Smaller Default Larger

Mit Beiträgen von: Ernst Bloch, Nicola Borgmann, Markus Clauer, Theodor Fontane, Max Frisch, Benoît Gausseron, Dagmar Gilcher, Friedhelm Hengsbach, Nicole Heß, Andra Joeckle, Junges-Spiel-Theater (JUST), Johannes Klaus, Julia Kronberg, Klaus Kufeld, Tim Gerhard Mayer, Hasan Özdemir, Jan-Philipp Possmann, Stephan Röthele, Norbert Schick, Lisa-Maria Seydlitz, Dorothee Schumacher, Patrik Stäbler, Olga Tsitiridou, Karsten Umlauf, Vasantha Appadurai-Mehrfort, Helmut van der Buchholz, Markus Vater, Konstantin Voit, Laurence von der Weid.

 

LU Ludwigshafen 

Autor: Julia Kronberg [Hrsg.] Stadt Ludwigshafen
Verlag: Das Wunderhorn
Erschienen: 2014
ISBN: 978-3-88423-472-3
Seitenzahl: 192 Seiten

 


Die Idee, Stil und Sprache
Überschreiben könnte man das vorliegende Buch auch mit "LU, das Porträt einer Industriestadt". Und genau das ist auch die Idee, die hinter diesen Essays steht.

Ludwigshafen ist erst einmal eine vergleichsweise junge Stadt, noch immer geprägt von seiner Industrie. Bloch sprach von ihr und ihresgleichen von "Seestädten auf dem Lande" und befand in den 1960iger Jahren sie sei neureich. Eine Stadt mit großem bürgerschaftlichem Engagement. Eine multikulturelle Stadt. Eine lebendige Stadt, die ihre vielfältigen Feste zu feiern weiß. Eine hochverschuldete Stadt, deren Innenstadt über viele Jahre vernachlässigt wurde, deren Hochstraßen marode sind und die, so das Klischee, nur aus Beton zu bestehen scheint; Tristesse all überall. Was stimmt denn nun? Im Grundes alles. Es kommt halt auf den Blickwinkel an. Die 29 AutorInnen beweisen das aufs Beste. Es gibt die Innenansichten und den Blick von außen, der oft dort Schönheit findet, wo der Einheimische sie noch gar nicht gesehen hat, weil er z.B. noch nie auf einer der Brücken stehend sich von dem weiten Himmel über Ludwigshafen verzaubern ließ. Es ist ein ehrlicher, ungeschönter Blick, der hier präsentiert wird. Und doch, irgendwie erstaunlich, werden etliche Texte zur offenen Liebeserklärung an die Stadt und ihre Menschen. Künstler sehen z.B. die große Freiheit, die sie hier haben, weil so vieles möglich ist, das andernorts auf (großen) Widerstand stoßen würde. Eine schöne Stadt wird konserviert, einen hässlichen Ort dagegen kann man nicht mehr verschandeln, sondern immer wieder neu erfinden. So entstand etwa der urbane "HackgARTen" am Museum, der eine öde Fläche wohnlich macht. Oder man kann Veranstaltungen wie die Klapprad-WM und die Kunst-WM durchführen und weiß, dass sie ihr Publikum schon finden werden. Andere loben die Architektur, die tatsächlich in Teilen so nur hier zu finden ist. Es gibt allerdings auch AutorInnen, für die die Stadt nur einen Rahmen darstellt, um Inhalte ganz anderer Art zu präsentieren, die man auch im Nirgendwo hätte verorten können. Manchmal ist es halt schwierig sich auf etwas einzulassen, das man als fremd empfindet oder das nur allzu vertraut ist.
So unterschiedlich die Themen, so unterschiedlich sind auch Stil und Sprache der AutorInnen, mal literarisch, mal philosophisch, mal in Form von Karikatur oder Reportage. Auffällig ist der Humor, der viele Essays durchzieht. Wer nun an Galgenhumor denkt, der täuscht sich. Andere Texte setzen mehr auf Melancholie und Ausweglosigkeit. Zu Ludwigshafen passt eben alles. Es gibt Texte, die nachhaltig in Erinnerung bleiben und solche, die man rasch wieder vergisst. Und das möchte ich nicht als Qualitätsurteil verstanden wissen. Es ist mehr eine Frage des eigenen Interesses und ob es den jeweiligen AutorInnen gelingt die LeserInnen zu berühren und /oder nachdenklich zu machen. Es gibt nämlich allerhand über das nachzudenken sich lohnt. Auch oder gerade für Eingeborene.
Der Band ist mit zahlreichen Fotos in unterschiedlichen Größen ausgestattet, die sich hervorragend in den Grundton einfügen. Es sind Fotografien, die schonungslos die Schattenseiten aufzeigen und unvermutet dadurch das Schöne im Kleinen oder Alltäglichen sichtbar machen. Keine Hochglanz- Werbefotografie sondern ein eindringliches Porträt der Stadt und ihrer Menschen.


Aufmachung des Buches
Das Hardcover ist mit einem textilen Einband versehen. Auf einen Schutzumschlag hat man verzichtet, dafür den Einband rundum mit dem Foto eines zartblauen, leicht bewölkten Sommerhimmels versehen. Ebenso zurückhaltend der Titel "LU" in Weiß. Gedruckt wurde auf stabilem, gedeckt weißem Papier, das sich als augenfreundlich erweist. Die Fadenheftung verstärkt den guten Eindruck, den man gewonnen hat, noch. Hübsch, aber nicht notwendig, wäre ein Lesebändchen gewesen.


Fazit
Eine abwechslungsreicher Spaziergang durch Ludwigshafen, den ich nur empfehlen kann.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo