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In traditionellen Hausgärten und auf Streuobstwiesen finden sich oft wahre Schätze – alte regionale Gemüse- und Obstsorten, einzigartig durch ihr Aussehen und ihren unverwechselbaren Geschmack. Mit detektivischem Spürsinn haben sich Liebhaber der regionalen Vielfalt aufgemacht, die köstlichen Raritäten wieder aufzuspüren. Dieses reich bebilderte Buch erzählt die spannenden Geschichten der alten Sorten, begleitet die Sortenretter bei ihrer Schatzsuche und stellt ihre Gärten vor. 

Unsere Gartenschaetze 

 
Autor: Felicitas Wehnert
Verlag: Belser Verlag
Erschienen: 8. März 2018
ISBN: 978-3763027965
Seitenzahl: 128 Seiten

 

 
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die globale Welt ist klein geworden, in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts waren Ananas und Co. noch teure Exoten und das heimische Obst an jeder Ecke zu haben. Ähnlich stand es mit dem Gemüse. Heute ist es im Grunde umgekehrt, das Exotische ist das Normale und die alten Sorten sind zu Raritäten geworden, wenn sie nicht schon ganz verschwunden sind.

Damit nicht noch mehr Wichtiges verloren geht, haben es sich Wissenschaftler, Gärtner, Gastronomen und Landwirte zur Aufgabe gemacht, zu retten was noch zu retten ist. Und von diesen Rettern und den Geretteten erzählt dieses Buch. Dabei geht es nicht nur um die Pflanzen oder alte Haustierrassen, es geht auch um Kultur im weitesten Sinne, die man bewahren möchte. Es geht um Essen und Trinken, um Brauchtum, um aussterbende  Berufe, um Wissen und um vieles mehr.

Die Gründe für den Verlust sind vielfältig, es gibt nicht den allein Schuldigen. Da greift ein Zahnrad ins andere. Nur die Industrie pauschal verantwortlich zu machen greift zu kurz, es werden auch die Landwirte und Gärtner in die Pflicht genommen. Es ist halt bequemer, Saatgut zu kaufen statt langwierig selbst herzustellen. Streuobstwiesen lassen sich nicht so gut beernten wie moderne Obstplantagen. Auch wurden viele Nutzgärten inzwischen zugunsten von Freizeitgärten aufgegeben. Es gibt aber noch andere Ursachen wie den Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft und reichlich anspruchsvolle Verbraucher, für die "saisonal" ein Fremdwort ist.

Es ist hochspannend zu lesen, wie und wo die Jäger der verloren Gartenschätze fündig wurden. Welche Mühen sie auf sich genommen haben und welche Wege sie gehen, um die Raritäten ins Bewusstsein der Menschen zurück zu bringen. Es nützt nichts, eine alte Sorte zu finden, in einer Samenbank zu archivieren und in einem Museumsgarten anzubauen. Es braucht mehr, damit sie auch auf Dauer erhalten bleibt. Am besten ist es, wenn aus der Rarität wieder ein Produkt wird, wie bei der Alblinse geschehen. Ebenso hilft es ungemein, wenn die alten Sorten wieder im Garten anbaut werden, wenn beispielsweise statt des "neumodischen" Spinats die Gartenmelde oder der "Gute Heinrich" auf den Tisch kommen.

So ganz neu ist das Thema der verschwundenen Gartenschätze ja nicht. Die Publikationen dazu wenden sich entweder an ein Fachpublikum oder wirken larmoyant rückwärtsgewandt "Früher war alles besser". Nicht so hier. Die Autorin porträtiert pro Kapitel einen Jäger, der meist auch Sammler ist, und die Objekte der Begierde. Sie beginnt mit der noch übersichtlichen Sparte der Kartoffeln, leitet über zum "Filderkraut" und fügt, einem Blumenstrauß ähnlich, neue Gemüsesorten hinzu, um dann mit dem Obst zu enden.

Dieses Konzept führt dazu, dass man stetig mehr wissen möchte und immer weiter liest. Natürlich spielt dabei eine Rolle, dass die Autorin ehemals journalistisch tätig war. Sie weiß, wie man LeserInnen bei der Stange hält. Man wird nicht mit Informationen überfrachtet, hat aber nach der Lektüre allerhand gelernt und größere Zusammenhänge verstanden. Erreicht wird das einerseits durch den Fließtext, andererseits durch "Steckbriefe" der alten Sorten und Infokästen, die zusätzliche Informationen bereit halten, z.B. zu Genbanken und Streuobstwiesen. Manches lässt die LeserInnen staunen, wie die Haferkörner von 1831 (Seite 47), von denen 1985 noch 2% keimfähig waren und die Originalität der Namen ("Großmutters Mundapfel", "Blauschwänzle", "Brauner Trotzkopf"). Anderes stimmt nachdenklich. In Zeiten, in denen sich das Klima ändert, wird es nötig sein, die alten Sorten zu reaktivieren, denn sie sind in der Regel robust und überstehen auch ungünstige Wetterlagen. Da ist es gut zu wissen, dass kluge Köpfe schon vor vielen Jahren angefangen haben, sie zu bewahren. 

Aufmachung des Buches
Das Cover zeigt, sehr passend zum Thema dieses Buches, mehrere Birnen wohl geborgen in zwei Händen. Wunderschön. Das gebundene Buch hat ein etwas ungewöhnliches Format, zwar etwas höher als breit, wirkt es doch auf den ersten Blick quadratisch. Ein fester Einband, stabiles, matt glänzendes Papier und Fadenheftung überzeugen ebenso wie die gute Wiedergabe der Fotos. Letztere sind in sehr großer Zahl und in unterschiedlichen Formaten vorhanden. Sie bilden viele Pflanzen ab – im Ganzen und im Detail. Darüber hinaus finden sich Bilder von Gärten und weitläufigen Landschaften. Auch die Fotos der Porträtierten fehlen nicht. Manchmal wirken die Bilder sogar künstlerisch angehaucht wie die Gießkannensammlung von Seite 75. Darüber hinaus stimmt auch ihre Qualität, da gibt es nichts zu meckern. Das Inhaltsverzeichnis erlaubt den LeserInnen einen schnellen Zugriff, ein ausführliches Register ersetzt es aber nicht. Am Schluss des Bandes findet man eine kurze Biografie der Autorin und den Bildnachweis. 

Fazit
Ein rundum gelungenes, informatives Sachbuch, bei dessen Lektüre die Zeit wie im Flug vergeht.


5 Sterne


Hinweise
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