Die Französische Revolution, eine große Liebe und eine kaum bekannte Frauenfigur
1792: Charlotte de Rohan-Rochefort kann es nicht genießen, als der fünf Jahre jüngere Louis Antoine, Herzog von Enghien, um sie zu werben beginnt. Zu frisch ist Charlottes Trauer um ihren Verlobten, der den September-Massakern in Paris zum Opfer gefallen ist. Doch der Herzog bleibt hartnäckig, und was als platonische Freundschaft beginnt, entwickelt sich schließlich zu einer tiefen gegenseitigen Liebe – die politischem Kalkül ebenso trotzt wie den häufigen kriegsbedingten Trennungen. Doch dann soll Louis-Antoine von den Royalisten zum Anwärter auf den Thron gekürt werden - und wird damit zur Bedrohung von Napoleon Bonaparte ...
Autor: Marita Spnag |
Die Grundidee der Handlung
Vor der Kulisse der französischen Revolution und ihrer Auswirkungen beschreibt die Autorin die Liebesbeziehung zwischen dem Herzog Louis-Antoine von Enghien und Charlotte de Rohan-Rochefort authentisch, spannend und mit großem Einfühlungsvermögen.
Stil und Sprache
Marita Spangs Bücher zeichnen sich stets durch die sorgfältige und umfassende Recherche aus.
Die historischen Ereignisse in Frankreich um die Wende zum 19. Jahrhundert und ihre Hintergründe sind kein leichtes Thema. Dem Leser wird einiges abverlangt. Aber es gelingt ihr, sie ohne Effekthascherei, jedoch bildhaft, detailliert und emphatisch darzustellen. Dieser Roman ist nicht nur die bewegende Geschichte zweier Liebender, sondern auch eine Schilderung der Leiden des Volkes und der einfachen Soldaten, die von Anfang an in die Handlung hinein zieht und Interesse und Mitgefühl hervor ruft.
Prolog und Epilog tragen das Datum 1. Mai 1841. Auch innerhalb der Handlung kehrt die Autorin öfter zu diesem Tag zurück, denn Charlotte de Rohan-Rochefort erinnert sich auf dem Sterbebett an Stationen ihres Lebens. Das Geschehen selbst wird fast ausschließlich aus Sicht der beiden Hauptfiguren erzählt, die sich durch widrige Umstände immer wieder trennen müssen. Die Ortsbezeichnungen der einzelnen Kapitel erleichtern es, ihre Wege zu verfolgen, sodass man sich jederzeit ein gutes Bild der jeweiligen Situation machen kann.
Die Sprache ist ausdrucksstark und der Zeit angemessen, wenn auch für mich persönlich die Anrede „Geliebte / Geliebter“ in der wörtlichen Rede etwas zu oft Verwendung findet.
Figuren
Louis-Antoine, Herzog von Enghien ist eine der tragischsten Figuren der frühen napoleonischen Zeit. Seine Familie war eng mit dem französischen Königshaus verwandt und das sollte ihm zum Verhängnis werden. Sein Großvater - Prinz von Bourbon-Condé und Oberhaupt der Sippe - hatte nicht viel von seinem Vermögen retten können und so diente der Herzog als Emigrant mit einem kleinen Truppenkontingent mal dem Kaiser von Österreich, mal dem russischen Zaren, ohne tatsächlich militärisch etwas zu bewirken. Um das Ansehen seines Hauses wieder herzustellen, drängte der Prinz den Enkel, eine standesgemäße – vor allem aber reiche – Ehe einzugehen.
Louis-Antoine war zwischen der Verpflichtung gegenüber der Ehre seines Namens und der Liebe zu Charlotte de Rohan hin und her gerissen. Das mag aus heutiger Sicht etwas seltsam erscheinen, aber im 18. Jahrhundert war der Wille des Famlienoberhauptes Gesetz und es erforderte Mut und Entschlossenheit, sich dagegen zu stellen, da eine Weigerung nicht nur die Verstoßung, sondern auch große finanzielle Einbußen bedeutete.
Charlotte de Rohan-Rochefort entstammte einem vornehmen französischen Adelsgeschlecht, auch wenn die Familie Rohan dem Hause Boubon nicht ebenbürtig war. Es ist das Verdienst von Marita Spang, dass sie aus den wenigen historischen Fakten und Charlottes Spuren in Ettenheim und einigen anderen Orten – wo sie sich aufgehalten haben soll – eine lebendige und glaubwürdige Frauengestalt geformt hat, die beim Leser Anteilnahme und Sympathie weckt.
Die Autorin ist eine Meisterin der Charakterzeichnung. Ihre Figuren sind, bis in die Nebenrollen, sehr vielschichtig und treffend, mit allen menschlichen Stärken und Schwächen ausgestattet.
Viele sind historisch und haben tatsächlich so oder ähnlich agiert, wie hier beschrieben. Die Prinzessin von Lamballe hat ihre Treue zur Königin Marie Antoinette teuer bezahlt. Das Ende der Bourbonendynastie ist hinreichend bekannt und wird nur am Rande erwähnt, der Aufstieg Napoleons hat mit seiner Wahl zum Ersten Konsul eben erst begonnen, aber beides hat das Leben von Charlotte und Louis-Antoine entscheidend beeinflusst.
Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt auf dunkelgrünem Hintergrund eine alte Stadtansicht und davor das Portrait einer jungen Frau. Es handelt sich um Mrs. William Chamberlain – eine Dame der amerikanischen Gesellschaft – und wurde von Thomas Sully (1783 – 1872) – also einem Zeitgenossen von Charlotte – 1810 gemalt.
Im Personenverzeichnis sind die historischen Figuren mit einem * gekennzeichnet. Es folgen 2 Karten von Europa mit vergrößerten Ausschnitten der Handlungsorte. Zwischen dem Prolog und dem Epilog vom 1. Mai 1841 gibt es fünf Hauptteile mit 28 Kapiteln, die mit Datum und Ortsangaben versehen sind. Der Anhang enthält ein Nachwort der Autorin zu „Wahrheit und Fiktion“, eine Zeittafel, ein Quellenverzeichnis und ein Glossar.
Fazit
Das Schicksal des Herzogs von Enghien war mir bereits bekannt, nicht aber die spannende Vorgeschichte, die dazu geführt hat. Marita Spang ist eine glänzende Erzählerin und hat mich auch mit ihrem neuen Buch wieder überzeugt und berührt. Daher empfehle ich „Die Rose des Herzogs“ sehr gern weiter.
Hinweise
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