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Ein blutiger Krieg, ein genialer Kämpfer und die Geburt eines Mythos
England im 15. Jahrhundert. Nach der Entmachtung seiner Familie und dem Mord an seinem Vater und seinem Bruder setzt der junge John Holland alles daran, es wieder zu Ehre und Ansehen zu bringen und seinen Namen von der Schande reinzuwaschen.
Er wird ein meisterhafter Bogenschütze und steigt im Hunderjährigen Krieg zwischen England und Frankreich zum Heerführer auf. Vor Orléans, der letzten von den Franzosen gehaltenen Bastion, trifft John auf eine verblendete Jungfrau namens Jeanne d´Arc, die die Truppen des französischen Thronfolgers anführt. Er versucht, sie daran zu hindern, den sinnlosen Krieg fortzuführen, der nur weiteres Leid und Tod bringen würde. Doch Jeanne ist von ihrer göttlichen Mission überzeugt ...

 

 Der Herr der Bogenschuetzen


Autor: Mac P. Lorne
Verlag: Knaur
Erschienen: 1. August 2017
ISBN: 9783426520826
Seitenzahl: 702 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
England im Jahre 1399: König Richard II. wird vom Parlament wegen „Tyrannei“ abgesetzt und sein Cousin Henry Bolingbroke – aus dem Hause Lancaster – folgt ihm auf den Thron.  Aber so lange Richard lebt, kann Henry IV. sich seiner Krone nicht sicher fühlen, daher veranlasst er dessen Ermordung und seine Anhänger werden ebenfalls hingerichtet. So auch John Holland – Herzog v. Exeter und Graf v. Huntington – Halbbruder des alten und Schwager des neuen Königs. Seine Witwe wird von ihrem Bruder sogleich wieder verheiratet, seine Söhne zu Pflegeeltern gegeben und alle ihre Titel und Güter eingezogen. Der kleine John erlebt mit 5 Jahren die Trennung von der Mutter und den baldigen Tod seines ältesten Bruders, der ihm auf dem Sterbebett den Eid abnimmt, Ehre und Besitz der Familie wieder herzustellen. Die Verpflichtung, diesen Schwur zu erfüllen, wird fortan Johns Leben bestimmen und ihn Jahre später nach Frankreich in die Schlachten des Hundertjährigen Krieges führen und zur Begegnung mit der „Jungfrau v. Orleans“, die sich von Gott erwählt fühlt, ihr Land von den Engländern zu befreien.

Mac P. Lorne erzählt das wahrhaft abenteuerliche Leben des „Herrn der Bogenschützen“ lebendig, fesselnd und mit großer historischer Genauigkeit.


Stil und Sprache
Der Autor besitzt ein wirklich mitreißendes Erzähltalent. Dass er die Orte der Handlung persönlich bereist hat, lässt seine Beschreibung der Schauplätze ganz besonders authentisch wirken. Man fühlt sich förmlich in das Geschehen hinein versetzt und hat das Schlachtfeld von Azincourt – einen der vielen Höhepunkte des Romans – buchstäblich vor Augen. Gerade dieses Ereignis ist schon sehr oft geschildert worden, aber trotzdem überkommt den faszinierten Leser das Gefühl, das alles noch einmal und – aus der Perspektive der Titelfigur – völlig neu mit zu erleben.
Johns anschließende Begegnung mit König Henry V. ist ein echter Gänsehautmoment und beileibe nicht der letzte. Es geschieht ständig etwas Neues, der Spannungsbogen liegt von Anfang an sehr hoch und wird bis zum Ende mühelos gehalten.

Der lange Krieg hat Frankreich ausbluten und verarmen lassen. Permanente Plünderungen - selbst durch die eigenen Landsleute - Vergewaltigung, Folter und Mord waren an der Tagesordnung. Dazu kamen Hunger und Seuchen. An solchen Grausamkeiten gibt es nichts zu beschönigen und Mac P. Lorne nennt sie beim Namen, mit großer Eindringlichkeit aber ohne Effekthascherei.
Die ausdrucksstarke, bildhafte Sprache ist der jeweiligen Situation angemessen – mit dem König spricht John anders, als mit seinen Bogenschützen – und sie trägt dazu bei, im Leser Interesse und Anteilnahme aufrecht zu erhalten. Man möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht und kann das Buch kaum aus der Hand legen.

Im Wesentlichen werden die Ereignisse wechselweise aus Sicht von John Holland und Jeanne d´Arc erzählt, aber einige wenige Begebenheiten – wie das Treffen auf der Brücke von Montereau oder der verunglückte Kreuzzug des Bischofs v. Winchester gegen die Hussiten – erfordern dann auch einmal eine andere Lokalität.

