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Ganz im Norden, die Türme im dichten Nebel, dräut die riesige, labyrinthische Südmarksfeste. Keiner kennt ihr Alter, und jahrhundertelang war sie fast vergessen. Doch nun kann ihre einsame Lage an der Grenze zum unheimlichen Reich der Zwielichtbewohner sie nicht länger schützen.
Südmark wird bedroht.

 

  Autor: Tad Williams
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 2004
ISBN: 978-3-608-93717-6
Seitenzahl: 814 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die „Shadowmarch“ (=Schattenmark / Schattengrenze) trennt das Land der Qar, also des Elbenvolkes, vom Menschenland. Beinahe jeder Mensch, der (versehentlich) über diese Grenze hinausgeht, wird verrückt oder findet nie wieder den Weg zurück. Eines Tages entdeckt der Funderling Chert, dass sich die Schattengrenze verschoben hat und dem Menschenland näher gekommen ist. Zudem findet er am Rand der Grenze ein Kind, dass nicht weiß, wie es heißt oder wer seine Eltern sind.

Im Königshaus Eddon herrscht eine Krise, nachdem König Olin gefangen genommen wurde und nun ein enorm hohes Lösegeld gefordert wird, dessen Aufbringung sicherlich ein gutes Jahr dauern würde. Zunächst nimmt der älteste Königssohn Kendrick die Regierungsgeschäfte wahr, doch durch Intrige und Verrat finden sich die Zwillingskinder des Königs, Barrick und Briony, kurzerhand als Prinzregenten auf dem Thron wieder, um die Regierungsgeschäfte zu erledigen. Zudem droht auch noch Krieg durch die Qar, die sich das Menschenland zurück erobern wollen, nachdem sie vor vielen Generationen daraus vertrieben worden sind.

Gut gelungen sind Tad Williams die Intrigen am königlichen Hof, die Wortgefechte zwischen den Edelleuten, die höflich und aufrecht klingen, deren wahre Bedeutung jedoch zwischen den Zeilen zu finden ist. Als Leser ist man einfach überzeugt, dass das alles so und nicht anders stattgefunden haben muss.


Stil und Sprache
„Shadowmarch – die Grenze“ wird meist aus der Sicht einer Person erzählt, dennoch gewährt der Autor dem Leser hin und wieder einen Einblick in die Gedanken und Gefühle einer der anderen Figuren, sodass wohl eher von einem allwissenden als einem personalen Erzähler gesprochen werden kann. Tad Williams vollzieht diesen Perspektivwechsel so geschickt, dass er nicht störend wirkt, ja kaum auffällt.

Der Autor erzählt die Geschichte in einer wunderbar bildlichen Sprache mit passenden, völlig neuen Vergleichen, die das Geschriebene noch anschaulicher machen. Dabei nutzt er keine durchweg einfache Sprache, sondern verwendet – den einzelnen Figuren entsprechend – durchaus auch nicht so alltägliche Worte. Dennoch ist zu jederzeit klar, was der Autor meint.

Das Buch beginnt mit einer „Kurzen Geschichte Eions“, die erklärt, wie die Schattengrenze entstanden ist. Dieser Teil ist recht trocken erzählt, jedoch kurz zusammengefasst, sodass der Leser nicht gelangweilt oder gar genervt ist. Auch während der eigentlichen Geschichte passiert zunächst nicht allzu viel – zumindest nichts, was das Große Ganze erahnen lässt, also dass, worauf der Roman hinausläuft und was die Figuren antreibt. Zudem kommt es einen Großteil des Buches mehr auf die Figuren und deren (Einzel-)Schicksale an, die man mitverfolgen möchte, da der Autor es problemlos schafft, beim Leser Sympathien für die einzelnen Charaktere zu erwecken. Zudem schwebt vielmehr über allem das Geheimnisvolle, Unbekannte, das die Atmosphäre leise knistern lässt und einen so in den Bann zieht.

