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Kategorie: Krimis

Trauma oder Täuschung?

Jahre nach ihrer Vergewaltigung fühlt sich Lea Bennsdorf plötzlich wieder verfolgt. Niemand nimmt ihre Ängste ernst denn ihr einstiger Peiniger Paul Kehlmann sitzt noch im Knast. Dennoch engagiert ein Freund des Opfers Kalle Mager von der Detektei PEGASUS als Bodyguard. Lea soll sich sicher fühlen. Während die aber bereits an ihrem Verstand zweifelt, kommt Kalle trotz anfänglicher Bedenken ins Grübeln. Denn über dem Dortmunder Phönixsee stürzt ein Flugzeug ab. Mit an Bord: ein Exdoktorand und Feind Kehlmanns. Kann das wirklich Zufall sein?

 

Seelenamt 

Autor: Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge
Verlag: grafit
Erschienen: 10/2018
ISBN: 978-3894255862
Seitenzahl: 411 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kalle Magers Privatdetektei läuft nicht gut, so dass er gern den vermeintlich einfachen Auftrag annimmt, auf Lea Bennsdorf „aufzupassen“, die sich gut vier Jahre nach ihrer Vergewaltigung plötzlich wieder verfolgt fühlt. Eigentlich sollte es gar kein Problem geben, denn Paul Kehlmann, der Täter von einst, sitzt noch hinter Gittern. Doch Zweifel kommen auf, als über dem Phönixsee ein Kleinflugzeug abstürzt und Kehlmanns ärgster Feind von damals dabei ums Leben kommt. Hat Kehlmann womöglich doch seine Finger im Spiel? Oder ist Lea Bennsdorf tatsächlich krank und bildet sich alles nur ein?

„Seelenamt“ spielt einige Jahre nach dem letzten Fall „Datengrab“, das legendäre Filmteam PEGASUS gibt es nicht mehr und Klaus-Ulrich Mager langweilt sich im erzwungenen Ruhestand. Sohn Kalle tritt in seine Fußstapfen und ermittelt mehr schlecht als recht. Als Leser muss man sich also von liebgewonnenen Charakteren lösen und sich auf ein neues Setting einlassen. Den beiden Autoren gelingt es aber gut, trotzdem Spannung in die verwickelte Geschichte zu bringen und einen Neustart zu schaffen.


Stil und Sprache
Flapsig und oft rotzfrech ist der Stil, den Reinhard Junge schon immer perfekt beherrschte und den er nun auch im Zusammenspiel mit Christiane Bogenstahl fortsetzt. Auch wenn, wie in diesem Fall, die Story ein bisschen braucht, um so richtig spannend zu werden, hilft dieser typische Stil über ein paar Längen hinweg.

Die Erzählperspektive wechselt regelmäßig und als Leser begleitet man nicht nur Kalle Mager und die ermittelnden Polizisten, sondern auch Lea Bennsdorf und sogar Paul Kehlmann bekommen ihre Momente. Trotzdem weiß man nicht mehr als die handelnden Personen und es bleibt spannend bis zum Schluss. Und auch wenn sich das meiste auflöst, so bleiben doch ein paar Punkte ungeklärt und machen Lust auf eine Fortsetzung.


Figuren
Lea Bennsdorf besteht plötzlich nur noch aus Angst – und aus Selbstzweifeln, weil sie an ihrem Verstand zweifelt. Sie ist die eigentliche Hauptperson dieses Krimis, nachdem sie im vorherigen Band zwar im Zentrum der Ermittlungen stand, aber erst zum Ende hin überhaupt in Erscheinung trat. Vor einigen Jahren wurde sie vergewaltigt und das gleiche Schicksal droht ihr nun erneut, wie sie glaubt. Sie ist sehr authentisch dargestellt und stellt einige andere Charaktere damit deutlich in den Schatten. Kalle Mager zum Beispiel wirkt ein bisschen blass und auch sein Vater hat seine besten Zeiten wohl hinter sich. Das ist schade, aber dafür hat Herta Kasten, die ermittelnde Kommissarin, es wirklich drauf und springt mehr als einmal über ihren Schatten.

Es gibt außerdem jede Menge Nebenfiguren, von diesen ist in meinen Augen Paul Kehlmann am besten gelungen: Die Ambivalenz, die er an den Tag legt, seine nahezu gespaltene Persönlichkeit, das lässt einem schon den ein oder anderen Schauer über den Rücken rieseln.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist im typischen grafit-Stil aufgemacht, auf dem überwiegend schwarzen Cover dominieren Titel und Autorennamen das untere Drittel, die beiden anderen Drittel zeigen die Silhouette einer Frau, die aus Computerplatinen zusammengesetzt zu sein scheint. Innen gibt es zunächst ein Personenregister und dann 131 nummerierte Kapitel.


Fazit
Nicht schlecht, aber auch nicht so richtig gut; ein etwas ungewöhnlicher Krimi mit ein paar Längen und manchmal gewöhnungsbedürftigem Personal in zweiter Generation.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 6: Totes Kreuz
Band 7: Straßenfest
Band 8: Glatzenschnitt
Band 9: Achsenbruch
Band 10: Datengrab