Wie weit musst du gehen, um deine Vergangenheit hinter dir zu lassen?
Kolumbien 1998: In der Nähe der Stadt Pereira wird ein Massengrab gefunden. Die Opfer sind ausschließlich Frauen, alle haben eine Spinne im Mund. Zwanzig Jahre später kommt in Deutschland eine Frau auf die gleiche grausame Weise ums Leben. Zufall oder erschütternde Serienmorde? Ein neuer hoch spannender Fall für Hauptkommissarin Alexis Hall und Kriminalbiologin Karen Hellstern.
 |
Autorin: Julia Corbin |
Die Grundidee der Handlung
Die Kurzbeschreibung auf der Buchrückseite fasst den wesentlichen Teil des Thrillers bereits treffend zusammen, ohne zu viel zu verraten. Neben diesem Fall, der sämtliche Ermittler vor viele Fragen stellt, kämpft Alexis mit persönlichen Problemen auf mehreren Ebenen. Dabei muss sie den Spagat zwischen Privat- und Berufsleben hinbekommen, um sich nicht zu sehr ablenken zu lassen und das Leben weiterer Frauen zu riskieren.
Die Grundidee dieses Thrillers ist gelungen, die Umsetzung über weite Strecken ebenfalls. Es gibt allerdings immer wieder Längen, da die Autorin gerne sehr detailliert zu Werke geht.
Stil und Sprache
Der Einstieg in den Thriller ist nichts für schwache Nerven und gibt bereits einen guten Einblick, auf was sich der Leser im Folgenden einlässt. Schonungslos wird diese kurze und doch so ausdrucksstarke Szene dargestellt und geht regelrecht unter die Haut.
Wie bereits erwähnt, schreibt Julia Corbin teilweise sehr detailliert. So stellt sie die Arbeitsschritte der Einzelnen – insbesondere Karen Hellsterns – immer wieder sehr explizit dar. Einerseits verdeutlicht das die mühselige Arbeit, mit der sich die Kriminalbiologin unter Zeitdruck beschäftigten muss, andererseits spürt der Leser die sich hinziehenden Szenen und das Warten schon fast am eigenen Leib, wodurch der Spannungsbogen immer wieder abflacht. Zum Glück weiß die Autorin dem mit spannenden Begebenheiten entgegenzuwirken, sodass das Interesse des Lesers dennoch stets geweckt bleibt. Dabei sind die einzelnen Handlungsstränge und Begebenheiten so undurchschaubar, dass der Leser bis zur Auflösung im Dunkeln tappt. Das letzte Drittel des Thrillers ist schließlich so spannend, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Die Ereignisse spitzen sich immer weiter zu, die Puzzleteile rücken langsam an den vorgesehenen Platz.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig und flott zu lesen, wobei Fachbegriffe geschickt in die Handlung eingeflochten und nebenbei erklärt werden. Selten hätte der Sprache allerdings noch ein wenig Feinschliff gutgetan, wie zum Beispiel auf Seite 374: „Für einen Moment genoss Alexis den Moment […]“.
Figuren
Alexis hat nach wie vor enorm an ihrer Vergangenheit bzw. vielmehr Herkunft zu knabbern und die drohende Untersuchung wegen eines Mordes, den sie angeblich begangen haben soll, macht ihr verständlicherweise enorm zu schaffen. Das Privatleben der Hauptkommissarin spielt eine nicht unwesentliche Rolle in diesem Thriller, wodurch sie lebendig und greifbar wird und der Leser ihr nahe kommt. Diesen Aspekt nutzt die Autorin auch geschickt bei den Opfern in diesem Thriller, denn der Leser lernt diese und teilweise auch ihren Hintergrund zunächst kennen, wodurch man umso mehr mit ihnen fühlt und leidet. So kommt Karen diesem Fall auch viel zu nah und nimmt das Ganze persönlich – und gefährdet damit nicht nur die Ermittlungen, sondern auch sich selbst.
Aufmachung des Buches
„Das Gift der Wahrheit“ ist als Taschenbuch mit Klappbroschur im Diana-Verlag erschienen. Der hochglänzende Schriftzug wirkt auf dem matten und – entsprechend der abgedruckten Risse sogar rauen – Cover besonders spannend. Die Verarbeitungsqualität ist einwandfrei, auch nach dem Lesen weist der Buchrücken keinerlei Knicke auf.
Fazit
Julia Corbin legt einen weiteren Thriller mit gelungener Grundidee vor und beweist einmal mehr, dass sie weiß, wovon sie schreibt. Insgesamt hätte dem Ganzen mehr Spannung jedoch gutgetan.
Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort
Backlist:
Band 1: Die Bestimmung des Bösen