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Wie alle hochgeborenen Frauen ihrer Zeit ist Margarete von Österreich bestimmt, Kaiser Maximilian I., ihrem Vater, als Pfand für Bündnisse zu dienen. Doch sie ist auch geboren an der Schwelle der Neuzeit, als die Ideen vom Wert des hiesigen Lebens und vom Ich zu greifen beginnen. Nachdem die hochgebildete junge Frau im inneren Zwiespalt Heiraten eingegangen ist, die ihr Unglück brachten, beginnt sie ihre untergeordnete Rolle anzuzweifeln. Angetrieben vom Willen, die Politik ihres schillernden Vaters mitzubestimmen, regiert sie die Niederlande, überspringt Misserfolge und Intrigen und stiftet in entscheidenden Momenten Frieden im Abendland.

 

Vom Spielball zur Spielerin 


Autor: Irmtraud Gallhofer
Verlag: Twentysix
Erschienen: 22. Februar 2018
ISBN: 978-3740735005
Seitenzahl: 332 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Margarete v. Habsburg (1480–1530) - Erzherzogin v. Österreich, Königin v. Frankreich, Kronprinzessin v. Aragon und Kastilien, Herzogin v. Savoyen, Regentin der Niederlande - die Tochter Kaiser Maximilians I. trug viele Titel und führte ein sehr interessantes und bewegendes Leben.
Irmtraud Gallhofer erzählt es informativ, spannend und mit großer historischer Genauigkeit.


Stil und Sprache
Der Leser begleitet als Beobachter von außen die Kaisertochter über fast 4 Jahrzehnte und ist daher immer nah am Ort des Geschehens. Ihr Schicksal führt sie durch halb Europa: Vom heimischen Burgund nach Frankreich und Spanien, später nach Savoyen und wieder zurück in die Niederlande, wo sie sich in Mecheln endgültig niederläßt. Die Autorin schildert die Gefahren der wochenlangen Reisen zu Pferd, in unbequemen Reisewagen oder per Schiff sehr prägnant. Margots Eindrücke von den kriegsgeplagten Menschen und geplünderten Landstrichen sind ebenso detailliert und bildhaft dargestellt, wie der Luxus des Hoflebens und die Schönheit der Alhambra. Man erfährt sehr viel über die geschichtlichen Zusammenhänge - aber immer aus der Situation heraus und nie belehrend - und kann sich wirklich in diese Epoche hinein versetzen.
Die Einblicke in das Privatleben der Akteure - insbesondere die Dialoge - sind zwangsläufig fiktiv, aber in Anlehnung an die bekannten historischen Fakten sehr glaubwürdig und passend.  


Figuren
Der Titel „Vom Spielball zur Spielerin“ definiert die Entwicklung Margaretes - im Buch mit dem französischen Kosenamen „Margot“ genannt - außerordentlich gut. Bereits als Dreijährige wird sie nach Frankreich gebracht, mit Karl VIII. verheiratet und zur Königin gekrönt, aber 9 Jahre später von ihm verstoßen. Zwei weitere Ehen geht sie auf Wunsch ihres Vaters ein, der dadurch Bündnisse mit Spanien und Savoyen schließen kann. Schon ihre Schwiegermutter Isabella v. Kastilien erkennt ihre Intelligenz und fördert ihr Interesse für Politik, als Herzogin von Savoyen setzt sie diese Erfahrungen klug ein.  Mit 24 Jahren zum zweiten Mal verwitwet, beschließt sie, sich nicht weiter als Pfand für die Pläne ihres Vaters benutzen zu lassen, sondern ihn auf andere Weise zu unterstützen und dabei ihr Leben selbst zu gestalten.
Als Regentin der Niederlande, Vormund ihres Neffen - des späteren Kaisers Karl V. - und Förderin von Künstlern und Gelehrten erwirbt Margarete sich unter ihren Zeitgenossen Bewunderung und großes Ansehen.
Irmtraud Gallhofer erzählt ihr ereignisreiches Leben sehr authentisch und berührend. Man kann die Gedanken und Gefühle dieser hochgeborenen Frau - die so viele Schicksalsschläge meistern musste, aber dabei nie ihren Mut und ihre Tatkraft verlor - jederzeit sehr gut nachvollziehen und Interesse und Anteilnahme für sie empfinden.
Die weiteren Personen - unter ihnen die mächtigsten Herrscher der damaligen Zeit - sind alle historisch und ihre Handlungen teilweise sehr gut dokumentiert. Hier erlebt man sie aber auch einmal aus einer eher privaten Sicht - nämlich als Vater, Bruder, Ehemann oder Schwiegereltern Margaretes - als lebendige Menschen mit Fehlern und Schwächen und fühlt sich ihnen  damit menschlich näher.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches wurde von der Autorin selbst gestaltet. Auf blauem Hintergrund malte sie in Kopie zwei zeitgenössische Portraits nach, die Margarete als Kleinkind und in Witwentracht zeigen. Bei dem Fisch ließ sie sich von Hieronymus Bosch inspirieren – einem niederländischen Maler der Renaissance – um damit: Zitat: „ das Surreale dieser Übergangszeit wiederzugeben“.
Die Margerite ist eine Homage an ihre Hauptfigur.
Die Handlung verteilt sich auf 24 Kapitel. Darauf folgt ein kurzes Nachwort. Das Personenverzeichnis enthält - bis auf Margaretes fiktive Vertraute Aline de Valois - nur historische Personen, bei einigen sind aber die genannten Lebensdaten nicht korrekt. Eine Zeittafel beschließt das Buch.


Fazit
Irmtraud Gallhofer ist Historikerin und hat bereits 1968 eine Dissertation über den „Damenfrieden von Cambrai“ geschrieben, an dessen zu Stande kommen Margarete v. Habsburg maßgeblich beteilgt war. Daher wird sie in Biografien auch oft als „Diplomatin der Renaissance“ bezeichnet.
Ich habe schon einige Bücher über sie gelesen, aber „Vom Spielball zur Spielerin“ ist - meines Wissens  - der erste Roman, der sich mit ihrem Leben befasst und diese bemerkenswerte Frau einem größeren Publikum bekannt machen möchte. Daher empfehle ich ihn sehr gern weiter.


4 5 Sterne


Hinweise
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Irmtraud Gallhofer hat zu diesem Roman eine sehr schöne Webseite erstellt. Hier finden interessierte Leser viele weitere Details und auch Abbildungen zu Margarete und ihrer Zeit.

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