeiten, sie hat sich schließlich auch freigenommen. Nichtsdestotrotz hat der Fall Priorität und entwickelt mit der Zeit eine hohe Brisanz. Wer kann so präzise zielen, dass ein Armbrustpfeil das Opfer just im Toilettenhäuschen erwischt?

Auch wenn die Darstellung des Tatorts von amüsant bis bizarr anmutet, darf man niemals vergessen, was geschehen ist. Jürgen Seibold gelingt diese Gratwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und humoristischen Einschüben.


Stil und Sprache
Wie bereits in den vorangegangenen Bänden wird erneut auf die bekannte und bewährte beobachtende Perspektive gesetzt. Diese ist immer dann hilfreich, wenn dem Leser Informationen zugespielt werden sollen, die nicht für alle Protagonisten zugänglich sind. Dennoch darf man nicht davon ausgehen, dass man nun im Vorfeld sämtliche Hinweise erhält. Vielmehr werden Gedankengänge angestoßen, die man vielleicht ansonsten nicht verfolgt hätte, ob diese allerdings zum Erfolg führen zeigt sich auch hier erst im weiteren Verlauf. Nichtsdestotrotz ist der Leser ob der Haupthandlung manches Mal hin- und hergerissen. Wirkt das Geschehen nun zu konstruiert oder fußen die Ereignisse tatsächlich auf Zufällen? Sicherlich soll bis zum Schluss nicht ersichtlich sein, worauf das Ganze hinausläuft, ein paar mehr konkrete Eckpunkte wären dennoch hilfreich gewesen.

Die Spannung entwickelt sich wie gewohnt recht schnell auf ein hohes Niveau, welches mitunter schwierig zu halten ist. Es gibt leichtere Einbrüche während handlungsfernerer Passagen, allerdings findet auch immer schnell ein Ausgleich dessen statt. Auf wahrhaftige Überraschungsmomente wartet der Leser indes vergeblich. Oder ist man inzwischen einfach so sehr mit dem Autor und den Protagonisten vertraut, dass sich auch hier eine gewisse Vorahnung einschleicht? Es ist nicht so, dass die Lösung bereits zur Halbzeit auf der Hand liegen würde, ein bisschen mehr Dramatik hätte aber durchaus sein dürfen.


Figuren
Die Hoffnung, in diesem Band noch mehr über Hansens Vergangenheit und private Belange zu erfahren – wie es der Vorgängerband suggerierte – zerschlägt sich relativ schnell. Es gibt zwar erneut die ein oder andere Andeutung, doch kommt man nur millimeterweise weiter, was Eike vermutlich als ebenso (ver)störend empfindet wie auch der Leser. Andererseits kann man schon fast die Hochzeitsglocken läuten hören, auch wenn selbst hier nicht so weit vorangeschritten wird wie erhofft. Somit bleibt die Charakterentwicklung des Hauptdarstellers mehr oder minder auf Stand, bietet aber natürlich entsprechendes Potential für den nächsten Fall.

Interessanterweise findet in diesem Band das Opfer ausgiebige Beachtung, im Nachhinein nicht unverständlich, dennoch zunächst ungewöhnlich. Entsprechend weniger Entwicklung findet innerhalb der ständig auftretenden Figuren statt, was allerdings weder als störend noch als vernachlässigend empfunden wird. Die gewählte Art und Weise der Darstellung passt gut zum Gesamtkonstrukt.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs zeigt erneut ein ausgeschnittenes Herz in einer Holzwand – die des Toilettenhäuschens? Im Vordergrund wird man kritisch beäugt von einem Rehbock, durch dessen Schnauze zwei Pfeile ragen. Im Hintergrund erstreckt sich die Landschaft mit Wise, Wald und Bergen. Eigentlich recht idyllisch, wären da nicht die Pfeile sowie das Wissen um den Inhalt. Wie dieser schlussendlich mit dem Cover übereinkommt, zeigt sich während der Lektüre.


Fazit
Auf Grund einiger kleinerer Kritikpunkte kann das Niveau nicht vollends an den vorherigen Band anknüpfen, dennoch lohnt es sich auch weiterhin, die Reihe zu verfolgen, schließlich gibt es noch einige offene Fragen zu klären.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 2: Gnadenhof
Band 3: Landpartie
Band 4: Pferdefuß
Band 5: Schandfleck
Band 6: Spritztour

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