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Ein entlegenes Haus im Wald.
Eine junge Frau mit einer offenen Rechnung.
Und ein Täter, der weiß, dass sein Tag gekommen ist...

Sie ist jung, schön und erfolgreich – die gefeierte Thriller-Autorin Luna Moor. Niemand ahnt, dass sich hinter der makellosen Fassade Abgründe auftun. Denn als heranwachsendes Mädchen war Luna verschleppt worden und entkam nur knapp dem Tod. Nun kehrt sie zurück in das Haus im Wald, das einst ihr Gefängnis war. Sie will die Dämonen ihrer Vergangenheit endlich besiegen – und den Täter, der nie gefasst wurde, auf ihre Fährte locken. Aber ist Luna wirklich das unschuldige Opfer, das sie vorgibt zu sein?

 

Das Porzellanmaedchen 

Autor: Max Bentow
Verlag: Goldmann
Erschienen: 17. Juli 2017
ISBN: 978-3-442-20511-0
Seitenzahl: 384 Seiten 

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Die Grundidee der Handlung
Luna Moor hat als Teenager eine schwere Zeit durchmachen müssen. Ein Unbekannter verschleppte sie und zwang sie zu Dingen, die laut auszusprechen sich Luna bis heute schämt. Durch einen glücklichen Zufall konnte sie damals entkommen, doch natürlich lässt ihre Vergangenheit sie nicht los. Nach einigen erfolgreichen fiktionalen Thrillern möchte sie sich nun an ein ganz besonderes Projekt wagen und hofft damit, nicht nur die damaligen Ereignisse verarbeiten zu können, sondern auch ihrem Peiniger die Stirn zu bieten...

Max Bentow schafft es - auch ohne Nils Trojan ins Spiel zu bringen -, eine bedrückende Atmosphäre zu kreieren, die den Leser in grauenhafte Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt.


Stil und Sprache
„Das Porzellanmädchen“ ist Bentows neuester Coup, fern ab seiner Serie rund um den Berliner Kommissar. Ihm gelingt die Gratwanderung, etwas völlig anderes zu erschaffen, gleichzeitig aber auch seinem Stil treu zu bleiben. Die Erzählung rund um Luna Moor und ihre Erlebnisse liest sich flüssig, fast schon locker-leicht, was jedoch natürlich nicht über die inhaltliche Schwere hinwegtäuscht. Die Ereignisse setzen sich aus Vergangenem, Fiktion und Gegenwart zusammen, so dass bald weder Protagonisten noch Leser wissen, wo die Grenzen zu ziehen sind. Diese Mischung wirkt sich wie ein regelrechter Sog aus, aus dem ein Entkommen schier unmöglich erscheint. Immer mehr Theorien bezüglich der Vorkommnisse setzen sich in den Gedanken des Lesers fest, die scheinbar immer abwegigere Ausmaße annehmen, ähnlich wie die Erzählung selbst.

Der Spannungsaufbau beginnt sehr früh, der Kurvenanstieg jedoch erfolgt ein wenig verzögert. Scheint es zu Beginn noch relativ unspektakulär zuzugehen, nimmt das Tempo plötzlich schlagartig zu, wodurch auch der Bann, der von dem Geschehen ausgeht, immer größer wird. Tatsächliche Wendungen oder Überraschungsmomente nicht nicht zu erwarten, fehlen aber im Gesamtbild auch nicht.

Einziges Manko: Zum Ende hin wird die Geschichte recht vorhersehbar, wodurch das Lesevergnügen minimal getrübt wird. Ein wenig mehr hätte der Leser hier ruhig noch gefordert werden dürfen.


Figuren
Thriller-Autorin Luna Moor möchte mit Hilfe ihres neuen Projekts versuchen, ihre Vergangenheit zu verarbeiten. Als Leser erfährt man, was ihr damals zugestoßen ist und kann dadurch die meisten ihrer Wesenszüge durchaus nachvollziehen. Sie hält sich am liebsten bedeckt und verschlossen, so dass ein konkretes Vordringen in ihr Innerstes kaum möglich ist. Sie lässt jeden nur bis auf die Oberfläche blicken, auch wenn sie sich Leon mit der Zeit ein wenig öffnet. Vieles bleibt in ihr verborgen, weshalb sie eine geheimnisvolle Aura umgibt, die mitunter sogar erschreckend wirken kann. Daher ist der Leser hin und wieder unsicher, inwiefern die Ereignisse tatsächlich der Darstellung Lunas entsprechen.

Auch wenn relativ wenige Charaktere beteiligt sind, stellt die Erzählung hauptsächlich Luna in den Fokus. Dadurch ergibt sich keine Möglichkeit, anderen Personen großartig näher zu kommen. Sie werden ausreichend beschrieben und erhalten diverse Eigenschaften, die durchaus Wiedererkennungswert besitzen, es ist jedoch niemand dabei, dem man sich in näherer Weise verbunden fühlt, es bleibt eine generelle Distanz.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist als Klappenbroschur im Goldmann-Verlag erschienen und bringt mit dem Cover eigentlich genau den Titel auf den Punkt. Das Titelbild zeigt den Ausschnitt eines Gesichts, das vermutlich zu einem jungen Mädchen mit sehr heller Haut, ähnlich Porzellan, gehört. Das strahlend blaue Auge, welches den Leser direkt anblickt, ist zu lebendig, als dass es zu einer Puppe gehören könnte. Ein feiner Riss zieht sich durch die Haut unter dem Auge, an der Nase entlang, als wenn die Fassade zu bröckeln beginnt. Dies lässt sich in weiten Teilen auf die Protagonistin übertragen, weshalb man sehr schnell Luna Moor in dieser Darstellung sieht.


Fazit
Max Bentow zeigt erneut sein Können, den Leser in Angst und Schrecken zu versetzen, allein durch die Kraft der Projektion. Ein gelungener Band, der auch außerhalb der Nils-Trojan-Reihe ein absolutes Lesehighlight darstellt.


4 5 Sterne


Hinweise
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