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Zerbrochene Herzen – überraschende Freundschaften
Der reiche, schrullige Menschenhasser Jonathan Haber hat sich beide Arme gebrochen. Notgedrungen sucht er nach einer Haushaltshilfe, aber keine erträgt den mürrischen Einzelgänger länger als ein paar Tage. Erst als die burschikose, etwas chaotische Lena auf dem abgeschotteten Stuttgarter Anwesen auftaucht, ändert sich etwas. Lena steht Jonathan an schlechter Laune und rüdem Benehmen in nichts nach. Der Millionär erkennt sein Spiegelbild und beginnt sich dafür zu interessieren, warum Lena so ist, wie sie ist.

 

Zwei Likes fuer Lena 

Autor: Jürgen Seibold
Verlag: Silberburg Verlag
Erschienen: April 2017
ISBN: 978-3-8425-2025-7
Seitenzahl: 288 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Jonathan Haber hat sich von den Menschen um sich herum zurückgezogen und sich auf seinem Anwesen schier „eingeigelt“. Da er es sich leisten kann, hält er telefonisch Kontakt mit Rania Mohlfeidt von der Agentur Wish & Weck, die sich um seine Bedürfnisse kümmert und das ganze „Drumherum“ für ihn managt. Das geht solange gut, bis er sich bei einem dummen Unfall beide Handgelenke bricht. Dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als Hilfe zu suchen und anzunehmen. Doch es ist nicht leicht, mit ihm zusammenzuleben und so dauert es nicht lange und er steht auf der „schwarzen Liste“ der Pflegekraftanbieter. Unterdessen entdeckt die resolute Lena Rohland, dass sie von ihrem Freund betrogen wird. Sie ist ziemlich durch den Wind, reagiert über und verliert als Folge ihren Job als Altenpflegerin. Da sie dringend eine neue Anstellung braucht und der kauzige Jonathan Haber eine erträgliche Pflegerin sucht, kreuzen sich die Wege der Beiden. Durch Lena beginnt sich Jonathan seiner Umwelt wieder zu öffnen. Langsam entwickelt sich eine vorsichtig-freundliche Beziehung zwischen Patient und Pflegerin in der jedoch beide bald erkennen müssen, dass manche (gut gemeinte) Handlungen nicht immer so positiv wie beabsichtigt bei dem Gegenüber ankommen.

Die Idee ist zwar nicht neu, allerdings wurde bei diesem Buch das Hauptaugenmerk auf den männlichen Part gelegt, sodass man die Geschichte einmal aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachten kann.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der dritten Person geschrieben und hauptsächlich aus der Sicht von Jonas Haber erzählt. Das ist zwar ungewohnt, aber auch die Prise „anders“, da in vielen ähnlichen Büchern oft eher aus der Sicht der weiblichen Hauptperson erzählt wird. Der Schreibstil ist flüssig, unkompliziert und passt hervorragend zur Geschichte. Auch die Ausdrücke entsprechen dem Genretyp und so gibt es keine wesentlichen Überraschungen.

Die Schauplätze wurden gut ausgearbeitet, so dass man sich die einzelnen Orte und Szenen gut vorstellen kann. Die Geschichte folgt einem roten Faden und da die Handlung hauptsächlich aus den Augen der männlichen Hauptperson verfolgt wird, erfährt man zwar viel aus Jonathan Habers, aber recht wenig über Lenas Gefühlswelt. Das hat zur Folge, dass man sich bald gut in Jonathan hineinversetzen und seine Entwicklung verfolgen kann, jedoch Lena in der Beschreibung und Figurenentwicklung irgendwie „durch den Rost fällt“.

Einige Szenen und Handlungen finde ich persönlich etwas überzogen und daher leicht unglaubwürdig. Lenas Reaktion auf die Untreue ihres Freundes, ihre buchdurchziehende Zickigkeit und Resistenz gegenüber den Hilfsbemühungen ihrer Freunde, war zeitweise durchaus etwas nervig. Jonathan Haber, der als menschenfeindlicher Griesgram in die Geschichte eingeführt wurde, der keinen Kontakt mit seinen Mitmenschen wünscht, öffnet sich Lena gegenüber unfassbar schnell. Es war irgendwie recht irritierend, wie schnell er vom Menschenfeind zum interessierten Mitbewohner mutiert, der die Gesellschaft seiner Pflegerin zu schätzen weiß und genießt. Auch die Hintergrundinfo, warum er der Gesellschaft der anderen Menschen abgeschworen hat, kam irgendwie nicht so richtig nachvollziehbar „rüber“.

