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Kategorie: Thriller

In der Kuppel des Berliner Doms hängt eine grausam zugerichtete Tote mit schwarzen Flügeln: Es ist die prominente Dompfarrerin Dr. Brigitte Riss. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel. In den Griff ist die Zahl 17 geritzt. Tom Babylon vom LKA will diesen Fall um jeden Preis. Denn mit diesem Schlüssel verschwand vor vielen Jahren seine kleine Schwester Viola. Doch Tom bekommt eine unliebsame Partnerin für die Ermittlungen. Die Psychologin Sita Johanns fragt sich schon bald, wer in diesem Fall mehr zu verbergen hat: Tom oder der Mörder, der sie beide erbarmungslos vor sich hertreibt.

 

Schluessel 17 

Autor: Marc Raabe
Verlag: Ullstein
Erschienen: 09. Februar 2018
ISBN: 978-3-548-28913-7
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Auch nach fast zwei Jahrzehnten glaubt Tom Babylon nicht daran, dass seine kleine Schwester, die im Sommer 1998 verschwand, tot ist. Gleich mehrere Details des aktuellen Falls stützen diese Theorie und lassen ihn gleichzeitig zu einem unberechenbaren Faktor innerhalb der Ermittlungen werden. Kann er die Rätsel der Vergangenheit lösen und die damit zusammenhängenden Dämonen im Zaum halten?

Marc Raabe ist bekannt für rasante Thriller, die in seelische Abgründe eintauchen wie sonst kaum jemand. Auch diesmal gelingt ihm ein ganz besonderer Coup, der dem Leser mental einiges abverlangt.


Stil und Sprache
Obwohl der Prolog hauptsächlich Andeutungen preis gibt, ist der Leser gleich elektrisiert, denn man spürt sofort unterschwellige Schwingungen, die auf eine Sache hinarbeiten, die nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird. Und genau so kommt es, als man mitten ins Geschehen katapultiert wird, noch bevor eine erste Orientierung stattgefunden hat. Nach dem ersten Schreckensszenario entwickelt sich das Geschehen zweigleisig. Zum einen gibt es den Blick in die Vergangenheit, der immer weitere Details offenbart, die erkennen lassen, worum es eigentlich geht. Zum anderen wird die Haupthandlung natürlich ebenfalls stetig vorangetrieben. Bleibt abzuwarten, inwiefern die damaligen Ereignisse noch immer Einfluss auf die Gegenwart haben und ob diese sogar irgendwann eingeholt werden kann. Der Leser erhält auf jeden Fall relevante Personen, allerdings in wohl definierten Dosen, so dass die Auflösung nicht gleich offensichtlich ist.

Marc Raabe ist ein Meister der Details, die, trotz dessen, dass sie in großer Fülle vorhanden sind, das Geschehen nicht überlagern und ihm keine Trägheit verleihen. Vielmehr nimmt der Leser begierig alle Hinweise auf. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht in einer nie enden wollenden Spirale verliert, denn dann wird auch der Blick für das Wesentliche getrübt.

Von der ersten Seite an wird Spannung aufgebaut, die selbst nach 500 Seiten noch nicht zum Erliegen kommt. Geschickt eingesetzte Wendepunkte und Überraschungsmomente sowie ein lebendiger Erzählstil sorgen dafür, dass die Handlung ständig im Fluss bleibt, auch wenn inhaltlich mal nicht so viel passieren sollte. Da der Leser als Beobachter auftritt, erhält er natürlich einige Informationen schon vor den agierenden Personen, und doch bleibt einiges lange Zeit im Verborgenen. Einzig der Abschluss verfügt über Elemente, die den Leser nicht vollends zufriedenstellen. Sicherlich handelt es sich bei „Schlüssel 17“ um einen Reihenauftakt und eine gewisse Rahmenhandlung muss eingeführt und relativ offen gelassen werden. Dennoch hätte man sich ein oder zwei Antworten mehr gewünscht, die durchaus möglich gewesen wären, ohne die Möglichkeit der Weiterführung zu gefährden.


Figuren
Als Tom Babylon zu einem Einsatz im Berliner Dom gerufen wird, ahnt er noch nicht, welche Türen der Fall öffnen wird. Auf Grund dessen, dass er selbst immer tiefer mit den Ereignissen in Berührung kommt, gelingt es dem Leser, immer weiter hinter die Fassade der Hauptfigur zu blicken. Vor allem die Zwiegespräche mit seiner Schwester, die natürlich nur in seinem Kopf stattfinden, geben einigen Aufschluss über seine Verfassung. Doch auch wenn man einige Aktionen durchaus nachvollziehen kann, findet keine Identifikation statt, es bleibt bei einem eher distanzierten Verhältnis, denn so ganz sicher ist man sich nicht was die Aufrichtigkeit des Charakters angeht.

Man muss kein geübter Beobachter sein, um schnell zu erkennen, dass jede Figur nicht nur ihr eigenes Päckchen zu tragen, sondern auch etwas zu verbergen hat. Niemand lässt sich gerne in die Karten schauen oder gibt von Anfang an sämtliche Geheimnisse preis, doch hier scheint das Ungesagte zu überwiegen. So sollte man dazu übergehen, Handlungweisen und Aussagen der Personen genau zu betrachten, denn dadurch lassen sich einige Eigenschaften ableiten, durch die man wiederum Hinweise erhält, wer auf welcher Seite steht. Um allerdings tatsächlich mit allen warm zu werden und ihre wahren Beweggründe herauszufinden, reicht dieser erste Band noch nicht.


Aufmachung des Buches
„Schlüssel 17“ ist als Klappenbroschur im Ullstein-Verlag erschienen. Das Cover ist tiefschwarz gehalten, Autorenname und Titel glänzen silbern. Den Hintergrund ziert eine ebenfalls silberne Feder, die einen ganz besonderen Bezug zum Inhalt hat, der sich jedoch erst während der Lektüre offenbart. Trotz der Schlichtheit sagt das Titelbild, vor allem im Nachhinein betrachtet, einiges aus und wirkt auch schon im Vorfeld anziehend.


Fazit
Marc Raabe legt nicht nur ein enormes Tempo, sondern auch wieder einen starken Thriller vor. Man darf gespannt sein wie es für Tom Babylon weitergeht. Absolut empfehlenswert.


4 5 Sterne


Hinweise
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