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Giorgio ist in jeder Hinsicht perfekt: er ist ein mustergültiger Sohn und ein strebsamer Jurastudent, er hat eine nette Freundin und ganz konkrete Vorstellungen davon, wie sein Leben einmal aussehen soll. Als er eines Abends jedoch auf Francesco trifft, einen ebenso undurchschaubaren wie charmanten Nichtstuer, fällt er gleichsam aus seiner kleinen Welt. Denn Francesco übt eine fatale Faszination auf Giorgio aus, der seinerseits alles dafür tun würde, damit etwas von Francescos Glanz auf ihn fällt. Und so gerät der unerfahrene Giorgio immer tiefer in den Sog der zwielichtigen Welt seines neuen Freundes: Bei konspirativen nächtlichen Treffen lernt er nicht nur das illegale Glücksspiel kennen und lieben, sondern auch alle Tricks der Falschspieler. Als sich herausstellt, dass Giorgio erstaunliches Talent beim Trickbetrügen beweist, wirft er ohne lange nachzudenken all seine Pläne und Vorhaben über Bord, um in Francescos Welt Karriere zu machen …

  Autor: Gianrico Carofiglio
Verlag: Goldmann
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-442-31183-5
Seitenzahl: 286 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Giorgio, Jura-Student kurz vor seinem Abschluss, führt ein sorgenfreies, wohlbehütetes Leben. Er wuchs in einer Mittelstandsfamilie ohne große Sorgen auf. Er war mit seinem Leben zufrieden und hatte für seine Zukunft bereits die allerbesten Pläne geschmiedet. Eigene Kanzlei, Familie, Kinder all das stellte er sich vor. Bis zu jenem folgenschweren Abend, nach dem nichts mehr so war wie zuvor. Er ging wie so oft zu einer Party seiner Freunde, auf denen neben jungen Frauen und Alkohol oft auch Poker gespielt wurde. So auch diesen Abend. Es begann, als drei ihm unbekannte Männer auf der Party auftauchten und zielstrebig jemanden suchten. Sie hatten es auf Francesco abgesehen. Bisher hatte Giorgio mit Francesco eher nichts zu tun, sie lebten beide in anderen Welten. Doch als einer der Männer Francesco bedrohte, mischte Giorgio sich ein und brach dem Kerl ohne Vorwarnung die Nase. Francesco war schwer beeindruckt, noch nie hatte sich jemand für ihn so eingesetzt. Nach diesem Abend wurde alles anders, die beiden freundeten sich an und bereits nach kurzer Zeit weihte Francesco Giorgio in sein Leben, das aus Trickbetrug beim Kartenspielen bestand, ein. Giorgio war fasziniert, Francesco, ein Nichtstuer, der alles machen kann was er will, der ohne Reglements lebt, der sich sein Geld quasi wie im Schlaf verdient. Das wollte er auch, ohne wenn und aber. Er geriet immer weiter in den Strudel des Falschspielens, lernte von Francesco die Tricks, vergnügte sich mit Frauen, die bereit waren alles zu geben, und vergaß dabei sein Studium und seine eigene Familie. Als Francesco während eines Spanien-Trips auf die Idee kam Kokain nach Italien zu schmuggeln, bekam es Giorgio das erste mal mit der Angst zu tun. Aber er war bereits zu weit in den Sumpf abgerutscht. Die Verlockung des Geldes war zu groß. War das nun das Limit, was kam als Nächstes, wieweit würden sie noch gehen?


Stil und Sprache
Gianrico Carofiglio lässt Giorgio seine Geschichte aus seiner Erinnerung heraus erzählen. Dies sorgt für eine sehr große Nähe des Lesers zum Geschehen. Durch seine detailverliebten Beschreibungen der einzelnen Szenen und seinen emotionalen Erzählstil wird der Leser tief in die Geschichte gesogen. Man erlebt die Reise von Giorgio durch seine eigene Vergangenheit wie einen Film, der sich vor dem eigenen Auge abspielt. Man spürt die Hitze im sommerlichen Bari, die schwüle, stickige Luft in den rauchgefüllten Spiellokalen. Schmeckt den kalten Rauch am nächsten Morgen auf der Zunge, spürt die Kopfschmerzen nach einer durchfeierten Nacht. Nach bereits wenigen Sätzen ist einem Giorgio so vertraut, als wäre er man selbst. Am meisten berühren einen die Emotionen, die Gefühle, die Gianrico Carofiglio so treffend, so tiefgründig und nah an den Leser bringt. Er zeigt in erschreckender Genauigkeit, wie leicht man selbst den Blick zur Realität verliert, wie leicht man sich von irgendetwas, was einen beeindruckt, blenden läst.
Nach einigen Kapiteln, beginnt ein weiterer Erzählstrang. Ein Carabinieri wird bei der Ermittlung in mehreren Vergewaltigungsfällen begleitet. Was erst etwas verwirrt, da zunächst kein Zusammenhang sichtbar wird, verbindet sich im letzten Drittel des Buches und offenbart, wie schlimm die Situation wirklich ist. Gekonnt und immer in den richtigen Momenten schaltet er zwischen den beiden Strängen von der Vergangenheit der Beiden in die Gegenwart der Vergewaltigungen und lässt die Zeiten sich dabei immer mehr annähern. Dies sorgt neben der Emotionalität für ein gehöriges Maß an Spannung.


Figuren
Die Charaktere sind mit der selben Detailliebe wie seine Szenen ausgearbeitet. Es gibt drei Hauptprotagonisten, Giorgio, der seine Geschichte erzählt, Francesco, der der Hauptteil von Giorgios Geschichte ist, und Chiti, der Carabinieri, der die Ermittlungen bei den Vergewaltigungen führt. In vielen Grau-Schattierungen und nicht einfach nur schwarz-weiß stellt er seine Personen dar und personalisiert sie im Laufe der Geschichte immer mehr, so dass sie am Ende wie sehr gute Bekannte wirken. Als ob man die Drei schon ewig kennt.
Giorgio, der Musterschüler, der sein Studium in Rekordzeit schaffen würde, der bis dato ein ruhiges, ansehnliches Leben führt, wird nach der Begegnung mit Francesco unzufrieden. Auf einmal weiß er nicht mehr was er eigentlich möchte, wo sein Weg hinführt. Er erliegt der Versuchung, die ihm Francesco aufzeigt. Er gerät in einen Strudel, aus dem er selbst nicht mehr entfliehen kann, nicht mehr entfliehen will.
Francesceo, der sein Leben beherrscht, der in jeder Situation das scheinbar Richtige tut, der andere manipuliert, wirkt auf Giorgio wie ein Held, wie jemand, der seinem Leben einen Sinn geben kann. Doch in Wirklichkeit ist Francesco nur nach außen hin so Stark. Er versteckt sich hinter seiner bröckelnden Fassade.


Aufmachung des Buches
Der Umschlag des Hard-Covers ist komplett in Schwarz gehalten. Der silberweiße Titel wird von Rauchschwaden umwabert. Optisch ein ‚Hingucker’ und sehr ansprechend. Die Kapitel sind schön kurz, was für zusätzliche Lesefreude sorgt.


Fazit
Ein Hammer, ein absoluter emotionaler Wahnsinn. Noch nie war ich von einer Geschichte dermaßen gefesselt. Ein Roman, der einen zutiefst berührt, eine extrem atmosphärische Geschichte.


5 Sterne


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