Bei der Erzählung selbst hat man manchmal den Eindruck, dass die Geschichte teilweise so rasch voranschreitet, dass einige Entwicklungen und Szenen doch sehr abrupt und plötzlich wirken. Meiner Meinung nach wären etwas mehr Hintergrundinformation zu Jonathan Haber und eine sichtbarere, persönliche Entwicklung von Lena durchaus wünschenswert gewesen. Auch im zwischenmenschlichen Bereich wäre noch eine Menge Spielraum sowie reichlich Konfliktpotential vorhanden gewesen, das jedoch nicht wirklich ausgeschöpft werden konnte.

Insgesamt liest sich die Geschichte jedoch leicht und kurzweilig. Romanliebhaber, die eine unterhaltsame Lektüre mit amüsanten Geplänkel zwischen den Hauptpersonen zu schätzen wissen, werden bestimmt viel Spaß mit dem Roman haben.


Figuren
Jonathan Haber, ein Griesgram, der mit anderen Menschen nichts zu tun haben möchte - und sich aufgrund seines Vermögens diesen Spleen auch leisten kann - verlässt sich bei allen Angelegenheiten völlig auf Frau Rania Mohlfeidt der Agentur Wish & Weck. Zwar weiß keiner, warum er nicht unter Menschen geht, aber da man ihn als zurückgezogenen Sonderling kennt, ist das halt so. Erst als er sich die Hangelenke bricht und auf die Hilfe einer Pflegerin angewiesen ist, beginnt sich gezwungenermaßen sein Alltag zu verändern und er beginnt sich – durch den regelmäßigen Kontakt mit seiner neuen Pflegerin – über sein Leben und auch über ihr Leben Gedanken zu machen.
Lena Rohland arbeitet als Altenpflegerin in einem Seniorenheim und lebt mit Ralf, einem Bereichsleiter eines Versicherungskonzerns zusammen, den sie – ganz klischeemäßig – mit einer anderen Frau nach Feierabend im Büro beim Sex erwischt. Enttäuscht, verletzt und zornig kommt es in der Arbeit zu einer Kurzschlusshandlung und zur Entlassung. Durch die Agentur Wish & Weck kommt es zur Anstellung bei Jonathan Haber, für den sich die resolute Lena als ein spannender Hausgenosse entpuppt.
Rania Mohlfeidt, Jonathans Kontaktperson bei der Agentur kümmert sich darum, dass alle seine Wünsche schnell und zuverlässig erledigt werden. Sie kennt ihren Kunden, sorgt für die richtigen Firmen und instruiert sie dahin, dass Jonathan Haber keinesfalls gestört wird. Schließlich ist Jonathan Haber ein unheimlich wichtiger Kunde der Firma.

Die Hauptfiguren wurden recht gut eingeführt, entwickeln sich aber unterschiedlich stark weiter. Insgesamt liegt das Hauptaugenmerk auf Jonathan Haber, daher wurden die Nebenfiguren nur soweit charakterisiert und vorgestellt, als es für die Geschichte unbedingt notwendig ist.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung des 288 Seiten starken, kartonierten Taschenbuches passt gut zur Geschichte und der Rückseitentext macht neugierig. Neun unterschiedlich große und mit einer zusammenfassenden Überschrift versehene Kapitel wurden durch eine Art Sternchen deutlich erkennbar in kleinere Abschnitte unterteilt. Vor der Geschichte über dem Impressum findet sich eine Kurzvita des Autors, und am Ende eine einseitige Danksagung.


Fazit
Eine kurzweilige Zwischendurch- oder Urlaubslektüre für alle, welche die vergnügliche Kombination menschenfeindlicher Griesgram „gegen“ resolute Pflegerin – beide mit Vergangenheit – einmal überwiegend aus der Sicht des männlichen Parts lesen wollen.  


3 5 Sterne


Hinweise
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