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Maia ist von klein auf vertraut mit Drachen, schließlich wächst sie als Tochter des Brutmeisters in einem wolkenverhangenen Drachenhorst auf. Sie fiebert dem Tag entgegen, an dem sie ihren eigenen Drachen bekommen soll, doch kurz bevor es so weit ist, beansprucht das Militär sämtliche Jungtiere, weil an den Grenzen des Reiches ein Krieg droht.

Maia weiß sich zu helfen: Als sie in den Wäldern einen von den Wilderern getöteten weiblichen Drachen findet, vermutet sie, dass dort draußen ein Junges auf seine Mutter wartet. Kurzerhand macht sie sich auf die gefahrvolle Suche danach – und stößt auf ein Geheimnis, das das Schicksal des ganzen Reiches verändern könnte.

„Der Sommerdrache – Die ewigen Gezeiten“ ist der Auftakt einer epischen Fantasy-Trilogie.

Der Sommerdrache 

Originaltitel: The Summer Dragon
Autor: Todd Lockwood
Übersetzer: Franca Fritz, Heinrich Koop
Verlag: Fischer TOR Verlag
Erschienen: 25.04.2018
ISBN: 978-3-596-29860-0
Seitenzahl: 656 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Das Land Gurvaan lebt in unruhigen Zeiten. Angriffe eines schier übermächtigen Feindes gefährden das Leben der Einwohner und das Militär ist gefordert wie noch nie. Maia, die Tochter des Brutmeisters, arbeitet auf einem familieneigenen Aery, einer Drachenzuchtstation, in der Reitdrachen gezüchtet werden, und sie wünscht sich sehnlichst ein eigenes Tier. Doch als am „Nesttag“ die Ministeriumsbeamten eintreffen, um die Drachenbabies für die Soldaten auszusuchen, bleibt wieder kein Jungdrache für Maia übrig, statt dessen ändert sich Maias Leben in eine komplett andere Richtung.
Falsche Anschuldigungen und unfaire Verdächtigungen und die Angst der jungen Frau den Aery verlassen zu müssen fördern ihren Entschluss, die Sache mit dem Jungdrachen selbst in die Hand zu nehmen. Auf ihrer Suche nach einem verwaisten Wilddrachenbaby gerät sie in ein brandgefährliches Abenteuer, bei dem sie all ihren Mut und ihre Klugheit braucht, um zu überleben.

Eine entschlossene junge Frau mit einer genauen Vorstellung von Richtig und Falsch, die plötzlich von blindgläubigen Priestern und machtgierigen Soldaten umgeben ist und zusätzlich von einem übermächtigen Feind bedroht wird - das ergibt eine tolle Mischung, die in einer fantastischen Welt voller Drachen gefühlvoll und spannend umgesetzt wurde.   


Stil und Sprache
Die Geschichte ist aus der Sicht von Maia in der Ich-Form geschrieben. So ist man jederzeit voll bei Maia und kann ihre Gedanken und Gefühle mühelos nachvollziehen. Der Schreibstil ist - obwohl in der ersten Person geschrieben - nicht Ich-Ich-Ich-lastig, sondern die persönlichen Szenen wechseln sich mit Beobachtungen und abwechslungsreichen Beschreibungen ab, so dass Maia zwar im Vordergrund steht, sich aber nicht auffällig in den Vordergrund spielt. Das macht den Text so unterhaltsam, dass auch Leser, die sich normalerweise von Geschichten in der Ich-Form nicht so angesprochen fühlen, mit diesem Roman viel Spaß haben können. Alle verwendeten unbekannten Begriffe werden entweder in der jeweiligen Szene erklärt oder der Sinn ergibt sich aus dem Text.

Der unkomplizierte, kurzweilige Schreibstil zieht den Leser schon zu Beginn förmlich in die Geschichte hinein und durch die sich immer weiter steigernde Spannung kann man sich schwer vom Buch losreißen. Die Protagonstin ist sehr sympathisch geraten und man fiebert gerne mit ihr mit. Seine Drachen samt den Hintergrundinfos und dem „Wie“ und „Warum“ hat der Autor sehr gut im Griff. Der Aery ist so plastisch beschrieben, dass man sich wunderbar vorstellen kann, wie so ein Drachenzuchtort aufgebaut ist. Als Visualisierungshilfe gibt’s ganz vorne im Buch, nach der Landkarte von Gurvaan, einen Grundriss vom Aufbau des Aerys und kleinere, schwarzweiße Zeichnungen von der näheren Umgebung. Auch in der Story selbst sind immer wieder schwarz-weiß gehaltene Zeichnungen verteilt, die bestimmte Szenen aus dem Buch darstellen.

Die Geschichte selbst läuft linear ab, da der Autor auf groß angelegte Rückblenden verzichtet und wissenswerte bzw. wichtige Infos eher nebenbei, z.B. mittels eines Gesprächs, einfließen lässt. Die Waffen mit Schwert, Pfeil und Bogen, Armbrust & Co sind eher mittelalterlich angehaucht und auch viele der Szenen und die verwendeten Gerätschaften erwecken diesen Eindruck. Die Idee des Sattelplatzes für die Reitdrachen ist interessant und das Training für die Jungtiere und ihre Reiter ist ebenso unterhaltsam wie spannend zu lesen - allerdings passen für mich da irgendwie manchmal die Proportionen und Größenverhältnisse von Drache und Reiter nicht ganz zusammen. Das hat allerdings nicht wirklich Einfluss auf die durchgehend hohe Spannung der Geschichte. Auch, dass einige Fragen offen bleiben und es manchmal etwas mit dem Ablauf bzw. den Erklärungen hakt, fällt durch die fesselnde Story kaum auf.

