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Harry kann es kaum glauben: Es war so einfach, die vier Nolde-Bilder aus dem Seebüller Museum zu klauen! Jetzt will er erst mal auf Amrum untertauchen. Doch das störrische Inselvölkchen und der kleinste Kommissar Deutschlands machen ihm das Leben schwer. Als es dann noch zu diesen mysteriösen Todesfällen kommt, wird für Harry das Pflaster zu heiß. Eine dramatische Flucht über die Inseln beginnt.

 

  Autor: Krischan Koch
Verlag: dtv
Erschienen: 05/2009
ISBN: 978-3-423-21140-6
Seitenzahl: 299 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kunststudent Harry Oldenburg will endlich etwas gegen die chronische Ebbe in seiner Kasse unternehmen und klaut vier Gemälde von Emil Nolde aus dem Museum in Seebüll. Mit der Beute in der Plastiktüte flüchtet er nach Amrum, um dort erstmal unterzutauchen. Doch in der herbstlichen Inselidylle sieht sich Harry bald von neugierigen Touristen bedrängt. So schnell er die unbequemen Verfolger auch los wird, so schwierig gestaltet sich deren Entsorgung. Vom Leuchtturm gestürzte Urlauberinnen fallen eben auch in der Nebensaison auf. Er muss sich etwas einfallen lassen.
18 Jahre später kommt Harry mit seiner Frau wieder auf die Insel. Er hat noch etwas zu erledigen.


Stil und Sprache
Der Autor hat seine Geschichte in zwei Handlungsstränge geteilt. Zum einen wird erzählt, wie Harry Oldenburg mit seiner amerikanischen Frau Zoe nach Amrum kommt. Bei Harry werden alte Erinnerungen wach. Vor 18 Jahren war er schon einmal auf Amrum, auf der Flucht vor der Polizei, nach dem Diebstahl von vier Nolde-Gemälden. In Rückblicken werden nun die Geschehnisse geschildert, die sich vor 18 Jahren ereignet haben. Der Wechsel zwischen den Handlungssträngen ist gerade zu Beginn des Buches schwierig zu erkennen. Da wären Zeitangaben für den Leser hilfreich gewesen.
Der eigentliche Grund, warum Harry nach 18 Jahren zurück auf die Insel kommt, erschließt sich dem Leser erst nach und nach. Mit diesem Wissen steigt dann allmählich die Spannung. Auch ist dieses Paar längst nicht so harmlos, wie es am Anfang den Anschein macht. Die Kunstraubgeschichte gerät auch irgendwie aus dem Ruder. Mit jeder Leiche, es gibt einige, erreicht die Spannung einen neuen Höhepunkt, und Harry versinkt immer tiefer im Schlamassel.

Krischan Koch erzählt seine Geschichte in einer schönen bildhaften Sprache. Die Sätze sind häufig ein wenig verschachtelt, aber gut zu verstehen. Durch ausdrucksstarke Beschreibungen von Land und Leuten macht Koch es dem Leser einfach, die entsprechenden Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Wir sehen dunkelviolette Wolkenberge und hellrosa von der Sonne beschienene Kondenswölkchen.
Das Buch ist in der 3. Person aus der Sicht von Harry Oldenburg geschrieben. Als Leser sehen wir Harry über die Schulter und bekommen alle seine Handlungen und Gedanken aus erster Hand mit.
Das Ende ist bewusst ein wenig offen gehalten. Da ist die Vorstellungskraft des Lesers gefragt. Der Autor lässt den Leser aber nicht alleine, die Richtung ist schon vorgegeben. Das Ende wird nur eben nicht ausführlich beschrieben.


