Ende des 18. Jahrhunderts: Während in Frankreich die Revolution wütet, heiratet in Baden Prinzessin Karoline den 20 Jahre älteren Witwer Maximilian Joseph von Zweibrücken, der bald schon Kurfürst von Bayern werden soll. Ihre Bemühungen um ein harmonisches Familienleben werden nicht gerade vereinfacht, als ein gewisser Napoleon Bonaparte sich zum Kaiser der Franzosen krönt und beginnt, sich für eine von Karolines Stieftöchtern zu interessieren.
Eine Geschichte über Bayern, Bonaparte, Beauharnais und was sonst noch notwendig ist, damit die Prinzessin zum Prinzen kommt.
Autor: Josefa vom Jaaga
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Die Grundidee der Handlung
Die Schrecken der Revolution haben Europa erschüttert und lösen an allen Fürstenhöfen Entsetzen aus. Daher ist es jetzt besonders wichtig, Allianzen zu schließen und das bewirkt man am besten durch vorteilhafte - vor allem aber standesgemäße - Ehen der zahlreichen Töchter. Als 1797 Prinzessin Karoline v. Baden den Witwer Maximilian Joseph v. Zweibrücken heiratet - dem bald darauf durch Erbschschaft das Kurfürstentum Bayern zufällt - wird sie die Stiefmutter der 9 jährigen Auguste und ihrer 3 Geschwister.
In Frankreich hat sich Napoleon Bonaparte zum neuen Machthaber aufgeschwungen und 1804 sogar selbst zum Kaiser gekrönt. Die Anerkennung und Legitimierung seiner Herrschaft hofft er bei den vornehmen alten Dynastien zu erreichen, indem er zwischen ihnen und seiner engsten Verwandschaft Verbindungen durch mehrere Heiratsprojekte knüpft. Sein erstes „Opfer“ ist Prinzessin Auguste v. Bayern, die er seinem Stiefsohn Eugène Beauharnais zugedacht hat.
Was die betroffenen, höchsten Familien - die Wittelsbacher (Bayern) und Zähringer (Baden) zählten zu den ältesten Geschlechtern des Deutschen Reiches - von diesem Ansinnen halten und zu welchen Ausflüchten und Intrigen sie greifen, um der Prinzessin diese - in ihren Augen - „Mesalliance“ zu ersparen, schildert Josefa vom Jaaga auf sehr amüsante Weise, aber überaus glaubwürdig und spannend.
Stil und Sprache
Lesern, die sich für Napoleon und seine Epoche interessieren, fällt sofort auf, wie umfassend sich die Autorin damit beschäftigt hat. Allerdings spielen dabei die militärischen Unternehmungen des Kaisers nur am Rande eine Rolle, soweit sie für das Schicksal ihrer Hauptfiguren wichtig sind. Im Mittelpunkt steht seine „Heiratspolitik“, durch die er versucht, seiner jungen Dynastie die Akzeptanz der - teilweise schon - seit Jahrhunderten regierenden Herrscherhäuser zu verschaffen. Um das durchzusetzen, schreckt er auch vor Bestechung, Drohungen und Erpressung nicht zurück. Tatsächlich hat er bereits einige legitime Monarchen entthront und durch seine Brüder ersetzt, sodass die verbliebenen Regenten ähnliches befürchten müssen, wenn sie sich nicht seinem Willen beugen.
Aber kampflos wollen sie sich nicht geschlagen geben und so erzählt Josefa vom Jaaga sehr anschaulich, lebendig und mit feinem Humor von heimlicher Auflehnung, Widerstand und Hinhaltetaktik, mit der Augustes Verwandtschaft versucht, Napoleons Pläne zu vereiteln.
Häufige Szenenwechsel und immer neue Schauplätze - von Paris über Karlsruhe (Baden) und München bis Mailand - machen die Lektüre kurzweilig und lassen keine Längen aufkommen. Dazu trägt auch die schöne, ausdrucksstarke Sprache bei.
