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Kategorie: 1450 – 1600 Renaissance

Herrscherinnen, Rivalinnen, Liebende
Ein kurzer Blick in die Augen von Katharina von Aragón genügt, und Margaret Tudor weiß: Auf ewig wird ihr Schicksal miteinander verbunden sein – ob in Aufstieg oder Fall. Wenig später ist Katharina Königin von England. Margaret heiratet den schottischen König und sichert so den Frieden zwischen den beiden Ländern. Doch das Bündnis hält nicht lange. Margarets Mann fällt in der Schlacht, Katharina verschleppt seine Leiche als Trophäe nach England – und beide Frauen werden zu Feindinnen. Ein leidenschaftlicher Reigen voller Ränkespiele entspinnt sich, und nur eines ist sicher: Nie lässt sich das Band, das die beiden Herrscherinnen verbindet, lösen.

 

Wolfsschwestern 

Originaltitel: Three Sisters - Three Queens
Autor: Philippa Gregory
Übersetzer: Anja Schünemann
Verlag: Rowohlt TB
Erschienen: 22. September 2017
ISBN: 978-3499291159
Seitenzahl: 640 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nach den beiden erfolgreichen Reihen über die „Damen der Rosenkriege“ und die Frauen Heinrichs VIII. legt Philippa Gregory mit „Wolfsschwestern“ den ersten Band ihrer neuen Serie „Das Erbe der Tudors“ vor. Im Mittelpunkt steht diesmal Margaret Tudor – Königin von Schottland – die ältere Schwester König Heinrichs. In den meisten Büchern über ihn und seine Familie wird sie – wenn überhaupt – nur am Rande erwähnt, da sie bereits mit 12 Jahren England verließ, um James IV. von Schottland zu heiraten. In diesem Buch schildert die Autorin ihre Geschichte lebendig, spannend und mit großer historischer Genauigkeit.


Stil und Sprache
Wie fast alle ihre Romane erzählt Philippa Gregory auch „Wolfsschwestern“ in der Ich-Form und im Präsenz - lässt also hier Margaret Tudor selbst zu Wort kommen - und schafft so eine große Nähe zwischen ihr und ihrem Publikum. Zwangsläufig erlebt der Leser die Ereignisse und Personen also ausschliesslich aus Sicht der -  anfangs zwölfjährigen - Prinzessin, erfährt etwas über ihre Familie und das Leben am Hofe Heinrichs VII., ihre Verbundenheit mit ihrem älteren Bruder Arthur und ihre erste Begegnung mit ihrer Schwägerin Katharina v. Aragon.
Man spürt, wie intensiv die Autorin sich mit dieser Epoche auseinander gesetzt hat. Es gelingt ihr mühelos, das frühe 16. Jahrhundert so anschaulich und farbig darzustellen, dass man sich jederzeit ein gutes Bild davon machen kann. Auch der Wechsel von den glanzvollen, luxuriösen Schlössern Englands auf die kargen, wehrhaften, teilweise ärmlichen Burgen Schottlands ist sehr gut und nachvollziehbar gelungen. Der historische Hintergrund, die Rivalität zwischen beiden Ländern und die weiteren Ereignisse, die sich daraus ergaben, sind sehr gut in die Handlung integriert.
Der Schreibstil liest sich angenehm und flüssig, die schöne, der Zeit entsprechende Sprache tut ein übriges, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.


Figuren
Alle wichtigen Personen des Romans sind historisch und da es sich bei ihnen um Angehörige der Königshäuser Tudor und Stewart und ihre engsten Ratgeber und Höflinge handelt, ist ihr Leben und Handeln teilweise sehr gut dokumentiert. Philippa Gregory hält sich daher sehr nah an die von ihnen bekannten Daten. Heinrich VIII. ist wohl der berühmteste Herrscher Englands – nicht zuletzt durch seine 6 Ehen und die daraus resultierende Gründung der anglikanischen Kirche. Sein Einfluss auf das Leben seiner Schwester ist sehr groß, er betrachtet sie quasi immer noch als Tudorprinzessin, fordert ihre Loyalität ein und bringt sie damit mehr als einmal in Zwiespalt mit ihrer Stellung und ihren Verpflichtungen als Königinmutter und Regentin von Schottland.
Katharina von Aragon tritt in diesem Buch nur zweimal persönlich auf. Die beiden Schwägerinnen kennen sich nur kurz, als Margaret zur Hochzeit mit James IV. aufbricht und sehen sich erst 14 Jahre später wieder. Bis dahin bleiben nur schriftliche Mitteilungen, genauso, wie mit ihrer Schwester Mary, die mittlerweile Königinwitwe von Frankreich und dann Herzogin von Suffolk geworden ist.
Man kann annehmen, dass der Kontakt nach dem Tod des schottischen Königs in der Schlacht von Flodden zunächst abgebrochen ist, aber Margaret ist auf die Unterstützung ihres Bruders angewiesen und muss daher bald einlenken.
Wie die Autorin in ihrem Nachwort bemerkt, gibt es über Margaret Tudor – Königin von Schottland und zeitweilige Regentin für ihren unmündigen Sohn Jakob V. – kaum Biografien. Von daher hatte Philippa Gregory viel Raum, sie – basierend auf dem bekannten äußeren Verlauf ihres Lebens – mit ihren Gedanken und Gefühlen zu charakterisieren. Sie tut das mit großem Einfühlungsvermögen und zeigt die Prinzessin und spätere Königin als Frau, die einerseits stolz auf ihre Herkunft und sich ihres hohen Ranges bewusst ist, andererseits aber sich nach Liebe und persönlichem Glück sehnt und bereit ist, sich dafür über die Zwänge – die die damalige Zeit einer Frau auferlegte – hinweg zu setzen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt auf blauem Grund eine gekrönte, rot-weiße Tudorrose mit goldverzierten Blättern. Titel und Name der Autorin sind in großen – ebenfalls goldenen – Lettern aufgeprägt.
Eine Karte von England, Schottland und Wales von 1501 ist an den Anfang gestellt, es folgen 2 Stammbäume der Häuser Tudor und Stewart aus dem gleichen Jahr. Die Handlung umfasst den Zeitraum von November 1501 bis Sommer 1533 und ist in viele, verschieden lange und mit Ort und Datum versehene Kapitel aufgeteilt. Ein Nachwort zur Historie und eine umfangreiche Literaturliste beschließen das Buch.


Fazit
Philippa Gregory hat schon viele Romane über die Dynastie Tudor geschrieben. Dabei ging es aber bisher in erster Linie um Heinrich VIII., seine Frauen und seine Töchter Maria I. und Elizabeth I. Seine Schwestern Margaret und Mary tauchten meistens nur in den Stammbäumen – falls im Buch vorhanden – auf und sind dem breiten Publikum daher kaum bekannt. Umso mehr habe ich mich gefreut, nun endlich einmal ausführlich über sie lesen zu können.
Margaret Tudor ist – historisch gesehen – eine wichtige Person: Sie ist die Großmutter von Maria Stuart und ihrem Gatten Henry Darnley, und über sie war deren Sohn James VI. der legitime Erbe des englischen Throns, den er 1603 als James I. bestieg.
Die heutige Queen Elizabeth II. stammt in direkter Linie von Margaret Tudor ab.

Ein schöner Roman über eine sehr interessante Frau, die es mehr als verdient hat, aus dem Schatten ihrer 6 Schwägerinnen heraus zu treten.
 

4 5 Sterne


Hinweise
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