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Grauer Wolf ist ein Indianerjunge, der eigentlich nur mit seinen Freunden spielen möchte, doch zusammen mit den anderen Kindern wird er in eine weit entfernte Schule verschleppt. Das Leben dort ist schrecklich, denn anstelle von Liebe und Aufmerksamkeit, wird er mit militärischem Drill und Strafen erzogen. Auch seine Sprache darf er nicht mehr sprechen und seine Haare werden abgeschnitten. Als das Heimweh immer schlimmer wird, fasst er einen mutigen Plan: Zusammen mit zwei anderen Kindern seines Volkes will er die Flucht wagen und nach Hause zurückkehren. Auf der abenteuerlichen Reise bekommen sie unerwartet Hilfe von Wilbert, einem Tramp.
Eine wahre Geschichte um ein fast vergessenes Verbrechen: Die Erziehung der Indianerkinder in Boarding Schools – erzählt für Kinder.

 

Grauer Wolf 


Autor: Kerstin Groeper
Verlag: Traumfänger Verlag
Erschienen: 15. März 2018
ISBN: 978-3941485594
Seitenzahl: 160 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Amerika ist ein riesiger Kontinent. Er gehörte jahrhundertelang den indianischen Völkern. In den Ländern, die heute die Vereingten Staaten und Kanada heißen, zogen sie umher und schlugen ihre Zelte – die Tipis – dort auf wo es viel Wild gab, denn sie lebten hauptsächlich von der Jagd.
Als aus Europa die weißen Einwanderer kamen, nahmen sie den Indianern immer mehr von ihren Jagdgründen weg, um dort Farmen anzulegen, Siedlungen zu bauen und sogar eine Eisenbahnlinie. Die Indianer wehrten sich lange, aber gegen die Gewehre und die Zahl der Weißen hatten sie zuletzt keine Chance. Sie mussten nun in Reservaten leben – auf Land, das man ihnen zuteilte. Sie durften nicht mehr jagen und sollten ihre alten Bräuche und sogar ihre Sprache aufgeben. Ihre Kinder sollten nach den Vorstellungen der Weißen erzogen werden und in Schulen gehen, die sehr weit von ihren Eltern und ihrem Stamm entfernt waren und dort lernen, „was sie in der weißen Welt wissen müssen“.

Auch Grauer Wolf, ein neunjähriger Lakotajunge muss seine Eltern und die kleine Schwester verlassen und wird in eine solche Schule gebracht.
Er ist dort sehr unglücklich, vermisst seine Familie und hat großes Heimweh. Also fasst er den Plan, zu fliehen und zu seinem Volk zurück zu kehren.
Kerstin Groeper schildert die abenteuerliche Flucht von Grauer Wolf und seinen Gefährten sehr interessant und spannend und gibt dabei einen guten Einblick in das Leben der Ureinwohner Nordamerikas Ende des 19. Jahrhunderts.


Stil und Sprache
Die Autorin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der indianischen Völker. Sie hat die Reservate oft besucht, spricht Lakota – die Sprache der Teton-Sioux – und hat viele Freunde unter ihnen. Von daher beschreibt sie die Erlebnisse von Grauer Wolf und seinen Begleitern sehr authentisch und glaubwürdig. Er ist zwar eine fiktive Figur, aber es ist sehr gut vorstellbar, dass sich sein Schicksal viele Male unter den Kindern seines Volkes so oder ähnlich abgespielt hat.
Kerstin Groeper schildert das Geschehen aus der Sicht eines neunjährigen indianischen Jungen und dem entspricht auch die gewählte Sprache. Sie ist kindgerecht und gut verständlich für diese Altersgruppe, aber auch interessierte Erwachsene werden daran ihre Freude haben. Dabei sind des Öfteren Worte aus der Sprache der Lakota in den Text eingeflochten, aber die Bedeutung ergibt sich beim Weiterlesen aus dem Zusammenhang.


Figuren
Grauer Wolf ist zwar erst neun Jahre alt, doch waren indianische Kinder ihren weißen Altersgenossen in vielen Dingen weit voraus. Sie mussten früh lernen, sich in der Wildnis zurecht zu finden. Sie konnten Spuren lesen und mit Pfeil und Bogen bereits kleinere Tiere erlegen. Die Mädchen halfen ihren Müttern beim Sammeln von eßbaren Pilzen und Beeren und beim Kochen. So macht Rote-Wolke-Mädchen – obwohl jünger als Grauer Wolf und ihr Bruder Kleiner Häuptling – sich auf der gemeinsamen Flucht bereits nützlich und sammelt Holz, zündet Feuer an und bereitet die Jagdbeute zu.
Aber es ist ein sehr langer Weg nach Hause, und die drei sind trotz allem noch Kinder. Daher ist es ein Glück, dass sie unterwegs auf Wilbert treffen, einen Tramp, der ein paar Jahre älter ist als sie und ihnen in mancher schwierigen Situation hilft.

Alle diese Ereignisse sind für die kleinen Leser – und nicht nur für sie – sehr ungewöhnlich und daher interessant und wirklich beeindruckend.
Auch ich habe gehofft und mitgefiebert, ob die drei mutigen Ausreißer ihr Ziel erreichen werden, und ich denke, dass ich damit nicht allein bin.

Aufmachung des Buches
Das broschierte Buch zeigt auf dem Cover ein Zelt – ein Tipi – und ein historisches Foto dreier indianischer Jungen in einer „Boarding School“ - einem Internat, wie sie in den 1890ger Jahren typisch waren. Das Inhaltsverzeichnis umfasst 18 Kapitel,  auf die sich die Handlung verteilt. Viele - meist ganzseitige - schwarz-weiß Illustrationen verdeutlichen das Geschehen und machen die Erzählung gut nachvollziehbar. Die Schrift ist recht groß und die einzelnen Abschnitte nicht zu lang. Eine Karte zum Reise-/Fluchtweg der Kinder und Informationen zur Autorin und zur heutigen Situation der Lakota im Reservat beschließen das Buch.


Fazit
Ein sehr schönes Buch, das den jungen Lesern ein lebendiges und glaubwürdiges Bild von der Lebensweise der indianischen Völker vermittelt, aber auch von der harten Realität und der Unterdrückung durch die Weißen. Meine Empfehlung wäre, dass Eltern es mit ihrem Kind zusammen lesen und besprechen.


4 5 Sterne


Hinweise
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