Als Leser wird man viele typisch menschliche - oft negative - Verhaltensweisen entdecken können. Vor allem auch den so typischen Wesenszug vieler Menschen, dass man für jedes Unheil und für unerklärliche Vorgänge einen Sündenbock sucht – natürlich vorzugsweise jemanden, der nicht über die Macht verfügt, sich gegen die Anschuldigungen zu wehren. Natürlich sind auch Kompetenzrangeleien zwischen Staatsmacht und Religion ebenso wenig fern, wie das überzeugte Verschließen der Augen vor unbequemen Wahrheiten. Gleichzeitig wird aber auch gezeigt, wie viel eine einzelne entschlossene Person verändern kann, wenn sie über einen starken Willen verfügt und sich auf ihre Stärken und ihren Mut besinnt.

In dem spannenden ersten Teil von Todd Lockwoods neuer Fantasy-Trilogie spitzen sich die Schwierigkeiten für Maia und ihre Mitstreiter von Beginn an langsam immer weiter zu und haben noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht. Freunde und Leid, Hoffnung und Enttäuschung, Leben und Tod liegen in dem Buch sehr nahe beieinander. Fantasyleser, die Geschichten mit Drachen lieben, werden mit Sicherheit viel Spaß mit dem Buch haben, wobei es jugendliche Leser ebenso fesseln wird wie „alte Hasen“. Der Schluss ist zwar offen, aber - ohne reißerischen Cliffhanger - so rund und zufriedenstellend gestaltet, dass man das Buch entspannt zuklappt und sich auf den nächsten Teil freut.


Figuren
Maia
, ein selbstbewusstes, sympathisches Mädchen, das zusammen mit ihren Brüdern in der väterlichen Drachenzuchtstation lebt und arbeitet. Mit ihrem Bruder Darian verbindet sie eine Art Hassliebe, die sich im Buch immer weiter zuspitzt. Maia wünscht sich mehr als alles andere ein eigenes Drachenküken und ist auch bereit Risiken einzugehen, um endlich eines zu bekommen.
Das Wilddrachenküken Kirr wird von Maia unter Lebensgefahr gerettet und aufgezogen. Das kluge Drachenweibchen ist ein wichtiger Anker und die perfekte Gefährtin für Maia.  
Hauptmann Rov aud Reanag, ein erfahrener Lanzenreiter, kommt am Nesttag am Aery an und übernimmt in späterer Folge dessen Verteidigung. Er ist ein harter Krieger, der ein ganz persönliches Interessen am Drachenhort hat.
Bellua an Reitleh, ein arroganter und von sich überzeugter Priester macht Maia das Leben recht schwer und ruft mit seinen Einmischungen den machthungrigen Prälat Addai und seine gnadenlosen Juza-Kriegsmönche auf den Plan.

Die Harodhi, unterstützt von den widernatürlichen Skrakk fallen immer wieder in Gurvaan ein und hinterlassen Tod und Zerstörung.

Der Autor führt die Figuren durch ihre Handlungen und Dialoge sehr gut ein und zeigt auch die Motive und Wünsche der Haupt- und wichtigen Nebenpersonen. Das Zusammenspiel von Maia und Kirr wird ebenso gut gezeigt, wie die Ausbildung, die Maia und ihr Drachenküken durchlaufen. Die Protagonisten und wichtigen Nebenfiguren entwickeln sich laufend weiter und auch ihre Handlungen haben gut erkennbare Auswirkungen auf sie selbst und ihre Umgebung. Dadurch wirken sowohl die Haupt- und wichtigen Nebenfiguren wie auch ihre Gegenspieler dreidimensional und lebendig.


Aufmachung des Buches
Das Klappenbroschurbuch umfasst 656 Seiten und die Covergestaltung mit den beiden kämpfenden Drachen passt hervorragend zum Thema und zum Genre. Der Rückseitentext gibt einen spannenden Einblick in die Handlung und macht neugierig. Auf der vorderen Innenklappe gibt‘s einen weiteren Blick ins Buch und unter der Klappe eine bunte Karte von Gurvaan. Dem folgen ein Bild des Aerys, eine kleinere Karte und Zeichnungen des genauen Aufbaus eines Aerys.  Auf der hinteren Innenklappe findet man die bebilderte Kurzvita des Autors und die Vitas der beiden Übersetzer. Unter der Klappe wiederholt sich die bunte Karte des vorderen Umschlages ebenso wie das Bild des Aery. 

Das Buch ist in 2 Teile - die jeweils mit einer seitengroßen Zeichnung und einem Prolog beginnen  aufgegliedert. Zusammen umfassen sie 51 durchnummerierten Kapitel. Rund 18 Zeichnungen, die Karten, Grundrisse und einzelne Szenen zeigen, lockern den Text auf, den eine kurze Danksagung abschießt.


Fazit
„Sommerdrache“ ist ein äußerst spannendes und unterhaltsames Fantasyabenteuer, bei dem nach und nach immer mehr Figuren in die Geschichte eingefügt werden, während die Handlung flott voranschreitet. Durch die Ich-Form begleitet man Maia hautnah bei ihren Erlebnissen und entdeckt gleichzeitig mit ihr eine mittelalterlich-fantastisch anmutende Welt, die erst nach und nach ihre Geheimnisse und Herausforderungen offenbart. Das zwar offene, dabei aber „runde“ Ende – ohne Cliffhanger – lässt den Leser zufrieden und neugierig auf den zweiten Teil zurück.

Ein toller Trilogie-Auftakt für alle Fantasyleser und Drachenfreunde, die von der actionreichen und dramatischen Geschichte mehr als begeistert sein werden.


4 5 Sterne


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