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Wir schreiben das Jahr 2144. Die Welt ist geprägt von Hyperkapitalismus, einem ausufernden Arbeitssklavenmarkt, autonomen Robotern und Konzernen, die in den Freihandelszonen eine beinahe uneingeschränkte Macht ausüben.

Die Patentpiratin Jack verdient ihr Geld damit, die neuesten Medikamente nachzubauen und auf dem Schwarzmarkt zu verticken. Als die ersten Opfer einer neuen Arbeitsdroge namens Zacuty auftauchen, gibt man ihr die Schuld. Jack ist überzeugt, dass nicht ihr Nachbau, sondern das Ursprungspräparat fehlerhaft ist. Aber wer glaubt schon einer Kriminellen? Sie nimmt sich vor ihre Unschuld zu beweisen, doch die Zeit wird knapp: Ein Agent der Pharmakonzerne hat sich ihr mit einem semi-autonomen Kampfroboter an die Fersen geheftet …

 

Autonom 

Originaltitel: Autonomous
Autor: Annalee Newitz
Übersetzer: Birgit Herden
Verlag: Fischer TOR Verlag
Erschienen: 23. Mai 2018
ISBN: 978-3-596-70258-9
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Jack, eine Produktpiratin kopiert die teure Arbeitsdroge Zacuity und verkauft sie unter der Hand. Als es plötzlich zu tödlichen Zwischenfällen bei den Konsumenten kommt und Jacks Kopie die Schuld daran gegeben wird, will sie das nicht auf sich sitzen lassen. Sie wendet sich an alte Freunde und kommt bald dem Grund für die „Ausraster“ der Konsumenten auf die Spur. Doch der Konzern will unter allen Umständen verhindern, dass diese Infos an die Öffentlichkeit gelangen und gibt der Produktpiratin die Schuld und will sie mundtot machen. Während Jack öffentlich beweisen will, dass die Originaldroge an dem Disaster schuld ist, muss sie immer in Bewegung bleiben, denn ein mit allen Wassern gewaschener Agent des Pharmakonzerns, der von einem Kampfroboter unterstützt wird, ist ihr knapp auf den Fersen.

Ein düsterer SF-Zukunftsroman mit Menschen als austauschbare Ware, intelligenten Robotern, Cyborgs, Androiden, Sklaverei in all ihren Facetten und einen interessanten jedoch bedrückenden Blick in eine Zukunft, in der die Gier und Macht der großen Konzerne die Welt regieren.


Stil und Sprache
Das Buch besteht aus zwei deutlich erkennbaren Handlungssträngen, die - von zwei unterschiedlichen Richtungen kommend - aufeinandertreffen, sich für kurze Zeit mehr oder weniger locker verknüpfen und kurz darauf wieder getrennte Wege gehen. Es ist in der dritten Person sowie teilweise aus der Sicht des Erzählers und der jeweiligen Hauptfiguren geschrieben. Die Geschichte spielt in der Zukunft des Jahres 2144 und zeigt eine bedrückende Szenerie, in der die Hauptfiguren ihr Leben fristen.

Auf der einen Seite ist Jack, die Produktpiratin. Sie baut eine Arbeitsdroge völlig originalgetreu nach und ist daher völlig perplex, als sich Berichte über tödliche Nebenwirkungen ihres Nachbaues häufen, obwohl sie sich exakt an die Origianalrezeptur gehalten hat. Ihr Bemühen herauszufinden, was da schiefgelaufen ist und wie sie ihre Unschuld beweisen kann wurde gut dargestellt. Ihre Versuche ein Labor und Unterstützung bzw. Hilfe zu finden, obwohl sie weiß, dass die Jagd auf sie eröffnet wurde, sind gut nachvollziehbar und alters bzw. genregerecht.

Die Szenerien wurden gut beschrieben und zeichnen das Bild einer Welt, die nahezu nur noch von Geld und der daraus resultierenden Macht regiert wird und in der der Mensch zu einem „Ding“ bzw. Kostenpunkt geworden ist, dessen Rechte immer mehr beschnitten wurden. Wer Geld hat, der entscheidet, über alle anderen Menschen wird entschieden. Der Leser erkennt schon gleich zu Anfang, dass diese mächtigen Konzerne im wahrsten Sinne über Leichen gehen würden, solange es ihnen wirtschaftlich nützt und den Umsatz steigert. Ganz deutlich wird das, als der Konzern Jack die Schuld an dem Desaster mit der tödlichen Drogenwirkung gibt und alles tut um die eigene Schuld daran zu vertuschen.

Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich hauptsächlich mit der Charakterentwicklung von Eliasz, dem abgebrühten Agenten, und dem „jungen“ Kampfroboter Paladin bei seinem ersten Einsatz, die gemeinsam auf die Jagd nach Jack geschickt werden. Paladin steht vor der großen Aufgabe, sich mit seiner neuen Situation, seinem ersten realen Auftrag auseinanderzusetzen und gleichzeitig mit seinem erfahrenen, menschlichen Partner zurechtzukommen. Keine einfache Sache, da Eliasz oft für den Kampfroboter nicht logisch nachvollziehbare Handlungsweisen zeigt. Dieses ungewöhnliche Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine ist spannend geschrieben und regt gleichzeitig durchaus zum Nachdenken an. Eliasz sieht Paladin durch seine intelligenten und aufmerksamen Gespräche und Handlungen bald nicht mehr nur als Neutrum und Befehlsempfänger, sondern als denkendes und irgendwie fühlendes Wesen mit Stärken und Schwächen, dem er Gefühle entgegen bringt. In diesem Handlungsstrang dient die Geschichte rund um die Jagd nach Jack eher dafür, dass sich die beiden durch diese Ausnahmesituation definieren und weiterentwickeln können. 

Ein interessanter SF-Roman mit Cyberpunkelementen, der nicht nur Liebhaber dieses Genres sonder bestimmt auch so manchen „Neuling“ recht schnell begeistern könnte. Das Setting ist spannend und die Grundstory ebenso, allerdings hat die Autorin - meiner Meinung nach - die Möglichkeiten und das Konfliktpotential, die diese Szenarien geboten haben, nicht völlig ausschöpfen können.


Figuren
Die Produktpiratin Jack hat aus der ehemaligen Not eine Tugend gemacht und ihre Nische gefunden, um zu überleben. Sie hat sich zu einem Einzelgänger entwickelt und klont Drogen, mit denen sie ihr Leben finanziert. Als sie in Schwierigkeiten gerät, bekommt sie Hilfe von bekannten und auch unbekannten Seiten. Eliasz ist ein abgeklärter Agent der Pharmaindustrie und wird immer dann geschickt, wenn es um die Interessen der Konzerne geht. Er ist darin spezialisiert, Menschen ausfzuspüren, wenn nötig zu foltern und zu eliminieren. Ihm zur Seite steht der „junge“ Paladin, ein Kampfroboter, der sich in seinem ersten Einsatz befindet. Er ist interessiert an seiner Umwelt und manchmal etwas ratlos, was Eliasz und seine Aussagen bzw. Handlungen betrifft.    

Während sich Eliasz und Paladin aufgrund ihrer Zusammenarbeit und ihrer Handlungen charakterisieren, wird Jack aufgrund von Erinnerungen und kurzen Rückblenden dargestellt. Trotzdem bleiben die Figuren teilweise etwas blass und die Gründe für ihre Entscheidungen sind nicht immer ganz klar nachvollziehbar. Hier wäre mit Sicherheit noch ein klein wenig mehr „drinnen gewesen“, was auch der Handlung bzw. der Spannung in der Geschichte zugute gekommen wäre.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit der einfachen aber dadurch auffällig intensiven Covergestaltung passt sehr gut zu dem Genre. Auf der vorderen Innenklappe gibts einen etwas genaueren Blick ins Buch, auf der rückwärtigen Innenklappe wartet die bebilderter Kurzvita der Autorin auf die Leser. Der Rückseitentext gibt einen guten Einblick in die 350 Seiten starke Story. 23 durchnummerierte, mit einer Überschrift und einer countdownmäßig anmutenden Datumsangabe versehenen Kapitel gliedern das Buch vernünftig auf. Die Geschichte selbst startet mit dem Auszug aus dem Text der Ballade „The last Saskatchewan Pirate“ von der Gruppe Arrogant Worms und endet mit einer Danksagung der Autorin.      


Fazit
"Autonom" bietet dem Leser einen Blick in eine düstere Zukunft, in der ein Menschenleben kaum mehr etwas wert ist. Roboter, Androiden, Cyborgs leben an der Seite der Menschen, Geld regiert die Welt und die großen Konzerne haben alle Macht und geben den Ton an. Obwohl bei dem Thema durchaus etwas mehr „drinnen“ gewesen wäre, ist es kurzweilig und spannend geschrieben und Sci-Fi, Dystopien- und Steampunkleser werden bestimmt viel Spaß mit dem Buch haben. Unbedingt einmal näher ansehen und in die Leseprobe "hineinschuppern"! 


4 Sterne


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