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Ungleichheit wird immer mehr zu einem Problem – weltweit! Führende Wirtschaftswissenschaftler fordern Reformen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern. Der renommierte Stanford-Historiker und Altertumswissenschaftler Walter Scheidel untersucht die Ursache für soziale Gegensätze über drei Jahrtausende und kommt zu dem eindeutigen Schluss: Eine friedliche Senkung der Ungleichheit gab es in der Geschichte bisher nie! Einzig Kriege und Katastrophen führten zu einem sozialen Ausgleich. Sein Buch rüttelte auf: Seit 1970 sind die Reichen reicher, die Armen deutlich ärmer geworden: Wir müssen uns  mit dieser Frage auseinandersetzen. Walter Scheidel mahnt ein ernsthaftes Angehen der Probleme an und provoziert diejenigen, die lediglich auf neue Einkommens- und Bildungsprogramme setzen.

 

Nach dem Krieg sind alle gleich 

Originaltitel: THE GREAT LEVELER 
                       Violence and the History of Inequalitiy from the Stone Age to the twenty first century
Autor: Walter Scheidel
Übersetzer: Stephan Gebauer-Lippert
Verlag: wbg Theiss Verlag
Erschienen: 24. September 2018
ISBN: 978-3-8062-3819-8
Seitenzahl: 688 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Alle Menschen sind gleich, nur manche sind gleicher... Die Ungleichheit besteht schon seit der Zeit, in der Menschen Gruppen bilden und Besitz ihr Eigen nennen. Einige haben mehr, andere weniger, das hat sich seit der Steinzeit nicht wirklich verändert, denn auch in der heutigen so modernen Zeit besitzen einige sehr reiche Menschen viel mehr als Milliarden armer Menschen zusammen. Weshalb und seit wann das so ist, wie sich  Ungleichheit in dem Maße, wie sie heute herrscht, entwickeln konnte und warum es in der Geschichte der Menschen immer Arm und Reich, Herrschende und Dienende, Herren und Sklaven gegeben hat, beleuchtet der Autor in seinem Buch „Nach dem Krieg sind alle gleich“. Hier legt er auch dar, warum nicht jede länderübergreifende Notlage, nicht jeder Krieg oder andere Katastrophe dazu geeignet ist, den großen Unterschied zwischen denjenigen, die viel haben, und jenen, die nichts ihr Eigen nennen, zu verringern.

Anhand von negativen „Vorbildern“, die den Leser von der Steinzeit über Hochkulturen wie den Mayas, den chinesischen Dynastien oder zu den römischen Imperien führen, erklärt Walter Scheidel seine These. In sieben großen Kapiteln legt er gut nachvollziehbar dar, wann und wie Kriege oder andere Katastrophen das Machtgefälle zwischen Arm und Reich beeinflussen können. Ebenso eindringlich und spannend wird aufgezeigt, welche Auswirkungen und Folgen gewalttätige Revolutionen haben können, wenn Menschen gegen die Ungleichheit innerhalb ihres eigenen Landes aufstehen, um ihre Situation zu verbessern.

Was zu diesem Thema in unserer Geschichte passiert ist, wenn „der Teufel mit dem Beelezub ausgetrieben wird“, wie es so schön heißt, zeigt das große Kapitel „Kommunismus“, das sich mit Lenin und der russischen Revolution ebenso beschäftigt, wie mit China unter Mao und anderen kommunistischen Revolutionen. Wie eine neue Ordnung mit Gewalt und Terror und all den anderen Abscheulichkeiten, die Menschen im Namen einer Revolution erdulden mussten und müssen, durchgepeitscht wird, können die Leser hier gut recherchiert und sachlich dargestellt nachlesen.

Die „apokalyptischen Reiter“, wie der Autor verheerende Kriege, Pandemien, Revolutionen und Staatsversagen nennt, dienten schon in der Vergangenheit als „als Gleichmacher“, die Besitz neu verteilen und Wertvorstellungen, Ansichten und Bedürfnisse eine Zeit lang verändern konnten.
Aber nicht nur die Vergangenheit, sondern auch mögliche Alternativen zu dem Ungleichheitssystem, „Was wäre wenn?“ Annahmen, ein Blick auf die heutige „Ist–Situation“ und ein kritischer Blick in die Zukunft haben in dem Buch ihren Platz gefunden. Damit handelt der Autor erinnerungswürdige  Geschehnisse über eine enorme Zeitspanne ab und nimmt sie als Beispiele für seine Erklärungen.

Dabei fängt der Schreibstil des Autors, der die geschichtlichen Hintergründe sehr spannend darstellt, den Leser mühelos ein und im Handumdrehen ist beim Lesen mehr Zeit vergangen, als geplant. Interessierte Leser jeden Alters werden die sorgfältig recherchierten Fakten und die bemerkenswert packende Umsetzung des Themas der Ungleichheit sehr zu schätzen wissen. Die verwendeten Fremdwörter im Buch sollten für die Leser keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bieten. Sie halten sich in Grenzen und der Sinn eines vielleicht unbekannten Wortes erschließt sich bei der weiteren Lektüre meist automatisch.

Eines ist sicher: Selten liest sich ein Streifzug zu den denkwürdigen Ereignissen der Menschheitsgeschichte so aufschlussreich und spannend.


Aufmachung des Buches
Das 699 Seiten starke Hardcoverbuch ist mit einem Schutzumschlag versehen, auf dessen vorderer Innenklappe ein kurzer Zusatz zum Rückseitentext und ein Zitat aus „The Economist“ zu sehen ist. Die bebilderte Kurzvita des Autors ist auf der rückwärtigen Innenklappe des Schutzumschlages zu finden. Die Covergestaltung in rot/schwarz besticht durch kompromisslose Einfachheit und passt sehr gut zum Buch. Der provokante Titel unterstreicht das Thema und der Hintergrundtext gibt einen guten Einblick auf den Inhalt. Zahlreiche schwarzweiße Schaubilder und Tabellen unterstützen die Erläuterungen des Autors zusätzlich sehr anschaulich.

Nach einer sehr gut gelungenen Einleitung wurde das Buch in sieben große, durchnummerierte Abschnitte aufgeteilt, die sich ihrerseits in weitere Unterkapitel aufsplitten. Es beginnt mit einem aufschlussreichen Ausflug in die weitere Geschichte und dem Kapitel „Der Aufstieg der Ungleichheit“. Kapitel für Kapitel nähert sich der Autor mit seinen Erzählungen und Erläuterungen der Gegenwart und schließt mit dem 16. Unterkapitel „Was erwartet uns in der Zukunft?“ Einem ausführlichen Anhang folgen umfangreiche Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln, eine reichhaltige Bibliografie, eine Liste der Schaubilder und Tabellen sowie ein Register.   


Fazit
Leseempfehlung! Interessant, spannend und eindringlich! Sorgfältig recherchiert zeigt der Autor anhand von denkwürdigen Ereignissen die Wirkung und Auswirkung von Ungleichheit auf und zeigt ihre Entwicklung von damals bis heute auf.


5 Sterne


Hinweise
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