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Warum wird jedes Jahr im Herbst die Zeit umgestellt?

Der mit vielen Preisen ausgezeichnete junge tschechische Autor Vratislav Maňák findet die Erklärung in der Zeit der Habsburgermonarchie. Eine abenteuerliche Geschichte zwischen Krimi und Steampunk für die ganze Familie!

 

Der Mann in der Uhr 

Originaltitel: Muž z hodin: aneb proč se na podzim měni čas
Autor: Vratislav Maňák
Übersetzer: Lena Dorn
Illustrator: Igor Kuprin
Verlag: 
Karl Rauch Verlag GmbH & Co. KG
Erschienen: 20.02.2018
ISBN: 978-3-7920-0369-5
Seitenzahl: 96 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Erfinder Leo Schina, seine Frau Ludovika und ihre acht Jahre alte Tochter Lenka reisen zu Kaisers Zeiten per Zug in die verschiedensten Städte Europas, um die Erfindung „Das zusammenklappbare Zimmer“ vorzuführen. Als sie auf dem Bahnhof der Stadt Makovín ankommen, streift Lenka durch den Bahnhof und entdeckt eine seltsame Bahnhofsuhr, in der statt eines Zeigers ein Mann die Zeit anzeigt. Neugierig, was es damit auf sich hat, beginnt sie nachzuforschen und gerät in ein Abenteuer rund um konkurrierende Uhrmachermeister, einem fehlenden Zeiger und einer gefräßigen Telefonzelle.

Die Idee ist ungewöhnlich und interessant, allerdings wird die Umsetzung der Geschichte nicht alle Kinder der angepeilten Altersgruppe von 8-10 Jahren ansprechen können.


Stil und Sprache
Das Buch ist in der dritten Person aus der Sicht des allwissenden Erzählers geschrieben und die Idee und die Figuren versprechen ein spannendes Leseabenteuer für Kinder ab 8 Jahren. Allerdings könnte der ungewohnte Schreibstil des Autors für Kinder der angepeilten Altersgruppe recht gewöhnungsbedürftig sein und nicht jedem zusagen. Mit den ungewöhnlich langen Bandwurmsätzen bei den Beschreibungen, verbunden mit Bezeichnungen, die für diese Altersgruppe oft nicht gängig sind, werden vermutlich nicht alle jungen Leser damit etwas anfangen können.

Die Wortwahl und der Schreibstil wechseln immer wieder, es ist nicht ganz einfach, es zu beschreiben, fast wirkt es so als ob ein Kinderbuch mit einem Roman für junge Erwachsene verflochten worden wäre. Diese ungewöhnliche Mischung aus altersgerechten Gefühlen, Handlungen und Ausdrücken der jungen Hauptfigur Lenka, verbunden mit einer teilweise recht anspruchsvolle Wortwahl mit Begriffen wie „Havelocks“ oder „Innovator“, einer historisch angehauchten Sprache usw. liest sich zeitweise etwas eigentümlich. Junge Leseratten, die sich gerne mit ungewohnten Worten und einem anspruchsvollen Schreibstil auseinandersetzen, wird das Buch begeistern. Andere Kinder im angepeilten Alter könnten damit jedoch durchaus überfordert sein. Auch der eingeflochtene Zeitsprung und die schnellen Schauplatzwechsel könnten eine zusätzliche Leseherausforderung sein. Das Zusammenspiel zwischen Jung und Alt, Tradition und Moderne zieht sich als hintergründiges Thema durch das gesamte Buch, in dem ganz am Schluss auch erklärt wird, wie es zur Zeitumstellung gekommen ist.

Die einzelnen Kapitel sind kindergerecht kurz, etliche Szenen und die Handlungsorte sind eher sparsam beschrieben und lassen viel Platz für die Vorstellungskraft. Die Illustrationen heben sich in Ausdruck und Machart ebenfalls etwas von den üblichen Zeichenstilen ab, wirken sympathisch und sind hübsch anzusehen.    

Der Autor vermischt in seinem Roman einen spannenden Abenteuerroman mit einem Hauch Fantasy und Steampunkelementen und platziert alles in einer historisch angehauchten Zeit. Wortliebhaber, Satzbastler und neugierige Leser, die sich gerne auf etwas Ungewohntes einlassen, werden mit diesem Roman mit Sicherheit viel Spaß haben. Leseratten, die ein unkompliziertes, einfaches Abenteuerbuch lesen wollen, könnten mit diesem Roman möglicherweise überfordert und vielleicht etwas enttäuscht sein.


Figuren
Lenka Schina reist mit ihren Eltern per Zug durch die verschiedensten Städte. Sie ist aufgeweckt, neugierig, mutig und hinterfragt auch einmal die Aussagen der Erwachsenen. Ihr Vater ist Erfinder und Lenkas Mutter steht ganz hinter ihrem Mann. Herr Weiß ist ein Uhrmachermeister der alten Schule und hat feste Vorstellungen, wie die Welt der Uhren funktioniert. Er steht in direkter Konkurrenz mit Monsieur Finster, der eine modernere Version der Uhrmacherei bevorzugt und ein recht persönliche Fehde mit dem alten Uhrmachermeister austrägt.

Die Figuren werden nur kurz vorgestellt und man lernt sie durch ihre Handlungen und Aussagen etwas näher kennen. Für denkwürdige und lebendige Charaktere ist dieses kurze Portraitieren dann doch fast etwas zu wenig.  


Aufmachung des Buches
Das 96 Seiten starke, fadengebundene Buch mit dem festen Einband ist zusätzlich mit einem praktischen Lesebändchen versehen. Die Covergestaltung passt sehr gut zur Geschichte und der bunte Illustrationsstil setzt sich auch in den farbigen Bildern im Buch fort. Der Rückseitentext ist sehr mager und sagt leider nichts über die Geschichte selbst aus. Eine Widmung und ein kurzes Inhaltsverzeichnis gehen den elf kurzen Kapiteln voraus, die jeweils von einer farbigen, seitengroßen Illustration inklusive einer zusammenfassenden Überschrift eingeleitet werden. Auf dem letzten Blatt ist die bebilderte Kurzvita des Autors zu finden.


Fazit
Die Buchidee ist sowohl spannend als auch altersgerecht und die Illustrationen sind ansprechend und sympathisch. Allerdings konnte mich die Umsetzung nicht ganz überzeugen. Zudem bin ich sicher, dass etliche Kinder, an die sich die Altersampfehlung richtet, mit dem anspruchsvollen Schreibstil und der teilweise komplizierten Wortwahl überfordert sein könnten.

Selbstverständlich spielt – wie bei jedem Buch – natürlich der persönliche Geschmack die allerwichtigste Rolle, daher wäre es auf jeden Fall eine gute Idee, kurz in das Buch hineinzulesen um zu sehen, ob es den persönlichen Erwartungen entspricht.


3 Sterne


Hinweise
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