Ein Mal berühmt sein ...
Wenigstens für 15 Minunten ...
Das ist Lennis großer Traum!
Und dann wird Lenni zufällig Zeuge eines Überfalls und plötzlich zum gefeierten Helden – dabei war es doch gar nicht er, sondern ein umstürzender Turm von Ravioli-Dosen, der den Räuber in die Flucht geschlagen hat! Das Leben als Held gefällt Lenni aber so gut, dass es ihm überhaupt nicht passt, als der Räuber auf einmal auftaucht und sich der Polizei stellen will. Kommt jetzt etwa die ganze Wahrheit ans Licht ...?
Autorin: Katja Reider |
Die Grundidee der Handlung
Lenni und sein Freund Walze würden zu gerne auch einmal berühmt sein und bewundert werden, vor allem, da Lennis Schwester Nela als „Bini“ in einer Fernsehserie mitspielt und ihre Fans hat. Als Lenni eines Tages für ein paar Minuten auf den Kiosk „Spätkauf“ aufpasst und den kurz abwesenden Ladenbesitzer Otto vertritt, marschiert ein Typ mit einer roten Strumpfmaske in den Laden und verlangt 10 Euro. Der Räuber stolpert jedoch über eine Raviolidosenpyramide und flüchtet unverrichteter Dinge. Kaum ist Otto wieder zurück, sieht er das Dosenchaos und erfährt vom versuchten Raubüberfall, alarmiert er auch schon die Polizei. Obwohl er beim versuchten Überfall nicht dabei gewesen ist, spielt er sich in den Vordergrund und erzählt er den Beamten seine Sicht über den ganzen Ablauf des Geschehens. Lenni erfährt so in Rekordzeit, wie schnell sich die Geschichte über sein vermeintliches Erlebnis – die nicht einmal richtig sein muss – blitzschnell selbständig macht und welche Folgen es nach sich ziehen kann, wenn Erwachsenen einem Kind nicht zuhören (wollen). Auch der verhinderte Räuber ist mit der offiziellen Version, die in den Zeitungen noch zusätzlich aufgebauscht wird, überhaupt nicht einverstanden und verlangt von Lenni, dass er die Geschichte richtig stellt, denn sonst ...
Die Idee, dass ein Junge in eine ungewöhnliche Situation verstrickt wird und ihm dann – nachdem er nicht sofort den Mut aufbringt, sich mit seiner Version der Geschichte durchzusetzen – die Kontrolle über die Berichterstattung seines Abenteuer entgleitet, wurde kindergerecht und kurzweilig umgesetzt.
Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Sicht des 10jährigen Lenni geschrieben. So kann man die Gedanken, Meinungen und Gefühle des Jungen gut nachvollziehen und ist so immer hautnahe am Geschehen dran. Die Sprache ist sehr gut an die angepeilte Altersgruppe angepasst, allerdings könnten einige Ausdrücke vielleicht noch nicht so bekannt sein. Kindergerecht, unkompliziert und „frei von der Leber weg“ und mit etlichen typisch jugendlichen Bezeichnungen und Ausdrücken gespickt, liest sich das Abenteuer sehr unterhaltsam und kurzweilig. Die Dialoge sind den Charakteren angepasst und die Handlungen passen auch altersmäßig sehr gut zu den einzelnen Figuren. So agieren Erwachsene sehr erwachsenenmäßig und teilweise ziemlich sensationsgierig und es werden den jungen Lesern bestimmt auch andere Verhaltensweisen ziemlich bekannt vorkommen, wenn sie Lenni bei seinem Abenteuer begleiten. Die Sensationsgier der Bekannten und der Presse, die nervige große Schwester und die Handlungsmöglichkeiten von Lenni und Walze sind gut nachvollziehbar.
Auch die einzelnen Schauplätze werden sehr plastisch beschrieben, sodass man sich gut in die unterschiedlichen Situationen hineinversetzen kann. Hilfestellung leisten da natürlich die zahlreichen schwarz/weißen Illustrationen von Dominik Rupp, der in seinen Zeichnungen immer wieder Szenen aus dem Buch aufgreift und zusätzlich fassbar macht.
