Das war knapp: Seine Enttarnung in Ostfriesland, die Trennung von Beate und seine anschließende Flucht nach Gelsenkirchen haben Spuren hinterlassen. Ganz auf sich selbst gestellt, sinnt Sommerfeldt auf Rache an seiner Familie in Bamberg. Aber die Sehnsucht nach Ostfriesland lässt ihn nicht los. Also begibt er sich noch einmal an den Ort, an dem es für ihn am gefährlichsten ist. Denn dort fahndet Ann Kathrin Klaasen nach ihm...
Autor: Klaus-Peter Wolf |
Die Grundidee der Handlung
Sommerfeldt ist auf der Flucht, hat einen neuen Namen und ein anderes Aussehen angenommen und versteckt sich im tiefsten Ruhrgebiet. Denn er kann es nicht riskieren, von Ann Kathrin Klaasen geschnappt zu werden, nicht bevor er seinem drängendsten Verlangen nachgegeben und seinen persönlichsten Auftrag ausgeführt hat. Dabei ist er innerlich zerrissen und auf dem besten Wege, unausweichliche wie unentschuldbare Fehler zu machen...
Der Anknüpfungspunkt zum ersten Band ist schnell gefunden, so dass sich nicht mit langen Vorreden aufgehalten werden muss. Doch wie verhält es sich mit der weiteren Umsetzung der Idee des Serienkillers, der für ein bisschen mehr Gerechtigkeit auf der Welt tötet?
Stil und Sprache
Erneut kommt Bernhard Sommerfeldt, auch wenn er offiziell nicht mehr unter diesem Namen operiert, selbst zu Wort. Der Leser ist somit dem subjektiven Geschehen mehr oder minder ausgesetzt, was außerhalb geschieht wie beispielsweise die Polizeiarbeit, findet kaum Beachtung, außer es kommt zu einer direkten Konfrontation. Wie bereits im Vorgänger sieht man sich auch hier wieder sehr unterschiedlichen Passagen gegenüber. Teils irrelevante Aspekte werden ausgeschmückt und bis zuletzt detailreich geschildert. Dadurch ergeben sich diverse Längen, die den Leser fast schon in einen Zustand der Lethargie befördern. Plötzlich der Umschwung, Anzug des Tempos, rasanter und mitreißender Schreibstil, so dass man sichtbar erleichtert spürt, dass sich das Durchhalten gelohnt hat. Sicherlich wird dadurch auch den emotionalen Gegensätzen im Inneren der Hauptfigur Ausdruck verliehen, die Darstellung ist allerdings ein wenig zu extrem.
Auch wenn Sommerfeldt in erster Linie auf der Flucht ist, bleibt der moralische Aspekt bezüglich seiner Taten noch immer erhalten. Einerseits werden natürlich Erklärungen geliefert, die jeder logisch nachvollziehen kann, andererseits jedoch stellt sich die Frage wo wir hinkommen würde, handelte jeder in solcher oder ähnlicher Form. Es gibt schon einen Grund für das Rechtssystem, das wird ebenfalls deutlich, auch wenn gar nicht konkret darauf eingegangen, sondern dies unterschwellig vermittelt wird.
Außergewöhnliche Wendungen sind nicht vorhanden, obgleich der Autor es doch das ein oder andere Mal schafft den Leser zu verblüffen. So hält er an seinem bisherigen Vorhaben fest und kommt fast schon unbehelligt ins Ziel. Dieses bietet durchaus eine gelungene Überraschung, die allem voran einen Ausblick auf den dritten Band gewährt, der berechtige Hoffnung auf eine Änderung der Grundstimmung zulässt. Dadurch ist man gewissermaßen besänftigt und schon jetzt voller Vorfreude.
Figuren
Die innere Zerrissenheit der Haupt- und Kunstfigur Dr. Bernhard Sommerfeldt wird mehr und mehr Thema, nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Entsprechend nähert man sich der Person zwar einerseits an, wird andererseits aber natürlich auch wieder abgeschreckt, was allerdings nicht allein an den mitunter verstörenden Gedankengängen liegt. Inwiefern eine Entwicklung oder gar Verwandlung des Charakters angestrebt wird, ist letztlich nicht geklärt, wird aber vermutlich im Nachfolgeband behandelt.
Die teils bekannten, teils neuen Nebenfiguren unterliegen erneut der subjektiven Darstellung durch den Ich-Erzähler. Da er einmal mehr viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, fallen die Beschreibungen der anderen Personen, so sie denn überhaupt Erwähnung finden, deutlich verhaltener aus als noch zuvor. Es scheint sogar ein mitunter lästiges Unterfangen zu sein, damit der Leser überhaupt von weiteren Charakteren Kenntnis erlangt.
Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs aus dem Fischer-Verlag setzt den Reihenaspekt gekonnt fort, denn im Grunde wurde nicht viel verändert. Dieselbe Grundfarbe, erneut der Blick ins Wattenmeer, einzig ist der Farbaspekt dieses Mal ein roter, vermutlich ausgesonderter Sessel, und auch die Farbe des Titels wurde von gelb zu orange getauscht. Doch noch immer braut sich etwas zusammen, das auch das eigentlich friedlich erscheinende Bild nicht zu verstecken vermag.
Fazit
Im direkten Vergleich schneidet der zweite Band nicht besser und nicht schlechter ab als der erste. Es liegen ähnliche Kritikpunkte zugrunde, wenngleich dieses Mal der Keim der Hoffnung gesät wurde, dass es im dritten Band anders zugehen wird.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Totenstille im Watt