Smaller Default Larger

Schlafes Bruder, so nennt man den Tod. Und tatsächlich wirkt Sanna, als sei sie nur friedlich eingeschlafen. Doch Kimmo Joentaa weiß, dass eine tödliche Krankheit seine Frau besiegt hat, auch wenn er ihren Tod noch nicht begreifen kann. Auch die junge Frau in seinem aktuellen Mordfall scheint nur vom Schlaf überrascht worden zu sein. In Wahrheit hat der Täter sie mit einem Kissen erstickt. Für Kimmo Joentaa, Polizeiinspektor im finnischen Turku, gerät die Suche nach dem Mörder, der seinen Opfern das Leben im Schlaf raubt, zu einer Suche nach einem Leben ohne seine geliebte Sanna …

 

Eismond 

Autor: Jan Costin Wagner
Verlag: Goldmann Verlag
Erschienen: Juli 2005
ISBN: 978-3442457571
Seitenzahl: 320 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Den Kern des Romas bildet der zu frühe Tod von Kimmo Joentaas geliebter Ehefrau Sanna. Die Bewältigung dieser Trauer sensibilisiert den labilen Ermittler im südfinnischen Turku für den Mord an einer ebenfalls jungen Ehefrau. Während der Ermittlungen kreisen seine Gedanken immer wieder um seine geliebte Sanna und er kommt durch seinen Verlust und der tiefen Trauer dem psychisch instabilen Mörder emotional sehr nah.

„Eismond“ ist der Auftakt der Reihe um Kimmo Joentaa. Joentaa kann dem Tod nicht entrinnen und im Laufe des Romans entfaltet sich eine besondere Affinität zum Tod und zum Seelenleben des Mörders. Aus diesen wenigen Komponenten entwickelt sich ein spannender Krimi mit all seinen irrationalen Abgründen.


Stil und Sprache
In einer reduzierten Erzählweise entsteht eine unglaublich dichte Atmosphäre. Die Idylle am See hinter Joentaas Haus, der ihn an seine glückliche, aber kurze Ehe erinnert; die kurzen, aber treffenden Landschaftsbeschreibungen; die traurigen Gedanken des Ermittlers und des Mörders. Es begegnen uns zum Teil überspitzte Bilder eines friedlichen Lebens mit der düsteren Vorahnung, dahinter lauere eine Gefahr, die jeden Moment ihre Maske fallen lässt.

Der ruhige Erzählfluss mäandert durch die Psychologie des Tötens und wird nur durch die Lakonie einer unaufgeregten Aneinanderreihung der Ereignisse und Betrachtungsweisen unterbrochen.


Figuren
Der Tod in all seinen Facetten ist die zentrale und bedeutsamste Figur in diesem Kriminalroman. Schon in den ersten Seiten erleben wir, wie schmerzhaft es ist, wenn das Unausweichliche zu früh kommt: Sanna, die Frau von Kommissar Kimmo Joentaa stirbt mit fünfundzwanzig Jahren an der Hodgkinschen Krankheit, einer Form des Lymphdrüsenkrebses. Sie schläft friedlich ein und Joentaa liegt im Bett neben ihr, als sie die Augen für immer schließt. Es war ein ruhiger, fast sanfter Tod. Ebenso sanft geht Joentaa mit seiner Trauer um. Ein schwerer Schicksalsschlag, der seine Wahrnehmung verändert und ihn empfänglich für die Gefühlswelt des Mörders macht. Der Tod im Schlaf wird hier zum Leitmotiv.

„Eismond“ ist kein klassischer Whodunnit, es ist ein sehr filigraner Krimi, durchsetzt mit den vielen Unbillen des Lebens. Wagner räumt dem Mörder viel Raum ein. Der Leser nimmt teil an dessen Gedanken, beobachtet ihn beim Morden, weiß lange vor der Polizei, dass er ein emotionales Wrack ist. Das erste Mordopfer wird beinahe „zärtlich“ erstickt. Nach dem Mord trinkt er im Haus des Opfers ein Glas Wein. Seine verwirrende Vorgehensweise beim Töten zeigt eine tiefgehende Innenschau.

Ketola, Joentaas Vorgesetzter, ist der Antipode des ruhigen und sanften Ermittlers. Bei Ketola wechseln schnell die Phasen des Jähzorns und der inneren Ruhe. Wobei die Reizbarkeit immer mehr außer Kontrolle gerät. Dennoch wird  man dieser Figur mit dieser Beschreibung nicht gerecht. Ketola ist neben seiner Reizbarkeit ein liebevoller Vater, der sich um seinen drogenabhängigen Sohn sorgt, und findet fürsorgliche Worte für seine Mitarbeiter. Die Ausbrüche scheinen nur grundlos aus ihm herauszubrechen.

Die Figuren gehen unter die Haut. Sie sind fein gezeichnete Psychogramme, widersprüchlich, distanziert, gefühlvoll. Wagner folgt seinen Charakteren bis ins Unterholz von Trauer, Vereinsamung und der eigenen Existenzberechtigung.


Aufmachung des Buches
Ein handliches Taschenbuch mit einem Ausschntt des Bildes „Trio a capella“ des eher unbekannten Künstlers Albert Alexander Paul Rouffio.


Fazit
„Eismond“ sprengt die Grenzen des Krimigenres. Er ist einfühlsam, bewegend, tieftraurig und brillant erzählt.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo