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Kategorie: Krimis

Ein Verbrechen kehrt zurück …
Ein Fall, der tief an die Seele des finnischen Kommissars Kimmo Joentaa rührt: Sinikka ist verschwunden – nur ihr Fahrrad und ihre Tasche bleiben zurück. Genau an der Stelle, an der vor dreiunddreißig Jahren ein anderes Mädchen vergewaltigt und ermordet wurde. Das Verbrechen verstört nicht nur die Polizei und Öffentlichkeit, sondern auch einen der beiden Täter von damals …

 

Das Schweigen 

Autor: Jan Costin Wagner
Verlag: Goldmann Verlag
Erschienen: Juli 2005
ISBN: 978-3442459179
Seitenzahl: 288 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Antsi Ketola, der Vorgesetzte Joentaas, hadert kurz vor seiner Pensionierung mit seinem ersten Fall von vor 33 Jahren. Damals wurde ein junges Mädchen, Pia Lenthinen, vergewaltigt und ermordet. Ihre Leiche wurde erst Monate später in einem See gefunden. Dieser Mordfall wurde nie aufgeklärt und Ketola nimmt sich als Abschiedsgeschenk ein Modell des Tatortes mit, das damals angefertigt wurde.

33 Jahre später wird nun an der gleichen Stelle ein Mädchen, Sinnika, entführt. Zurück bleiben ihr Fahrrad und eine Blutspur. Die Entführung schafft es bis in die nationalen Nachrichten und schreckt einen der damaligen Mörder auf.

Gemeinsam gehen der inzwischen pensionierte Ketola und Kimmo Joentaa auf Verbrecherjagd. Nach außen hin ist das ein ziemlich seltsames Gespann. Joentaa hadert immer noch mit dem Tod seiner Frau und der ruhiger gewordene Ketola sieht seine Chance, den alten ungelösten Fall zusammen mit dem erneuten Verschwinden eines Mädchens zu lösen. Unabgesprochen geht er den ungewöhnlichen Weg über das Fernsehen. Zusammen mit der Mutter von Pia Lenthinen, des Mädchens, das vor 33 Jahren ermordet wurde, tritt er in einer Talkshow auf, um den Mörder aus der Reserve zu locken.


Stil und Sprache
In seinem ersten Krimi um den finnischen Kommissar Kimmo Joentaa „Eismond“ bewies Wagner, dass er ein Meister der leisen Töne ist. Er beschreibt das Grauen nicht bis ins kleinste Detail, ja, er deutet es nicht einmal an, allein durch das reduzierte Erzählen entsteht im Leser ein Kopfkino, in dem das Grauen schnell Gestalt annimmt. Das, was Wagner erzählen will, erscheint zwischen den Zeilen, durch das Schweigen der Figuren und durch das, was geschieht und was nicht geschieht. Und dennoch lebt dieser Roman von einer immensen Vorstellungskraft und einer sensiblen Beobachtungsgabe. Die knappen Sätze, der kühle Stil, die Beschreibung der Leerstellen erzeugt genau die Spannung, die ein Kriminalroman braucht, und zwar ohne Ausrufezeichen und eine detailgenaue Beschreibung des Grauens.

Kimmo Joentaa spürt wie im ersten Fall der Trauer der Hinterbliebenen nach, vermischt sie mit seiner eigenen Trauer und setzt so den Ton, der durch den ganzen Roman führt. Melancholisch, ruhig und leise, ist er dennoch intensiv, berührt und fesselt den Leser.


Figuren

Dem bis zur seiner Pensionierung cholerischen Antsi Ketola wird in diesem Roman viel Platz eingeräumt. Neben Joentaa und Timo Korvensuo erzählt er einen großen Teil der Geschichte. Die Pensionierung scheint ihm gutzutun, denn er wird ruhiger und kann sich mehr um seinen „durchgeknallten“ Sohn kümmern. Zwischen den beiden kommt es sogar zu einer Art Annäherung. Dennoch lässt ihn der alte, ungelöste Fall nicht los. Und nachdem ein weiteres Mädchen am selbem Ort verschwindet, mischt er sich in die Untersuchung ein. Damit verärgert er nicht nur Joentaa, sondern auch dessen Vorgesetzten. Er nimmt keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Polizei und ist seltsamerweise nicht im geringsten in Sorge, ob mit seiner Einmischung eine Gefahr für das entführte Mädchen besteht.

In Sorge hingegen ist Timo Korvensou. Zusammen mit einem Freund hat er damals Pia Lenthinen entführt, vergewaltigt und ermordet. Inzwischen hat er in Helsinki eine Familie gegründet und ist ein liebevoller Vater geworden. Als er aus den Nachrichten von dem neuen Verschwinden erfährt,
begibt sich sogleich nach Turku. Er will nicht nur mit seinem ehemaligen Freund sprechen. Offenbar fasziniert ihn immer noch seine damalige Tat.

Joentaa, der schweigsame und lethargische Kommissar, tritt in den Hintergrund und überlässt Ketola die Bühne. In diesem Roman geht es weniger um Aufklärung, sondern um die Faszination des Mordens und des Tods im Allgemeinen. Die abwechselnden Perspektiven zeigen die ramponierten Seelen seiner Figuren. Die Psychologie des Romans zeigt auf, wie sich die Figuren mit dem Tod auseinandersetzen. Seien es Joentaa und seine Trauer um seine Frau; Elina Lenthinen, deren Tochter Pia vor 33 Jahren ermordet wurde und deren Fall nie aufgeklärt wurde; Ketola, der mit dem Fall hadert; die Eltern von Sinikka, deren Tochter jetzt verschwunden und vermutlich tot, und schließlich die beiden Mörder von Pia. Deren Umgang mit dem jetzigen Fall ist ein Bravourstück des seelischen Abgrunds.


Aufmachung des Buches
Ein handliches Taschenbuch mit einer weißen Eule auf schwarzem Grund auf dem Cover. Ein gelungenes Bild, welches sowohl Ruhe ausstrahlt und zugleich beklemmend ist.


Fazit
Auch in seinem zweiten Roman beweist Wagner seine Brillanz. „Das Schweigen“ ist ein sehr emotionaler und beunruhigender Krimi mit einem überraschenden Ende.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Eismond