Lenni kämpft mit so manchen Problemen, die Jungs in seinem Alter so haben können. Angefangen mit den Überlegungen, welchen Beruf er einmal ergreifen soll über die Scharmützeln zwischen ihm und seiner großen Schwester, bis hin zu der unangenehmen Eigenschaft Erwachsener, einem Kind einfach nicht zuzuhören, weil sie der Überzeugung sind, bereits alles zu wissen. Auch Lennis Gefühlsleben und seine Gedanken spielen eine große Rolle in der Geschichte. Gleichzeitig erkennt man aber auch deutlich, wie sein schlechtes Gewissen immer wieder mit dem Stolz, für etwas gelobt zu werden und kurzzeitig „berühmt“ zu sein, ringt.
Auch die enge Freundschaft zwischen Walze und Lenni wird durch dieses Abenteuer kurzzeitig ziemlich auf die Probe gestellt. Echte Freunde, falsche Kumpels, der Wunsch wahr- und ernstgenommen zu werden, Wahrheit und Lüge, sich Gehör zu verschaffen und Dinge richtigstellen, die vielleicht nicht gerade angenehm sind und für seine Handlungen einstehen ... Viele immer aktuelle und wichtige Themen sind in dem Kinderbuch geschickt mit einer spannenden Geschichte verflochten.
Junge Leseratten (ab ca. 8 Jahren), die spannende Abenteuer lieben, werden bestimmt viel Spaß mit dem Buch haben.
Figuren
Der 10jährige Lenni ist ein sehr aufgeweckter Junge, der zusammen mit seinem Freund Walze gerne einmal wichtig und berühmt wäre. Zukunftsideen hätten die beiden ja genug und so haben sie sich sicherheitshalber schon einmal beim BKA beworben, denn Verbrechen aufzuklären, wäre ja etwas ganz Tolles. Nela, Lennis etwas zickige, große Schwester spielt die „Bini“ in einer Daily-Soap, bekommt Fanbriefe und hat auch etliche Followers im Netz. Sie spannt ihren Bruder gerne für all das ein, was sie selber nicht machen will und bezahlt mit Süßigkeiten. Otto, der gemütliche Besitzer des „Späti“ kommt mit Lenni gut aus und vertraut ihm sogar für kurze Zeit seinen Kiosk an, als er etwas zu erledigen hat. Nur dumm, dass zu dieser Zeit ausgerechnet ein maskierter Typ in den Laden kommt. Paul ist ein netter Junge, der Otto im Späti hilft, als sich dieser verletzt. Allerdings hat er ein Geheimnis, das Lenni und Walze noch aufdecken werden.
Aufmachung des Buches
Das Buch ist mit einem festen Umschlag versehen, das Coverbild passt perfekt zur Geschichte und der Rückseitentext gibt einen guten Einblick in die Geschichte. Jedes der 13 Kapitel wird mit einer dazupassenden und eigens dafür gestalteten Kapitelnummer eingeleitet. Rund 20 S/W Illustrationen von Dominik Rupp begleiten den Text und zeigen ausgewählte Situationen der Geschichte. Die Schriftgröße und der Zeilenabstand kommen den jungen Lesern sehr entgegen und der Schreibstil und die Ausdrücke sind dem Alter angemessen, wobei möglicherweise einige junge Lesemäuse mit Begriffen wie „Followers“ oder „Dailiy Soap“ noch nicht so viel anfangen können. Der Geschichte ist eine kurze Erklärung zum Zitat von Andy Warhol „15 Minuten berühmt sein“ angefügt. Die bebilderten Kurzvitas der Autorin Katja Reider und des Illustrators Dominik Rupp sind am Schluss zu finden.
Fazit
"Das Ravioli-Chaos" ist eine sehr kurzweilige und unterhaltsame Geschichte für lesebegeisterte Kinder ab ca. 8 Jahren, die spannende Erzählungen lieben, die in der Ich-Form geschreiben sind. Ein tolles Mitbringsel für junge Lesemäuse.
Hinweise
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