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"Wieso hast du nur ein Ohr?", fragte ich den Kater, und er erklärte es mir.

Hilde Domins wunderbar poetische Geschichten über den kleinen Kater Gogh erscheinen anlässlich des 100. Geburtstags der bedeutenden Lyrikerin erstmals vereint als Kinderbuch.
Wie in ihren Gedichten, so geht es Hilde Domin auch hier ums Anderssein, Fremdsein, um Zivilcourage und Freundschaft.
Alexandra Junge gelingt es meisterhaft, mit ihren ausdrucksvollen und einfühlsamen Bildern die Geschichten weiterzuerzählen.

 

Autor: Hilde Domin
Illustrationen: Alexandra Junge
Verlag: Fischer
Erschienen: 2009
ISBN: 9783596853601
Seitenzahl: 63 Seiten

 

Die Grundidee der Handlung
Eines Tages landet die Erzählerin mit einem Flugzeug auf einer wunderschönen Insel, auf der die Menschen braun wie Milchkaffee sind. Sie lebt sich schnell ein und findet eines Tages eine einohrige Katze, die sie mit nach Hause nimmt. Sie tauft das Tier auf den Namen Gogh, nach dem Maler, der sich ein Ohr abgeschnitten hat. Da die Katze anders ist, steht sie unter Generalverdacht. Immer wenn ein Huhn getötet wird oder etwas anderes schlimmes passiert, beschuldigt man die einohrige Katze, obwohl sie nachts eingesperrt und sogar an der Leine geführt wird. Die Schuldigen sind meist die Angorakatzen des Tischlers, die allerdings niemand verdächtigt, weil sie so schön sind. Eines Tages zieht ein unsympathischer Nachbar ein, der bald schon ein Huhn verliert. Sofort wird Gogh verdächtigt. Die Erzählerin muss mit dem Kater sogar zur Polizei, wo der Nachbar eine Menge Geld für sein getötetes Huhn haben will. Zum Glück kommt aber die Köchin Ophelia vorbei, die alles aufklärt. Sie hat beobachtet, wie die Angorakatzen das Huhn getötet haben - und die Frau des Nachbarn soll es auch gesehen haben. Gogh wird freigesprochen und bekommt sogar noch ein Attest darüber ausgestellt, dass er trotz seiner Einohrigkeit ein guter Kater ist.


Darstellung der Bildgeschichte
Hilde Domin schreibt ungeheuer poetisch. Das ist man von Kinderbüchern fast nicht gewöhnt - jammerschade! Kinder finden poetische Geschichten nämlich auch wunderschön! Bereits auf der ersten Seite hat mich die Sprache Domins gefangen genommen. Der Text zergeht einem beim Vorlesen förmlich auf der Zunge und bei jeder Zeile merkt man, dass Hilde Domin eine der größten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts ist. Zeitlos schön und weise sind die Geschichten um den Kater Gogh. Hier handelt es sich übrigens um das einzige Kinderbuch von Hilde Domin.
Das Thema Fremdsein/Anderssein wird spannend und gefühlvoll aufgegriffen.
Der Text ist übrigens autobiographisch geprägt. Hilde Domin und Erwin Walter Palm landeten nach achtjährigem Exil in Italien und England in der Dominikanischen Republik, wo die Dichterin tatsächlich eine einohrige Katze hatte, die ihr zugelaufen war. Genaueres über die Hintergründe erfährt man im Nachwort dieses Buches.

Alexandra Junges Bilder passen hervorragend zum starken Text Domins. Bereits auf der ersten Doppelseite wird man in die zauberhafte Welt der Insel entführt. Ein Schwarm grüner Papageien zieht am Betrachter vorbei. Die Insel und ihre Bewohner werden liebevoll und frei von jeglichem Kitsch dargestellt. Gogh tritt als charakterstarke Kater in Erscheinung, der furchtsam, mutig oder weise sein kann. Junge hat auch einige richtig witzige Ideen umgesetzt, z.B. die Henne mit Küken, die mit Geld aufgewogen wird.
Text und Illstrationen harmonieren sehr gut. Junge hat es geschafft, die starke Vorlage kongenial zu illustrieren. Hilde Domin hätte sicher ihre helle Freude an den Bildern.


Aufmachung des Buches
Das Bilderbuch ist fest gebunden. Auf dem Cover ist eine nächtliche Insellandschaft abgebildet - die Insel, der Kater und der Mond auf dem Rücken. Gogh blickt uns aus eigenwilligen Katzenaugen entgegen. Das Umschlagbild finde ich sehr schön. Es hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt - zumal der Titel schon eine wunderschöne Geschichte vermuten lässt.


Fazit
Vom Verlag wird das Buch ab 9 Jahren empfohlen. Es eignet sich aber auch für jüngere Kinder. Vorher sollte man es aber schon selbst durchlesen, da einige Stellen (z.B. abgeschnittenes Bein) für ganz kleine Kinder vielleicht etwas viel sind. Ansonsten ist das Buch weise, wunderschön illustriert und voller Poesie. Mehr kann man sich von einem Kinderbuch eigentlich nicht wünschen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den
Fischer-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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