Vor allem die Dialoge treffen genau den Stil der damaligen Zeit und sind stets der jeweiligen Situation angemessen - sei es bei Konflikten zwischen den fürstlichen Eheleuten, beim „Befehlston“, den Napoleon immer wieder mal anschlägt oder den „Benimmregeln“, die die Gouvernante, Freifrau v. Wurmb, ihren Zöglingen predigt.
Figuren
Alle Personen in diesem Roman sind historisch und ihr Schicksal und Handeln weitgehend bekannt.
Also auch, dass Prinzessin Auguste v. Bayern gegen ihren Willen und den ihrer Familie Napoleons Stiefsohn heiraten soll. Ihr Vater – der Kurfürst und spätere König – ist in Frankreich aufgewachsen und würde sich wohl recht schnell damit abfinden, jedoch der Einfluss ihrer Stiefmutter Karoline, die Auguste mit ihrem Bruder Karl v. Baden vermählt sehen will, verhindert dies.
Die Mutter und die Geschwister des Kaisers sind aber auch mit dieser Ehe überhaupt nicht einverstanden, hassen sie doch seine Gattin Josephine zutiefst, gönnen deren Sohn Eugène eine so vornehme Braut nicht und intrigieren ebenfalls mehr oder weniger offen dagegen.
Weiterhin mischt auch Kurfürstin Karolines Mutter, die sehr standesbewusste Markgräfin Amalie von Baden – Schwiegermutter u.a. des russischen Zaren und des Königs v. Schweden – als Vertraute ihrer Tochter und Mutter des „Wunschbräutigams“ Karl im Hintergrund kräftig mit.
Man könnte dieses Buch als einen historischen Familienroman bezeichnen, denn die ganze Geschichte spielt sich fast ausschließlich zwischen Wittelsbachern, Zähringern und Bonapartes – nicht zu vergessen Kaiserin Josephine und ihre Kinder Eugène und Hortense als Vertreter der Beauharnais – ab.
Die Autorin gestattet dem Leser einen faszinierenden Einblick in das Privat- und Gefühlsleben aller dieser Personen und zwar so bildhaft, einfühlsam und überzeugend, dass man sich buchstäblich in jede einzelne hinein versetzen und Interesse und Verständnis - oder auch Abneigung - für sie entwickeln kann.
Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt drei verschiedene Stoffbahnen und zwar oben in blau, unten in rot und in der Mitte die blau-weißen Rauten des Hauses Wittelsbach. Darauf liegen ein schwarzer Zweispitz mit Goldlitze und der Kokarde der Revolution, sowie ein kleines Wollknäuel und ein Nadelkissen. Der Titel nimmt in großen Goldlettern fast die ganze Seite ein, während der Name der Autorin recht klein am unteren Rand steht.
Das Inhaltsverzeichnis umfasst 17 Kapitel, auf die eine „Zwischenbetrachtung“ folgt.
Die Personenübersicht im Anhang enthält durchweg historische Namen, mit kurzen Anmerkungen zu den Familien- bzw. Dienstverhältnissen der Genannten. Eine Liste mit Übersetzung der französischen Ausdrücke und eine Zeittafel bilden den Schluß dieses ersten Teils des Buches.
Fazit
Ich habe selten einen historischen Roman gelesen, der mich so gefesselt, berührt und auch amüsiert hat. Die Idee, bei den kaiserlich/königlichen Herrschaften einmal hinter die Kulissen zu schauen und sie als Menschen zu zeigen, die ganz normale Wünsche und Gefühle hatten - die sich aber sehr oft aus „Staatsraison“ nicht erfüllten - und dabei die tatsächlichen Ereignisse so geschickt mit einzubinden, ist von Josefa vom Jaaga wirklich perfekt und absolut glaubwürdig umgesetzt worden.
„Eine bayerische Hochzeit“ ist bereits jetzt eins meiner Jahreshighlights 2018.
Hinweise
Band 2 „Eine bayerische Hochzeit - Auguste“ schließt unmittelbar an diesen Teil an und erzählt die Geschichte zu Ende. Erst dann ist sie komplett, also unbedingt beide Bücher lesen !
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