Die durchnummerierten und betitelten Kapitel beginnen immer mit einem Vers aus dem Knochenorakel, der nicht unbedingt Sinn macht, dem Buch jedoch eine gewisse Eigenständigkeit und „Echtheit“ verleiht. Die einzelnen Kapitel sind zwischen 6/7 und knapp 30 Seiten lang, werden jedoch durch ein Muster, dass wie eine Lilie aussieht, getrennt, sobald ein Perspektivwechsel erfolgt. Dadurch ist man als Leser auch nicht irritiert, wenn der Autor mitten im Kapitel zu anderen Personen an anderen Orten schwenkt, um aus deren Sicht weiter zu erzählen. Im Gegenteil: durch diese Wechsel von einem Handlungsstrang zum nächsten wird die Spannung aufrechterhalten, da Tad Williams es versteht, am richtigen Punkt das Kapitel zu beenden.


Figuren
Gut gefallen haben mir die neuen Völker, die Tad Williams in seinem Roman auftreten lässt. So trifft der Leser die Qar, die dem Elbenvolk zwar ähnlich sind, doch auf ihre Weise auch wieder ganz anders. Ihre Namen und die Namen ihrer Orte klingen melodisch, fremd, seltsam, doch auf ihre eigene Art schön und bezaubernd. Weiterhin trifft man die Funderlinge an, ein Volk, das mit Zwergen vergleichbar ist, da es geschickt im Umgang mit Steinen und Felsen ist und sich lieber unter der Erde aufhält, statt in schwindelerregender Höhe umherzuspazieren (wie beispielsweise auf Dächern). Besonders ins Herz geschlossen habe ich die Dachlinge, die – wie der Name schon vermuten lässt – auf Dächern leben, wobei ihnen ihre Körpergröße zu Gute kommt: Ihr Kopf ist gerade Knopfgroß, die Stimme „so hoch wie das Flöten eines Singvogels“. Dabei sticht besonders der Dachling Giebelgaup heraus, der mit seiner mutigen und sonderbaren Art einfach liebenswert ist. Seine altmodische und leicht hochgestochene Ausdrucksweise macht ihn zudem unverwechselbar und einzigartig.

Die Figuren sind allesamt sehr gut ausgearbeitet; sie haben ihre Macken, Eigenheiten und Wünsche, sind fähig, sich weiter zu entwickeln und Gefühle zu zeigen. Beispielsweise hält die Zofe der Königin zum Ende des Buches eine Überraschung bereit, indem Sie einen Wesenszug offenbart, den man dem schüchternen Mädchen nicht zugetraut hätte. Alles in allem kann man sagen, dass die Figuren keinesfalls durchschaubar sind und es Spaß macht, sich mit jeder einzelnen von ihnen durch die Geschichte zu bewegen.


Aufmachung des Buches
„Shadowmarch – Die Grenze“ liegt mir als gebundene Ausgabe vor. Der Schutzumschlag wird von der Farben Blau dominiert, im Hintergrund ist eine im blauen Dunst befindliche Burg abgebildet. Der Vordergrund zeigt den Turm einer Burg mit einer großen Fahne in Rot und Gelb. Im unteren Bereich des Covers wabern Nebelschwaden, die dem Ganzen den letzten Schliff geben. Unter dem Schutzumschlag ist das Buch schwarz, der Turm der Burg ist in das Buch gestanzt. Ein Lesebändchen vervollständigt die Optik des Buches.

Im Anhang findet der Leser eine detaillierte, alphabetisch sortierte Auflistung der Personen, Orte und sonstiger wichtiger Dinge, die es bei Bedarf ermöglichen, Namen und ähnliches noch mal nachzuschlagen. Ebenso findet man vorne und hinten im Buch jeweils zwei Karten (Eion, Südmarkstadt (Hauptburg), Südmarkstadt (die gesamte Festung) und die Markenlande), die eine bessere Orientierung ermöglichen.


Fazit
„Shadowmarch – Die Grenze“ ist ein gelungener Auftakt einer Fantasy-Trilogie, die es sich zu lesen lohnt, ich möchte dieses Buch jedem Fan von Fantasy-Literatur empfehlen. Man darf gespannt sein, was Tad Williams uns in den nächsten beiden Bänden beschert (Band 2 ist bereits erschienen, auf Band 3 wird man noch eine Weile warten müssen).


4 5 Sterne


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