Figuren
Alle wichtigen Personen dieses Buches sind historisch verbürgt, angefangen von den Königen Englands und Frankreichs und ihren Gattinnen bis zu ihren Verwandten, Kirchenfürsten und militärischen Führern. Über den Hundertjährigen Krieg ist schon sehr viel geschrieben worden und daher sind den an dieser Epoche interessierten Lesern manche dieser großen Namen recht geläufig. Aber mit John Holland stellt Mac P. Lorne eine Figur in den Mittelpunkt, die bisher in keinem – mir bekannten – Roman über diese Zeit erwähnt wird, obwohl er ein enger Verwandter und Heerführer des Königs war und in späteren Jahren sogar der „zweite Mann im Staat“ nach König Henry VI. Seine wahre Geschichte – der Verrätertod seines Vaters, der seinem unglücklichen Bruder Richard II. treu blieb – sein Kampf um die Wiederherstellung von Ehre und Besitz seiner Familie, hat sich tatsächlich so abgespielt. Der Autor beschreibt diesen Mann und sein Schicksal so prägnant und authentisch, so spannend und berührend, dass der Leser einfach mit ihm mitfiebern muss und auf einen guten Ausgang für ihn hofft.

Jeanne, die sogenannte „Jungfrau von Orleans“, hat bisher in den meisten Erzählungen eine breite, positive Zustimmung erfahren. Ein junges unschuldiges Mädchen - von Gott gesandt, den „wahren“ König von Frankreich zur Krönung und sein Heer zum Sieg über die Engländer zu führen - muss ja Sympathie und Mitgefühl erwecken. Unfassbar, dass Charles VII. sie so einfach fallen ließ, obwohl er ihr doch seine Krone verdankte. Er hat aber tatsächlich nicht einmal den Versuch unternommen, ihre Auslieferung an die Engländer zu verhindern oder ihr in irgendeiner Form beizustehen, was nicht eben ein gutes Licht auf ihn wirft.

In seinem sehr interessanten Nachwort geht der Autor explizit auf diese Punkte ein und ich persönlich kann seine Schlußfolgerungen sehr gut nachvollziehen: Ohne Jeannes vermeintlich „göttliche Mission“ wäre der Hundertjährige Krieg wahrscheinlich viel früher beendet worden und hätte erheblich weniger Opfer gefordert.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches ist in mehreren Grautönen gehalten und zeigt einen Bogen mit 5 aufgefächerten Pfeilen, deren Mitte von einer Medaille mit der Abbildung eines Ritters bedeckt wird. Darüber steht der Name des Autors, darunter der Titel in erhaben geprägten Glanzlettern.
Den Anfang machen ein sehr übersichtliches Inhaltsverzeichnis, eine Karte von den Schauplätzen und eine Liste der wichtigsten historischen Personen der Handlung. Diese gliedert sich in 3 Hauptteile und viele - unterschiedlich lange - Kapitel, die datiert und mit Ortsangaben versehen sind und einen Zeitraum von 31 Jahren umfassen. Im Epilog geht der Autor kurz auf das weitere Leben von John Holland ein und beschreibt in den historischen Anmerkungen den geschichtlichen Hintergrund des „Hundertjährigen Krieges“, dessen entscheidende Ereignisse in der folgenden Zeittafel chronologisch dargestellt werden. Ein Glossar und eine Bibliografie komplettieren die gute Ausstattung des Buches.


Fazit
Der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich ist eine Epoche, die mich seit vielen Jahren besonders interessiert und über die ich schon sehr viel gelesen habe. Aber noch nie hat mich das Schicksal eines der Beteiligten so sehr gefesselt und bewegt, wie das von John Holland, Herzog von Exeter und Graf von Huntington. Ich bin dem Autor Mac P. Lorne sehr dankbar, dass er diese interessante Figur aus dem Dunkel der Geschichte heraus einem breiten Publikum bekannt gemacht hat. Und ich stimme seiner Bemerkung aus dem Nachwort uneingeschränkt zu: Wir wissen nicht im Detail, ob die Ereignisse sich tatsächlich genau so abgespielt haben, aber: Sie könnten so gewesen sein  - und das ist für mich persönlich das wichtigste Kriterium für einen guten historischen Roman

 

5 Sterne


Hinweise

Auf seiner Facobook Seite hat der Autor eine Vielzahl sehr interessanter Fotos von den Schauplätzen des Buches eingestellt - beginnend mit dem Datum vom 16.Juni 2017 unter Mac P. Lorne

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