Figuren
Die Hauptperson ist Harry Oldenburg, einmal als Kunststudent und Bilderdieb, dann, 18 Jahre später, als Galeriebesitzer. Harry ist mit einem guten Lebenslauf ausgestattet. In kurzen Rückblicken erfährt der Leser einiges über seine frühen „kriminellen“ Machenschaften. Harry ist mehr so eine tragische Figur und kann einem schon richtig leid tun. Die Sache mit dem Nolde-Museum war gut geplant, und der Diebstahl an sich hat gut geklappt. Der ganze Ärger beginnt mit der Putzfrau Imke Quarg. Dann kommt es Schlag auf Schlag und Harry bekommt es knüppeldick. Als Leser kann man sich gut in ihn hineinversetzen. Seine Panik ist zum Greifen nah, wenn wieder jemand durchblicken lässt, dass er weiß, dass Harry die Gemälde hat. Einige dieser Leute segnen dann überraschend schnell das Zeitliche.
Der Harry von heute ist zwar weltgewandter, aber eigentlich immer noch vom Pech verfolgt. Wird die ganze Sache endlich zu einem guten Ende kommen? Ich habe es Harry gewünscht. Ob es nun auch klappt, kann hier natürlich nicht verraten werden.
Harrys Frau Zoe ist Amerikanerin und von den deutschen Inseln ganz begeistert. Erst im Laufe der Geschichte erfährt man näheres über sie. Sie ist keine einfache Touristin, wie sie gerne den Anschein erweckt. Ihre Motive sind gut ausgearbeitet, und wenn der Leser diese Motive erstmal durchblickt hat, sind sie gut nachvollziehbar.

Krischan Koch lässt eine Menge kauziger Inselbewohner entstehen. Sie sind alle dreidimensional und glaubwürdig. Diejenigen Leser, die gerne mal den Urlaub auf einer der Nordfriesischen Inseln verbringen, werden sicher die eine oder andere Figur wiedererkennen. Es gibt den unfreundlichen Fährmann und die Pensionswirtin Meret Boysen in blau-weiß karierter Kittelschürze. Als Pensionsgäste lernen wir den unglaublich dicken Mann kennen, der mit seiner Mutter unterwegs ist, die ihm immer die Brötchen schmiert und Silva Scheuermann-Heinrich, die ihre Zeit auf Amrum mit Heilfasten und Spuren lesen im Sand verbringt. Es gibt noch eine Menge weiterer Figuren, die Besucher der Party auf Sylt haben mir z.B. auch gut gefallen. Sie alle tragen dazu bei, dass das Buch kurzweilig und lebendig ist.


Aufmachung des Buches
Da das Buch im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen ist, liegt auf der Hand, in welcher Form es herausgegeben wurde. Das Cover zeigt ein Wattenmeer in difusem Licht. An der linken Seite, kaum zu erkennen, stapft ein Mann durchs Watt. Das könnte Harry sein. Im oberen Teil steht der Name des Autors in zwei verschiedenen Blautönen. Der Buchtitel steht in roten Buchstaben darunter. Autorenname und Titel sind in glänzenden Buchstaben, während das restliche Cover matt ist. Unten rechts in der Ecke erscheint der Hinweis: „Ein Nordsee-Krimi“. Die Gestaltung des Covers ist zwar durch die dunklen Farben auf den ersten Blick nicht sehr ansprechend, passt aber auf jeden Fall sehr gut zu Inhalt und Titel des Buches.
Das Bild der Vorderseite geht auf der Rückseite weiter. Dort steht dann auch eine kurze Zusammenfassung. Auf der zweiten Seite ist eine etwas ausführlichere Inhaltsangabe, darunter ein paar Sätze zu Krischan Koch. Interessant ist dann zwei Seiten weiter eine Art Vorwort. Darin gibt es u. a. den Hinweis, dass sich ein Nolde nicht so einfach klauen lässt und dass es bei der Reederei auf Amrum keine unfreundlichen Fährleute gibt.

Der Text ist in 25 unterschiedlich lange Kapitel eingeteilt, leider ohne die schon erwähnten Hinweise beim Wechsel des Handlungsstranges.


Fazit
„Flucht übers Watt“ ist ein gut gemachter Krimi, mit vielen interessanten Charakteren und einer sehr sympathischen Hauptfigur, die mir ein wenig leid getan hat. Bei den hervorragenden Landschaftsbeschreibungen ist das Lesen fast wie ein kleiner Inselurlaub. Es wäre sicher spannend, das Buch im Urlaub auf Amrum zu lesen. Ich hab’s auf Fehmarn gelesen und habe mich auch an der Ostsee von dem Buch begeistern lassen.


4 Sterne


Hinweise
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