Als Hauptkommissar Claudius Zorn an einem gewöhnlichen Mittwochabend im Dezember seinen wöchentlichen Besuch bei einem älteren Herrn machen will, findet er sich mitten in einem Tatort wieder. Der alte Mann wurde brutal ermordet, und Zorn weiß, dass er nun den schwersten Gang seiner ganzen Laufbahn verrichten und der einzigen Angehörigen die traurige Nachricht überbringen muss. Etwas, vor dem er sich lieber drücken würde, denn diese Frau ist ihm alles andere als egal. Zorn und Schröder arbeiten auf Hochtouren daran, den Täter schnell zu finden. Aber bald geschieht ein weiterer Mord. Beiden Opfern wurde eine Zahlenfolge in die Haut gebrannt, doch ansonsten scheint es keinerlei Zusammenhang zu geben. Und dann gerät der wichtigste Mensch in Zorns Leben in Gefahr, und er ist kurz davor, den Verstand zu verlieren...
Autor: Stephan Ludwig |
Die Grundidee der Handlung
Der aktuelle Fall setzt den Kommissaren ordentlich zu und verlangt ihnen einiges ab. Sie tappen gnadenlos im Dunkeln, was vor allem Schröder überhaupt nicht behagt, hat er doch ansonsten einen ganz besonderen Riecher und zumeist die richtigen Zusammenhänge im Kopf. Als es dann auch noch persönlich wird, scheinen alle Hemmungen zu fallen, ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Stephan Ludwig setzt einerseits auf Tempo, andererseits aber auch auf klare Strukturen. Das Zusammenspiel klappt tadellos, so dass sich der Leser dem entstehenden Sog nicht entziehen kann.
Stil und Sprache
Auch wenn es sich um eine große Rahmenhandlung handelt, so gibt es innerhalb dieser kleinere Handlungsstränge, die ebenfalls explizit verfolgt werden sollten. Daher lässt der Autor den Leser immer wieder von einem Ort zum anderen und somit von einer Perspektive zur anderen springen, wodurch sich ein Gesamtbild ergibt, das zwar auf den ersten Blick keine neuartigen Erkenntnisse liefert, aber spürbar wichtig ist. Mittels dieser Wechsel bleibt auch das Geschehen im Fluss, selbst wenn ein Teil der Handlung einmal ins Stocken gerät. Man fühlt diesen Impuls, kommt aber schnell darüber hinweg, denn Konzentration ist allemal gefragt, schließlich hat man es mit gewieftem Personal zu tun.
Von Anfang an hält der Autor das Tempo hoch, was allerdings hauptsächlich sprachlich geschieht. Aktionstechnisch passiert häufig gar nicht so viel, durch kurze, knackige Sätze jedoch wird das Geschehen deutlich vorangetrieben, ausruhen scheint keine Option, der Täter muss gefasst werden, bevor noch weitere Opfer zu beklagen sind. Entsprechend fesselnd empfindet der Leser die Geschichte, die mitunter überraschende Wendungen aufweist, selbst wenn man bereits andere Bände dieser Reihe gelesen hat. Stephan Ludwig gelingt es, immer wieder mit Neuem aufzuwarten, das in Verbindung mit bereits Bekanntem zu einer explosiven Mischung wird. Ein kleines Manko allerdings stellt der Abschluss dar. Entgegen der vorangegangenen Grübelei und Unwissenheit der Kommissare geht plötzlich alles ganz schnell, als ob man zum Ende hätte kommen müssen. Sicherlich sollte keine langwierige Passage entstehen, ein bisschen weniger Rasanz hätte es aber durchaus getan.
Figuren
Zorn und Schröder sind nicht nur ein eingespieltes Team, sondern einzeln absolut unvollständig. Der eine eher aufbrausend, möglicherweise ein wenig arrogant und ein Ass im Verbreiten von mieser Stimmung. Der andere zurückhaltend, ausgestattet mit einem Superhirn und gutmütig ohne Ende. Dennoch erhält man von beiden nur gerade den Eindruck, den sie vermitteln wollen, unter die Oberfläche wird selten geblickt. Vielleicht stellt aber genau das den Reiz an den Figuren dar, es gibt einigen Spielraum für eigene Theorien, nicht sämtliche Eigenschaften sind vorgefasst. Dadurch wirken Charaktere wie Geschehen authentisch.
Den Nebenfiguren wird die Aufmerksamkeit auf andere Weise zuteil. Sie bekommen die Freiheit, sich während des Geschehens zu präsentieren, mal in guter, mal in schlechter Verfassung, zumeist jedoch in Extremsituationen, wodurch ein breites Spektrum an Emotionen freigesetzt wird. Nichtsdestotrotz ist es dem Leser nicht von Beginn an möglich, herauszufiltern, wer sich hinter einer Maske versteckt, dazu sind die Darstellungen zu gut konzipiert.
Aufmachung des Buches
Die Taschenbuchreihe, im Fischer-Verlag erschienen, setzt bewusst und gekonnt auf schlichte Cover. Das vorliegende weist im Hintergrund eine dunkelgrüne Farbe auf, zentriert findet sich der Titel in gelber Schrift. Das „O“ des namensgebenden Hauptkommissars wird ersetzt durch ein Loch, das scheinbar von einer durchschlagenden Kugel herrührt. Schon von weitem sind die Titelbilder ein Blickfang und zeigen dem geneigten Leser sofort, mit wem er es zu tun bekommt.
Fazit
Trotz dessen, dass es sich bereits um den achten Band der Reihe handelt, scheinen weder Autor noch Protagonisten müde zu werden. Immer wieder ein Genuss – auch für Neueinsteiger.
Hinweise
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Backlist:
Band 3: Zorn – Wo kein Licht
Band 4: Zorn – Wie sie töten
Band 5: Zorn – Kalter Rauch
Band 6: Zorn – Wie du mir
Band 7: Zorn – Lodernder Hass